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Plattenbauten wie in Berlin-Hohenschönhausen sind nicht geplant. Dafür Neubauten in "seriellem Leichtbau"

© Thilo Rückeis

Neue Häuser, auch für Flüchtlinge: Berlin will 15.000 Express-Wohnungen bauen

Weil Wohnungen fehlen, will Brandenburg lieber sanieren statt abreißen. Berlin will Häuser in Leichtbauweise errichten.

Mit Blick auf die steigenden Flüchtlingszahlen - vor einer Woche waren mehr als 23.000 registriert - will der Berliner Senat 15.000 Wohnungen in Leichtbauweise errichten. Wie Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) sagte, sollen sie in einer Bauzeit von sechs bis zehn Monaten entstehen. Die öffentliche Ausschreibung soll noch bis Oktober erfolgen.

Zur Bekämpfung der Wohnungsnot ist jedoch mehr nötig. 400.000 Wohnungen müssen her, jährlich, fünf Jahre lang – damit im Einwanderungsland Deutschland keine krasse Wohnungsnot ausbricht. Wohnungen fehlen schon lange, zum Beispiel in Potsdam und Berlin. Weil es vor allem an bezahlbaren Wohnungen fehlt, müsse der Staat wieder in den sozialen Wohnungsbau einsteigen, sagen die Forscher des Pestel-Instituts – und den mit sechs Milliarden Euro fördern.

Die Studie zum Wohnungsbedarf wurde von einer ungewöhnliche Koalition in Auftrag gegeben, bestehend aus Wohnungsverbänden, Bauwirtschaft, Mieterbund und Gewerkschaften. Die einen werden gedrängt, Wohnungen zu bauen, die anderen von Wohnungssuchenden und Geringverdienern bedrängt, die keinen bezahlbare Bleibe finden.

Nun fordert das Bündnis steuerliche Förderungen für eine Neuauflage des sozialen Wohnungsbaus sowie die geplante Verschärfung der Energieeinsparverordnung (Enev) auszusetzen, die im nächsten Jahr kommen soll. Außerdem sollen die Länder Grundstücke bereitstellen.

Der größte Teil der Zuwanderer sind Menschen mit geringen Einkünften

Die Bauminister von Brandenburg und Berlin hatten gemeinsam mit den Vertretern der anderen Bundesländer am Dienstag mit Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) an den Konzepten zur Senkung der Kosten gefeilt. Denn es müssen schnell neue Wohnungen her und diese müssen außerdem noch billig sein. Denn der größte Teil der Zuwanderer nach Berlin sind Menschen mit geringen Einkünften. Hinzu kommen noch die meist mittellosen Flüchtlinge.

Die Brandenburger Landesregierung will deshalb die bis 2019 zur Verfügung stehenden 17,5 Millionen Euro aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ umwidmen. Das Geld ist eigentlich für den Abriss leer stehender Wohnungen gedacht, soll nun aber für Sanierung eingesetzt werden. Bis zu 4000 Übergangswohnungen für Flüchtlinge könnten so entstehen.

Die „normalen Wohnungssuchenden“ dürften nicht gegen die Flüchtlinge ausgespielt werden

Ähnlich groß ist die Not in Berlin. Bausenator Andreas Geisel kündigte am Dienstag Neubauten in Leichtbauweise an, die Rückkehr der Platte gleichsam. Wo sie entstehen, ist noch unklar, aber 60 Grundstücke habe der Finanzsenator aus dem Besitz des Landes und der landeseigenen Berliner Immobiliengesellschaft Bima dafür benannt.

Private werden die Häuser bauen, den landeseigenen Wohnungsunternehmen übertragen, die die neuen Quartiere verwalten sollen. Die Wohnungen werden dringend benötigt, weil die Flüchtlinge nicht dauerhaft in Zelten, Containern oder Notunterkünften bleiben können. Der Zuzug verschärft den Konkurrenzdruck um den knappen bezahlbaren Wohnraum in der Stadt – und wie brenzlig die Lage ist, entgeht auch dem Bausenator nicht. „Wenn die jetzt alle eine Wohnung bekommen, dann knallt’s“, habe ihm ein Nachbar zugerufen, so Geisel. Die „normalen Wohnungssuchenden“ dürften nicht gegen die Flüchtlinge ausgespielt werden.

Deshalb sollen die 15.000 Express-Wohnungen, die in Leichtbauweise im kommenden Jahr entstehen sollen, ausdrücklich auch Berlinern offen stehen. „Wir haben verstanden“, sagte Geisel und weiter: „Wir müssen preiswerten Wohnraum zur Verfügung stellen und das in naher Zukunft“. Bisher hatte er vor allem auf den Bau möglichst vieler Wohnungen gedrängt, unabhängig von deren Preis.

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