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Neubau in Tempelhof: Architekten stellen Visionen für die geplante Zentral- und Landesbibliothek vor

Eine Bibliothek zum Abheben: Architekten haben ihre ganz eigenen Ideen für den Neubau in Tempelhof. Die Entwürfe werden nun erstmals gezeigt – und darüber diskutiert, ob der ehemalige Flughafen Tempelhof wirklich der beste Ort ist.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der erste Spatenstich ist frühestens 2014 zu erwarten. Bis dahin bleibt die neue Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) auf dem Tempelhofer Feld eine Idee. Noch ist die Finanzierung des voraussichtlich 250 Millionen Euro teuren Projekts nicht gesichert, aber SPD und CDU haben sich in den Koalitionsverhandlungen grundsätzlich dafür ausgesprochen. Grund genug für den Bund Deutscher Architekten (BDA), sich im Rahmen einer Ausstellung mit dem „größten Berliner Bauvorhaben der kommenden Jahre“ und dessen Standort auseinanderzusetzen.

Der verbandsinterne Aufruf, sich zu beteiligen, stieß prompt auf große Resonanz. Mehr als 40 Architekten, nicht nur aus Berlin, lieferten Vorschläge ab. Die fantasievollen Exponate reichen von der Handskizze bis zur ausgearbeiteten Visualisierung des Gebäudes. Den Rahmen gibt das Format der klassischen Papierserviette vor: 40 mal 40 Zentimeter. Die Teilnehmer sollten sich mit dem architektonischen, aber auch mit dem städteräumlichen Potenzial der geplanten Zentralbibliothek auseinandersetzen. Dabei war es durchaus erwünscht, den Standort am Rand des ehemaligen Flughafens Tempelhof noch einmal infrage zu stellen.

Die Eröffnung der Ausstellung am Montag in der BDA-Galerie wird mit einer Podiumsveranstaltung verbunden. Es diskutieren die Berliner Architektin Verena von Beckerath, der Österreicher Manfred Ortner, der an der Potsdamer Fachhochschule Architektur lehrt, und Jörg Stollmann vom Architekturbüro Instant.

Auch ein Vertreter des Senats wird kommen. Dies sei „ein Forum von Ideen, nicht ein klassischer Ideenwettbewerb“, betont der Bund der Architekten. „Wir sind der Meinung, dass dieses eminent wichtige kulturpolitische Vorhaben eine breitere und öffentlichere Debatte verdient.“ Einen offiziellen Architektenwettbewerb für die neue Zentral- und Landesbibliothek kann es erst geben, wenn das Projekt politisch und finanziell endgültig abgesichert ist. Also frühestens 2012.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum manche Architekten den Standort Tempelhof kritisieren.

An der Ausstellung beteiligt sich mit eigenen Ideen unter anderem Jan Kleihues. Auch Klaus Block, der in Müncheberg eine Kirche zur Bibliothek umbaute, ist dabei, sowie Ramsi Kusus, der den Info-Tower am Flughafen Schönefeld entwarf und die Städtebauexpertin und ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig. Viele Nachwuchsarchitekten machen mit. Sie setzen sich mit den Plänen für eine „Universalbibliothek“ auseinander, mit über 60 000 Quadratmeter Nutzfläche, die täglich 10 000 Besucher anlocken soll. Die neue Zentralbibliothek soll die Amerika-Gedenkbibliothek am Kreuzberger Blücherplatz und die Stadt- und Senatsbibliothek in der Breiten Straße in Mitte ersetzen.

Der Architektenverband stellt infrage, ob das Tempelhofer Feld der optimale Standort dafür ist. „Kritiker bemängeln die geringe Zentralität“, steht im Teilnahmeaufruf. Großstadt-Bibliotheken würden „trotz und wegen der sich ausbreitenden Medialisierung und Digitalisierung in bisher nicht gekannter Weise zum öffentlichen Ort“. Die Zentral- und Landesbibliothek stellt selbst hohe Ansprüche und fordert „internationalen Standards“ für den Neubau.

Dazu gehörten eine große Medienvielfalt, abwechslungsreiche Präsentationen, zeitgemäßer Service, ein attraktives Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm, gastronomische Angebote – und eine „spektakuläre Architektur“.

Die Ausstellung wird am 24. Oktober, 19 Uhr, in der BDA-Galerien, Mommsenstr. 64, Charlottenburg, eröffnet. Sie ist bis zum 25. November zu sehen.

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