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Berlin: Natur am Tor

Sabine Zelle will das Grün in die Stadt zurückbringen. Balkonkästen dekoriert sie auch im Winter

Von Susanne Leimstoll

Den Garten um die Ecke in der Naunynstraße hat sie auch bepflanzt, hinter dem aus Weidenruten selbst geflochtenen Zaun ein holzverschaltes Beet angelegt. Da wachsen Bohnen drin und Grünkohl, Kapuzinerkresse, Basilikum und blauer Günsel. Wuchern querbeet und auch in aufgeschnittenen Ölfässern. Das Bewässern übernehmen die Mieter: Der Gießplan hängt im Treppenhaus. An der Mauer zum Nachbarn lässt sie Efeu klettern. „Die Besitzer haben gesagt, machen Sie das weg, das ist verboten. Ich hab’ gesagt, warten Sie doch mal ab, das sieht später schön aus. Und jetzt finden alle es ganz toll.“

So macht Sabine Zelle das. Schnappt sich Zinkwannen und gefundene Bottiche, setzt Pflanzen hinein, die in Vorgärten nicht mehr wachsen – Nachtkerze, wilde Möhre, Distel, Klette. Sucht Gewerbetreibende, die ihre Kübel-Kunst vor der Ladentür aufstellen oder im Hof. Seit drei Jahren geht das so und mittlerweile ist eine Geschäftsidee daraus geworden, die sich „Artdoor“ nennt.

„Ich bin keine gelernte Floristin. Ich komme aus der anderen Welt“, sagt Sabine Zelle. „Aus der Bürowelt.“ So war die Hamburgerin früher: immer schick, immer frisch geföhnt. Dann, vor 15 Jahren, fand sie ihren Bio-Kleingarten in Mariendorf, bestückte und hegte ihn, tat das auch für Freunde und Nachbarn. Und die Leute sagten, Mensch, mach’ das doch. Das entspricht dir viel mehr. Heute, mit 46, hat sie verstanden: „Das war immer in mir drin. Alle wussten, dass ich das kann, nur ich nicht.“ Sie zog den Pflanzauftrag für ein 2000-Quadratmeter-Gartengrundstück an Land. „Danach war ich mir sicher, dass ich das machen soll, den Garten in die Stadt tragen. Am besten auf der ganzen Welt.“

Den Abdruck ihres grünen Daumens hinterlässt sie jetzt auch außerhalb Kreuzbergs. Vor kurzem hat sie die Buchmesse im Roten Rathaus gestaltet, jetzt soll ein Platz in Schöneberg begrünt werden. An Wochenenden macht die Gärtnerin Sabine Zelle neuerdings an der Gaststätte „Kuchen-Kaiser“ am Oranienplatz ihren Freiluft-Laden auf.

An einem sonnigen Freitagmorgen steht sie dort: warme Stiefel, Parka überm Pulli. Ein eisiger Wind zottelt an den langen blonden Haaren. Zack, Kapuze drüber, kurz geschnäuzt und dann weiter: blaue Trauben aus ihrem Garten in einer Schale arrangiert, blutrote Zieräpfel daneben und Zapfen in einem Korb. Tannengrün und mit Efeu umwundene Adventskränze aus Eisen auf die Tische. Maiskolben und Hagebutten in Blumenkästen, Lampion-Blumen, Chinaschilf, Konifere, Maisenknödel in kleinen Tontöpfen oder im Wickelkleid aus Kordel. Sie macht, was sie will. Sie nimmt, was ihr begegnet. Es passt ja alles zusammen. Wie in der Natur.

Artdoor Grüngestaltung, Sabine Zelle, www.artdoor.de, Email sabz@freenet.de

Leider haben wir gestern die Adresse des Kerzenkellers von Eve-Marie Tokacsy vergessen: Krausnickstraße 15, Mitte, Tel.: 24342412. Anmeldung für ihre Kurse ist heute von 14 bis 20 Uhr.

Sie wollen Kästen und Kübel unter fachkundiger Anleitung weihnachtlich dekorieren? Kommen Sie zu Sabine Zelles Workshops am 18. und 19.Dezember, jeweils 12 bis 15 Uhr im Artdoor-Garten am „Kuchen-Kaiser“, Leusch- nerdamm 43. Preis: 15 Euro inkl. Grundmaterial (Extra-Dekoration gegen kleinen Aufpreis). Ilona Sommer zeigt Ihnen, wie sie unansehnliche Behälter hübsch verpacken können. Einen Milchkaffee vom Restaurant Kuchen-Kaiser gibt’s gratis. Anm. Telefon 0178-5302347.

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