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Berlin: Naturkundemuseum wird vor dem Aussterben bewahrt Ab 2006 soll gebaut werden – mit Geld von Bund und Land. Lottostiftung entscheidet heute über weitere Beihilfen

Die Vitrinen und Ausstellungshallen des Berliner Naturkundemuseums spiegeln wie kein anderer Ort in Deutschland die Vielfalt der Lebewesen wider. Nun soll das seit langem baufällige Museum saniert werden.

Die Vitrinen und Ausstellungshallen des Berliner Naturkundemuseums spiegeln wie kein anderer Ort in Deutschland die Vielfalt der Lebewesen wider. Nun soll das seit langem baufällige Museum saniert werden. „2006 gehen die Bauarbeiten wahrscheinlich los“, sagt Torsten Wöhlert, Sprecher des Wissenschaftssenators Thomas Flierl. Im Investitionsplan des Landes seien für die Jahre 2006 und 2007 zehn Millionen Euro für den Wiederaufbau des zerstörten Ostflügels vorgesehen. Der Bund werde im Rahmen des Hochschulbauförderprogramms 14,8 Millionen Euro beisteuern (siehe Kasten).

Eine wichtige Entscheidung für die Zukunft von Archaeopteryx und Co fällt der Lottobeirat am heutigen Donnerstag. Bei der Sitzung geht es darum, ob die Lottostiftung die Modernisierung der Ausstellung mit finanziert. 8,85 Millionen Euro wurden dem Naturkundemuseum dafür in Aussicht gestellt. In diesem Fall würde die EU noch einmal dieselbe Summe drauflegen.

„Wir wollen damit keine World-Disney- oder Science-Center-Atmosphäre schaffen“, sagt Holger Hackmann, Verwaltungsleiter des Museums. Seinen Weltruf hat das Museum schließlich nicht Computeranimationen zu verdanken, sondern den vielen Originalen. Dinosaurierskelette, Säugetierknochen, Schmetterlinge oder Meteoriten sollen den jährlich 250 000 Besuchern mit vielen Hintergrundinformationen zur Evolution und dem Aussterben von Arten zeitgerecht und auf einer deutlich größeren Ausstellungsfläche präsentiert werden. „Teile der zoologischen Sammlung müssten dringend in klimatisierten Räumen liegen", sagt Dieter Stöffler, einer der drei Museumsdirektoren.

„Das ganze Museum ist in einem Zustand, wie er im 19. Jahrhundert üblich war", sagt Gerhard Neuweiler, Zoologe an der Uni München. Er führte eine Expertenkommission an, die das Museum begutachtet hat. „Es gehört neben den Museen in London, Paris und Sankt Petersburg zu den vier wichtigsten Naturkundemuseen in Europa. Aber es wird auch in der Forschergemeinschaft seinem Ruf nicht gerecht." Nicht zuletzt, weil die dreiköpfige Führung des Museums „heillos zerstritten“ sei. Die Humboldt-Universität, zu der das Museum gehört, habe diesem Zustand „viel zu lange zugeschaut“.

In Kürze wird das Museum einen neuen Generaldirektor und eine neue Struktur bekommen. Einer Aufnahme des Museums in die Leibniz-Gemeinschaft, deren Forschungsinstitute zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert werden, stünde dann nichts mehr im Wege. Berlin wäre so einige Sorgen los. Statt wie heute 8,53 Millionen Euro müsste das Land dann etwa fünf Millionen weniger im Jahr für den Unterhalt des Museums zahlen. Aber die Grundsanierung des Gebäudes sei Voraussetzung für den Eintritt in die Leibniz-Gemeinschaft, sagt deren Geschäftsführer Michael Klein. „Die anderen 15 Bundesländer werden sich nicht an den Bauinvestitionen beteiligen.“ Trotzdem sei eine Aufnahme im Jahr 2006 durchaus denkbar.

„So nah wie jetzt waren wir noch nie dran“, sagt Wöhlert. Und auch die Vizepräsidentin der Humboldt-Universität ist trotz massiver Einsparungen an ihrer Hochschule zuversichtlich. „Wir werden das Museum im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten unterstützen“, sagt Anne-Barbara Ischinger.

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