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Berlin: Neue Ampeln braucht die Stadt – sagt die Polizei

Kein Rot, kein Gelb, kein Grün: Auf den Kreuzungen Berlins herrscht wegen technischer Defekte häufig Chaos. Denn die Anlagen sind veraltet

Sind es keine Blitze, die Ampeln ausfallen lassen, kann es auch mal die große Hitze sein. Oder die Technik, die unterschiedliche Hersteller in die Anlagen montiert haben, harmoniert nicht. 57 Ampeln schalteten sich am späten Montagabend in der ganzen Stadt von selbst ab, weil ein Blitz Stromschwankungen im Netz verursacht hatte. Auf der Potsdamer Brücke fiel den ganzen Tag über die Ampel immer wieder aus, weil zwischen der Anlage und der Zentrale die Verbindung nicht funktionierte. Auch gestern gab es wieder Ausfälle.

In solchen Fällen muss die Polizei den Verkehr per Hand regeln. Das gilt auch, wenn die Ampeln turnusmäßig gewartet werden. Das ist in Berlin sehr häufig der Fall – rund 700 der 2000 Ampeln sind älter als 30 Jahre. Die Polizei fordert, dass die Ampeln modernisiert werden – weil sie wegen des Personalabbaus im öffentlichen Dienst nach eigenen Angaben immer mehr Schwierigkeiten hat, Polizisten abzustellen, die statt der Ampeln den Verkehr regeln: „Neue Ampeln würden uns sehr helfen“, sagt Hans-Jürgen Kurth vom Stabsbereich Verkehr beim Polizeipräsidenten.

Er wünscht sich vor allem Ampeln, die statt mit herkömmlichen Glühbirnen mit einer LED-Technik funktionieren. „Das Licht dieser Ampeln ist viel besser zu sehen, selbst wenn die Sonne scheint. Und die Ampeln sind weniger wartungsanfällig.“ Fallen nämlich die einzelnen LED-Lämpchen aus, meldet die Ampel sich automatisch beim Reparaturdienst, bleibt aber funktionsfähig. Glühlampen-Ampeln hingegen fallen komplett aus, auch wenn nur eine Rotlicht-Birne defekt ist. Und dann muss die Polizei wieder ausrücken. Die Senatsverkehrsverwaltung will jedoch die LED-Ampeln erst flächendeckend einsetzen, wenn sie mehrere Jahre getestet sind. Aus Sicht der Polizei haben sie sich schon jetzt bewährt. Sie müssten nicht nur seltener gewartet werden, sie verbrauchten auch bedeutend weniger Strom.

Das mögen die Ampelhersteller so pauschal nicht bestätigen. Frank Stelzner, Regionalleiter bei Siemens, betreut rund 90 Prozent der Ampeln in der Stadt. Er führt gegen die LED-Geräte vor allem ein Argument an: „Sie sind wesentlich teurer.“ Auch andere Hersteller laufen nicht gerade mit großen Reklameschildern übers Land, um für die neue Technik zu werben. Das hat vor allem einen Grund: Sie verdienen an den Wartungsverträgen viel Geld. Die Kontrolle der Ampeln (mindestens zwei Mal im Jahr müssen zum Beispiel die Lampen aus Sicherheitsgründen ausgewechselt werden) ist eine sichere Einnahmequelle.

Das Gros der alten Ampeln stammt von Siemens. Viele davon, unter anderem die auf der Potsdamer Brücke, hat „Siemens und Halske“ hergestellt – unter dem Namen firmiert Siemens seit 1966 nicht mehr. „Im Regelfall laufen diese Anlagen zufriedenstellend“, sagt Regionalleiter Stelzner. Er vergleicht die alten Ampeln mit Oldtimern: „Mit denen kommt man auch ans Ziel.“

Am gestrigen Dienstag fielen Ampeln unter anderem an der Bismarckstraße, in der Dunckerstraße und an Köpenicker Straße aus.

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