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Berlin: Neu-Helgoland ist aufgetaucht

Müggelheimer Traditionslokal öffnet Silvester. Es war ausgebrannt

Dagmar Tabbert hatte es auf der großen Werbetafel an der Odernheimer Straße in Müggelheim schon seit Anfang des Jahres versprochen: „Es geht weiter“. Viele wollten das nicht glauben. Doch die Eigentümerin des traditionsreichen Ausflugslokals „Neu- Helgoland“, das ein Brand in der Nacht zum 2. Januar zerstörte, kann wirklich am 31. Dezember die Wiedereröffnung feiern.

„Ich bin glücklich, weil wir es in einem Jahr geschafft haben, ein neues Restaurant auf historischem Boden zu errichten“, sagt die 48-Jährige. Noch immer weiß sie nicht, wer das Familienlokal „auslöschen“ wollte. Fest steht nur, dass jemand das Feuer absichtlich gelegt hat. Davon geht auch die Polizei aus. „Die Ermittlungen dauern an“, heißt es dort. Bislang sei es nicht gelungen, „die Tatverdächtigen einzugrenzen“.

Manchmal denkt Dagmar Tabbert, dass so etwas immer wieder passieren könnte. Und sie erinnert sich an mehrere Einbrüche, zwei Buttersäure-Anschläge und zerstochene Autoreifen. Doch in solchen traurigen Momenten fällt ihr meistens ihr Großvater ein, der niemals aufgab; und genau wie sie noch einmal angefangen hätte.

Das neue „Neu-Helgoland“ ist zwar kein echtes Fachwerkhaus, wie der 1897 errichtete Originalbau, doch vieles erinnert an das historische Lokal: Es besitzt eine weiße, grob verputzte Fassade mit braunen Streifen, die Holzbalken imitieren. Auch die typischen Veranden mit Blick auf die Müggelspree sind vorhanden. Es gibt faltbare, mobile Wände, so dass sich die Raumgröße verändern lässt.

Maximal 380 Gäste finden auf den dunklen nussbaumfarbigen Stühlen Platz. „So wie immer, daran hat sich nichts geändert“, sagt Dagmar Tabbert. Allerdings kann künftig auch im „Neu-Helgoland“ übernachtet werden, acht Hotelzimmer wurden eingebaut.

Noch wird an der Bühne gewerkelt, auf der im neuen Jahr vor allem „Ostbands“ auftreten sollen. Die Speisekarten mit den typischen deutschen und mediterranen Gerichten sind fertig, aber die moderne Küche noch nicht vollständig eingerichtet. „Wir schaffen das bis Silvester“, versichert die Besitzerin. Gemeinsam mit ihrer Cousine Magelona Tabbert muss sie noch die Bar mit den neuen Gläsern „füllen“. Auch die anderen sechs Mitarbeiter aus dem alten „Neu-Helgoland“ packen mit an. Einige von ihnen haben in diesem Jahr in anderen Gaststätten gejobbt und kommen jetzt wieder zurück.

Mit dem Wiederaufbau hatte Familie Tabbert das Müggelheimer Bauingenieurbüro Zwingenberger beauftragt. Die Architekten hatten es besonders schwer, weil sie sich nur an einem alten Foto orientieren konnten. Das Feuer zerstörte frühere Bauunterlagen. Inzwischen sind mehr historische Bilder aufgetaucht, die Dagmar Tabbert im Saal ausstellt. Stammgäste schickten sie.

Das idyllisch gelegene Ausflugslokal hat eine lange Tradition. Dagmar Tabbert führt den Betrieb in vierter Generation. Ihr Urgroßvater Ernst Tabbert hatte das Restaurant 1910 übernommen.

Steffi Bey

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