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Taxi ohne Säule.

© Georg Moritz

Neue App: Carsharing jetzt auch bei Taxis

Junge Berliner haben eine App erfunden, mit der sich Kunden ein Taxi teilen können. "Bettertaxi" versteht sich als App für Nachhaltigkeit - damit man beim Taxifahren nicht nur Geld, sondern auch noch Co2 spart.

Von Ronja Ringelstein

Ein kleines Zimmer in einem Hinterhof in Mitte, direkt neben der Charité in der Luisenstraße. Vier zusammengestellte Tische stehen mittig im Raum, darauf etliche Laptops, Monitore, Tablet-Computer und Smartphones. Dazwischen Kabelwirrwar und ein Modellauto, gelb natürlich, wie die New Yorker Taxis. So sieht es aus, wenn sich vier junge Menschen zusammentun, um eine App zu entwickeln, eine mobile Anwendung für Smartphones. „Bettertaxi“ soll Taxifahren nachhaltig, günstiger und bargeldlos möglich machen. Und vor allem günstiger. Denn ab dem kommenden Frühjahr soll die App auch als eine Art Mitfahrzentrale für Taxifahrten fungieren. Gemeinsam in einem Taxi, obwohl man sich nicht kennt, sogenanntes Taxi-Sharing, gibt es in Berlin bislang noch nicht – zumindest nicht organisiert.

Die Idee ist einfach: Der Nutzer tippt Start und Ziel seiner Route ein, dann macht die App Vorschläge, mit welchen anderen Fahrgästen er sich das Fahrzeug und damit auch die Kosten teilen kann. Diese Vermittlungsarbeit kostet einen Euro, gezahlt wird nur, wenn es zur erfolgreichen Sammelfahrt kommt. „Es lohnt sich besonders für längere Strecken und zu hoch frequentierten Orten wie etwa dem Flughafen“, sagt Niels Beisinghoff, 35, der vor knapp zwei Jahren die Idee zur App hatte. Gemeinsam mit seinem Cousin Marius Schatke, 25, Fredrik Forstbach und Timo Euteneuer tüftelt er hier im Hinterhaus an der Weiterentwicklung seiner Idee. In dem Hochhaus neben der Charité sitzen lauter Berliner Start-up-Firmen, die ein „Exist“-Stipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erhalten; kofinanziert wird das ganze vom Europäischen Sozialfonds.

Seit Oktober ist die Grundversion bereits fürs iPhone und Android-Systeme verfügbar. Momentan ist es vor allem eine andere App, deren Aufkleber auf vielen Taxis der Stadt zu sehen ist: Mytaxi. Dennoch glauben die Macher, dass ihr Konzept vor allem in Berlin auf große Zustimmung stoßen wird. Auch wegen des „Better“ im Namen. Damit rechtfertigen die jungen Unternehmer ihren Anspruch auf Nachhaltigkeit. „Wir möchten, dass der Nutzer sein eigenes Auto gar nicht mehr braucht“, sagt Beisinghoff. Das Unternehmen möchte gern den CO2-Fußabdruck verwischen. Für jede über die App gebuchte Fahrt investiert Bettertaxi in Projekte des TÜV-geprüften Hamburger Unternehmens „Arktik“, das Windräder und Klimaschutzprogramme finanziert. „Bei einer Fahrt von zehn Kilometern fallen etwas zwei Kilogramm CO2 an“, sagt Beisinghoff. „Auf dem Weltmarkt kosten die ungefähr drei Cent. Dieses Geld investieren wir.“ Den Passagier kostet das nichts. Der zahlt nur seine Taxifahrt, deren Preis durch die deutsche Taxigebührenordnung festgeschrieben ist. Die Macher von Bettertaxi erhoffen sich davon größeres Interesse unter den umweltbewussten Berlinern.

Einen Nachteil haben die Sammelfahrten: Sie sind nur mit Kartenzahlung buchbar. Zur Anmeldung gibt der Fahrgast seine Kontoinformationen an und der Fahrpreis wird nach erfolgreicher Fahrt abgebucht – ähnlich wie bei anderen Car-Sharing-Angeboten. Auch deswegen ist man beim Taxiverband skeptisch, dass sich das Taxi-Sharing durchsetzen wird.

Die App funktioniert momentan nur in Berlin, soll aber bald in allen deutschen Großstädten verfügbar sein. Das Unternehmen ist derzeit mit den Zentralen im Gespräch. „Wir sind in erster Linie Taxi-App, ein Massengeschäft“, erklärt Beisinghoff. Ganz im Sinne ihrer Idee hat nur einer der vier Gründer noch einen privaten Pkw – Fredrik Forstbach ist das sichtlich peinlich. „Ich habe vor kurzem einen Sohn bekommen“, sagt er entschuldigend. „Und der ist ziemlich lauffaul."

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