zum Hauptinhalt
Nach 1945 nahmen Erich Kästner und Walter Trier ihre von den Nationalsozialisten unterbrochene Zusammenarbeit wieder auf und schufen im Geist der Nachkriegszeit ihre Friedensutopie "Konferenz der Tiere".

© Abb.: Art Gallery of Ontario

Nazi-Opfer: Die drei Leben des Berliner Humoristen Walter Trier

Er illustrierte die Bücher von Erich Kästner, man feierte ihn als großen Künstler der Weimarer Republik. Dann floh Walter Trier vor den Nazis aus Berlin. Eine Spurensuche in Kanada.

Zwei Jungen, die sich hinter einer Litfaßsäule verbergen. Sie schauen einem Mann hinterher, der über einen offenen Platz geht. Sie nutzen die Säule als Deckung, während der Abstand zwischen ihnen und dem Herrn immer größer wird. Das Titelbild für Erich Kästners Berlin-Roman „Emil und die Detektive“ hat sich tief ins Bewusstsein der Deutschen gesenkt. Eine Ikone der modernen Buchillustration.

Gezeichnet hat die Szene Walter Trier, dessen Name nur wenigen geläufig ist. Nach dem großen Erfolg mit „Emil und die Detektive“ sollten 20 weitere gemeinsame Werke mit Kästner folgen, darunter „Pünktchen und Anton“ und „Das doppelte Lottchen“. Während der Name des Schriftstellers zu den größten seines Metiers zählt, hat der des Zeichners kaum noch ein Echo. Die wichtigsten Jahrzehnte seines Lebens hat Trier in Berlin verbracht, doch sein sonstiges Werk ist im einstigen Heimatland des Illustrators so gut wie unbekannt.

Berlin im Kopf. Walter Trier in seinem kanadischen Atelier.
Berlin im Kopf. Walter Trier in seinem kanadischen Atelier.

© Craig Boyko/Art Galery of Ontario

Die Frage, was Walter Trier in der vier Jahrzehnte währenden Laufbahn als Zeichner noch alles schuf und wieso der größte Teil seines künstlerischen Nachlasses nicht etwa in seiner alten Heimat Berlin zu finden ist, sondern 6500 Kilometer entfernt in Kanada, führt einen in das Archiv der Art Gallery of Ontario. Hier lagern mehr als 90 000 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und andere Kunstwerke aus aller Welt in grauen Metallregalen, perfekt temperiert und bei konstanter Luftfeuchtigkeit. Etwa 1100 Trier-Bilder befinden sich auch darunter – so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt. 50 schwarze Archivkisten sind es insgesamt, die das kleine weiße Kärtchen mit dem Namen „WALTER TRIER“ an der Seite tragen.

„Das hier ist unsere Schatzkammer“, sagt Brenda Rix, die Leiterin des Studienbereichs für Drucke und Zeichnungen der Art Gallery von Ontario ...

Sie wollen mehr erfahren? Der Text ist am 1. April 2017 im Tagesspiegel-Samstagsmagazin Mehr Berlin erschienen. Nachzulesen ist er auch im Online-Kiosk Blendle.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false