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Spielwiese. Blick auf das neue Kulturforum von der Neuen Nationalgalerie aus in Richtung Philharmonie. Das Mäuerchen soll vor Straßenlärm schützen.

© Simulation: Grün Berlin/Valentien

Überraschende Pläne für Kulturforum: Nationalgalerie soll zur Eingangshalle werden

Die Neue Nationalgalerie soll nach Ideen der Berliner Museen einen Zugang zum geplanten Neubau erhalten. Architekturhistoriker warnen jedoch vor dem Eingriff und fürchten eine Degradierung des sanierungsbedürftigen Museums.

Für die Neugestaltung des Kulturforums gibt es überraschende Pläne: Nach Überlegungen der für die Neue Nationalgalerie Verantwortlichen bei den Staatlichen Museen soll Mies van der Rohes Ikone der Moderne mit dem westlich davon geplanten Neubau verbunden werden. Die Nationalgalerie würde zum Eingangsgebäude des Museen-Duos, in dem die Kunst des 20. Jahrhunderts ausgestellt werden soll. Die Lösung hätte für die Schau der Kunst Vorteile, Architekturhistoriker aber warnen vor dem Eingriff.

Die geplante Neuordnung der Museen auf dem Kulturforum könnte erklären, warum es für die Sanierung des Baudenkmals noch immer kein Geld gibt. Wie berichtet, arbeitet Architekt David Chipperfield an einem Sanierungskonzept. Seit den 60er Jahren wurden Schäden an der Neuen Nationalgalerie nur notdürftig geflickt. Rost nagt am Tragwerk, zum Skulpturengarten kann man nicht mehr direkt hinaustreten, und es gibt Glasscheiben verschiedener Farben. Sollte eine Verbindung zwischen Alt- und Neubau beschlossen werden, müsste die Sanierung wohl warten, bis ein Architekt gefunden und Geld bewilligt ist. Das kann dauern.

Zu früh für grundsätzliche Entscheidungen

Bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hieß es: „Zur Zeit steht die grundsätzliche Entscheidung des Stiftungsrats über einen Neubau am Kulturforum noch aus.“ Deshalb sei es für Fragen der konkreten Gestaltung noch viel zu früh.

„Es bedarf einer Gesamtkonzeption für das Kulturforum, ein kleinteiliges Wünsch-Dir-Was darf es nicht geben“, sagte Wilfried Wang, stellvertretender Direktor für Baukunst der Akademie der Künste. Wang kennt die Überlegungen für eine Verbindung der Neuen Nationalgalerie mit dem auf dem Nachbargrundstück geplanten Neubau, lehnt „wesentliche Änderungen an der Bausubstanz“ der Nationalgalerie aber strikt ab. Das Gebäude „wurde als flexibles Ausstellungsgebäude geplant“ und „darf nicht zur Eingangshalle eines neuen Museums des 20. Jahrhunderts degradiert werden“. Die Akademie habe sich in die Debatte über das Ensemble eingeschaltet, finanzielle Hilfen könne sie aber nicht leisten.

Auch der US-Architekturprofessor Dietrich Neumann hat von Plänen gehört, über den Skulpturengarten im Tiefgeschoss der Neuen Nationalgalerie eine Verbindung zwischen den Gebäuden zu schaffen. Dazu solle der Garten bis zum Nachbargrundstück erweitert werden, wobei die Stichstraße für den Verkehr gesperrt würde. „Anbauten wie ein Glasdach oder eine Brücke für die Verbindung zum geplanten Neubau wären sehr heikel.“ Allenfalls praktikabel sei eine Lösung wie bei dem ebenfalls von Mies van der Rohe in Houston/Texas gebauten Museum of Fine Arts: Dort schuf Rafael Moneo mit Abstand zum Altbau eine Erweiterung, die vom Mies-Bau über einen Tunnel mit Lichtkunst von James Turrell erreicht werden kann.

Kritik an Ergänzungsbau

„Die Nationalgalerie im Museumsforum ist wie das Parthenon der Akropolis, da darf nichts erweitert werden“, sagte Florian Mausbach, langjähriger Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. Ein direkter Zugang von der Neuen Nationalgalerie in den auf der Rückseite geplanten Ergänzungsbau sei eine naheliegende Lösung. Die Nationalgalerie sei jedoch als Solitär gebaut, der einen separaten Zugang brauche.

Grün wird die Farbe der Kultur

Grün soll das Kulturforum werden, mit von Bäumen gesäumten Wegen zur Philharmonie und einem Pavillon, wo es Eintrittskarten gibt und auch einen Kaffee. Angekündigt hatte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher diese Pläne vor fast drei Jahren, eröffnen sollte das neue Kulturforum im vergangenen Jahr. Nun liegen nach Tagesspiegel-Informationen endlich überarbeitete Pläne vor – und der Antrag auf Fördermittel ist gestellt.

Demnach soll der staubige unwirtliche Ort durch neue Rasenflächen und gepflasterte Wege so umgestaltet werden, dass dort auch einmal eine Veranstaltung stattfinden kann. Der Parkplatz vor der Philharmonie soll verschwinden, Autos sollen künftig nicht mehr die Philharmonie umkurven, nur BVG-Busse dürfen es. Der wohl wichtigste Eingriff aber ist ein neues „Besucherzentrum“ an der Potsdamer Straße. Dort sollen Besucher Informationen über die Kultureinrichtungen im Forum sowie Eintrittskarten erhalten.

Der Bund und die EU sollen zahlen

Vom Besucherzentrum führt ein Weg zum neuen Haupteingang der Philharmonie, der künftig dort ist, wo bisher Autos parken. Der zweite Eingang auf der Rückseite soll erhalten bleiben. Mehr Rasen wollen die Architekten Valentien+Valentien auch anlegen, das kleine Mäuerchen zur Abgrenzung von der Potsdamer Straße soll als „Lärmschutz“ bleiben.

Der Bezirk Mitte soll zusammen mit der landeseigenen Grün Berlin die Pläne umsetzen. „Aber solange kein Geld da ist, bleibt das reine Willensbekundung“, sagt Grün-Berlin-Chef Christoph Schmidt. Der Bund und die EU sollen zahlen, entsprechende „GRW-Mittel“ hatte der Bezirk bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft im Frühjahr beantragt. Damit diese bewilligt werden können, müsse noch die „Bauplanungsunterlage“ geprüft werden, bestätigte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Das soll im kommenden Jahr erfolgen. Unter Umständen könnte mit den Arbeiten „schon in der Sommerpause der Philharmoniker begonnen werden“.

CDU fordert öffentliche Diskussion

Zahlreiche Gespräche und Workshops unter Federführung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher soll es gegeben haben. Auch der Bezirk Mitte und die Kultureinrichtungen seien beteiligt gewesen, hieß es bei Grün Berlin. Auch die Stadtentwicklungsverwaltung teilte mit, nur noch Details des „im Grundsatz abgestimmten Plans“ seien zu klären.

Dem widerspricht der stellvertretende CDU-Fraktionssprecher Stefan Evers: „Die Diskussion über die Gestaltung eines so prominenten Ortes muss öffentlich geführt werden.“ Dies sei noch nachzuholen. Aus diesem Grund veranstalte seine Fraktion am 28. November im Abgeordnetenhaus eine Diskussionsveranstaltung zum Kulturforum .

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