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Baumfaellung

© Mike Wolff

Berlin: Naturschützer: Immer weniger Straßenbäume in Berlin

Es wird zu viel gefällt und zu wenig nachgepflanzt, sagt der BUND. Dem widerspricht der Senat: Nicht an jeder Stelle sei das Grün sinnvoll.

Berlins Reichtum an Bäumen preist jeder Reiseführer, doch die Stadt der Bäume „leidet an schleichendem Baumverlust“. Das sagt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Naturschützer berufen sich dabei auf eine eigene Umfrage unter den Bezirksämtern. Danach werden in Berlin mehr Straßenbäume gefällt als neu gepflanzt. Von 2005 bis 2007 habe die Stadt alleine dadurch mehr als 6 000 Bäume verloren. Auch das Baumsterben führe zu hohen Verlusten, die nicht ausreichend ausgeglichen würden. Das sieht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung allerdings anders. Nach ihrer Statistik gibt es an Berlins Straßen heute so viele Bäume wie noch nie.

Laut BUND sind die einzigen „baumfreundlichen“ Ausnahmen die Bezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. Dort nahm die Zahl der Bäume leicht zu. Besonders betroffen vom Schwund der schattigen Laubdächer seien hingegen Pankow, Treptow-Köpenick und Charlottenburg-Wilmersdorf sowie soziale Problemkieze wie Neukölln. Laut Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) von Charlottenburg-Wilmersdorf kommen im Durchschnitt im Jahr auf 300 bis 350 gefällte Bäume nur 187 Neupflanzungen. Erhalt und Pflege der 45 000 Straßenbäume des Bezirks werde mit dem Budget für Grünflächen finanziert, das ebenfalls für Straßenausbesserungen sowie die Bepflanzung von Schul- und Spielplätzen genutzt wird. „Dieses Geld reicht einfach nicht aus“, sagt Gröhler. Der Bezirk sei zunehmend auf Baumspenden von Bürgern angewiesen, die „im übrigen steuerlich absetzbar sind“, so der Stadtrat.

Marko Rosteck von der Senatsverwaltung hält den Klagen des BUND entgegen, in Berlin gebe es zur Zeit mehr als 400 000 Straßenbäume, vor allem Linden, Ahornbäume und Eichen. Die Zahlen hätten nach der Statistik der Behörde nicht abgenommen. In besonders grünen Bezirken werde aber tatsächlich teils weniger nachgepflanzt, was mitunter auch sinnvoll sei. Rosteck: „Früher wurde manchmal zu viel gepflanzt. Heute zeigt sich, dass an bestimmten Stellen ein Baum eben nicht sinnvoll ist.“

Die zuständige Projektleiterin des BUND, Anke Wilharms, erklärt die unterschiedlichen Zahlen von BUND und Senat mit Korrekturen in der Statistik der Behörden. So würden Straßenbäume noch nicht allzulange digital erfasst. Durch frühere Ungenauigkeiten tauchten Bäume folglich erst jetzt in der Statistik auf, „obwohl sie schon jahrelang stehen“. Außerdem würden Parkplätze und Plätze mittlerweile zur Straßenfläche gezählt, was gleichfalls die Zahl der Bäume erhöhe.

Gefällt werden Bäume, weil sie alt oder krank sind oder Baustellen im Wege stehen. Um sie in größerer Zahl zu ersetzen, müssten laut Anke Willharms die finanziellen Mittel für Neupflanzungen gesondert ausgewiesen werden. Im Abgeordnetenhaus hat das BUND-Projekt „Bäume für Berlin“ Unterstützer gefunden. Die Fraktion von Bündnis 90 /Die Grünen fordert einen 5-Millionen-Sonderetat für den Erhalt und die Neupflanzung von Straßenbäumen. Die CDU-Fraktion verlangt ein berlinweites Programm zur Nachpflanzung. Wie wichtig die grünen Schattenspender für die Stadt sind, hatten am Mittwoch auch die Experten des Potsdam-Institutes für Klimafolgenforschung betont. Wie berichtet, sollen die Temperaturen nach deren Prognose im Jahresmittel in Berlin bis 2050 um 2,5 Grad steigen.

Solveig Rathenow, Beate Brehm

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