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Berlin: Naturkost: Alles Bio im Supermarkt

Er ist alles andere als der klassische Bioladen. Und das soll er auch gar nicht sein.

Er ist alles andere als der klassische Bioladen. Und das soll er auch gar nicht sein. Der größte Bio-Supermarkt Berlins, der vor einigen Wochen seine Pforten in der Berliner Straße geöffnet hat, ist eine Neuheit unter den Naturkostgeschäften. Die Betreiber des "Eat Organic" haben auf den typischen farblosen Bioladen-Look verzichtet. Hier schiebt der Kunde seinen bunten Wagen durch helle, breite Gänge und bekommt auf von Designern entworfenen Regalen 9000 verschiedene Artikel angeboten. Alleine an der Käsetheke findet er 200 Sorten, vom Estragon-Käse-Bällchen bis zum Gouda mit Boxhornklee. Nebenan gibt es Frischfleisch von Öko-Rindviechern, das heißt von solchen, die sich zu Lebzeiten auf Brandenburgs Wiesen vergnügen durften, während ihre Artgenossen in engen Ställen mit Silofutter gemästet wurden.

Trotz der riesigen Auswahl verliert der Kunde im "Eat Organic" nicht so schnell den Überblick. In den hölzernen Regalen mit Aluminium-Streben scheint alles wohl geordnet. Große Lampen aus Metall strahlen auf Fenchel und Rosenkohl, Öko-Windeln und Bio-Eis. Martin Springer vom Finanzamt im selben Gebäude steht vor den unzähligen Müslisorten und kann sich schwer entscheiden. Der junge Mann kommt inzwischen in jeder Mittagspause. "Hier ist es nicht so oll und schrappelig wie in anderen Bioläden." Genauso ungewöhnlich wie das Ambiente sind auch die Kunden. Viele, die in ihrem Leben noch nie einen Bio-Laden betreten haben, kommen in den Laden. So wie die 74-jährige Ruth Peters aus Friedenau. Sie hat den Supermarkt vor einigen Tagen durch Zufall entdeckt und ist wiedergekommen. "Wir waren anfangs selber überrascht, von wem wir so alles frequentiert werden", sagt Besitzer Mario Schulz. Die Idee für seinen Laden hat er sich in London geholt. "Wenn man was Neues machen will, muss man sich international orientieren", sagt der Diplom-Kaufmann, der während seines Studiums Bioprodukte auf dem Lichterfelder Wochenmarkt verkaufte. Aus den sechs Quadratmeter Marktstand sind nun 500 geworden. Platz genug auch für ein Bistro, das er ebenfalls speziell fürs "Eat Organic" entwerfen ließ und das schon ab 6.30 Uhr geöffnet hat. Als Tagesgericht gibt es heute Seelachsschnitte mit Kürbissoße für 10.50 Mark. Aber Christiane Cristea aus Charlottenburg hat sich für die Soja-Tofu-Rolle entschieden, während die Mutter neben ihr am langen Holztresen Basilikumsuppe löffelt. Die Preise des "Eat Organic" finden die Frauen angemessen. "Hier ist es nicht teurer oder preiswerter als in anderen Bioläden, aber viel leckerer."

Maria Neuendorf

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