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Berlin: Neubau der Topographie: Stiftung greift Bund an

Nachama will mit seiner Organisation Bauherr der Dokumentationsstätte für NS-Terror sein und droht mit Scheitern des Projekts

Von Sabine Beikler

Der Streit um die künftige Bebauung des Geländes „Topographie des Terrors“ an der Niederkirchnerstraße verschärft sich. Stiftungsdirektor Andreas Nachama fordert unmissverständlich, dass die Stiftung die Bauherrenschaft für die neue Gestaltung des Geländes übernimmt oder „zumindest zu gleichen Teilen mit dem Bund daran beteiligt ist“. Doch der Bund bleibt hart: „Eine förmliche Übertragung an die Stiftung wird es nicht geben“, sagte eine Sprecherin von Kulturstaatsministerin Christina Weiss dem Tagesspiegel am Sonntag. „Selbstverständlich“ werde die Stiftung aber „in vollem Umfang“ bei allen Entscheidungen mit eingebunden. Diese Zusage reicht Nachama nicht. „Wenn es so läuft, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt. Dann wäre es besser, dass auf dem Gelände gar nichts mehr passiert.“ Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS), zugleich Stiftungsratsvorsitzender der Topographie, unterstützt Nachamas Forderung: „Wir haben dem Bund gegenüber deutlich gemacht, dass die Stiftung Bauherrin werden muss.“

Auf seiner letzten Sitzung hatte der Stiftungsrat eine solche Empfehlung abgegeben, doch zog der Bund mit Verweis auf „haushaltsrechtliche Bedenken“ nicht mit. Es geht um die Frage der Finanzierung. Bund und Land teilen sich die Kosten von 38,8 Millionen Euro für die Gestaltung des Geländes. Davon sind inzwischen gut 15 Millionen verbaut - einschließlich der Kosten für den geplanten Abriss der drei Treppentürme im Herbst. Die verbliebenen 23 Millionen Euro können rechtlich, so argumentiert der Bund, nicht ohne weiteres an die Stiftung übertragen werden. Flierl fordert deshalb eine Verwaltungsvereinbarung für eine „koordinierte Bauherrenschaft“ zwischen Topographie und Bund. In der Senatsbauverwaltung äußert man sich dazu zurückhaltender. Die Bauherrenfunktion sei eine „rein technische“ Aufgabe, sagt Joachim Günther, Pressesprecher von Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).

Nach der Trennung von Architekt Peter Zumthor Ende Mai hatte der Bund im Einvernehmen mit der Senatsbauverwaltung die Übernahme der Bauherrenschaft erklärt. Damit verbunden ist die Hoheit, alle gestalterischen Entscheidungen mit dem künftigen Architekten abzusprechen – und bei strittigen Punkten das letzte Wort zu haben. Doch da sieht Nachama Rot. Nach seinen Erfahrungen der letzten elf Jahre mit dem Büro Zumthor und der Senatsbauverwaltung habe man vor der Stiftung „weder Respekt gehabt noch unsere Aufgabe verstanden, das Gelände durch eine geeignete Bebauung zum Sprechen zu bringen“. Auf dem ehemaligen „Prinz-Albrecht-Gelände“ befanden sich zwischen 1933 und 1945 die zentralen Einrichtungen des NS-Terrorapparates: Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt.

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