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Auf dem Beetzsee in Brandenburg an der Havel können olympische Ruderwettbewerbe ausgetragen werden.

© picture alliance / dpa

Neue Idee für Flughafen in Berlin: Rudern statt fliegen in Tegel

Am Flughafen Tegel soll nach der Stilllegung eine olympische Regattastrecke entstehen. Das wollen zumindest die Ruderer. In Brandenburg gibt es schon eine, doch da wollen Berliner Sportler angeblich nicht hin.

Von Sandra Dassler

Hartmut Duif, Präsident des Landesruderverbandes Brandenburg, ist ein Befürworter des Berliner Olympia-Konzepts. Darin steht unter anderem, dass die Kanu- und Ruderwettbewerbe auf der modernen Regattastrecke in Brandenburg an der Havel stattfinden sollen. Doch jetzt machen Informationen die Runde, wonach die Berliner Ruderer lieber eine eigene Regattastrecke bauen wollen – nicht etwa auf dem Wannsee, sondern auf den Flughafen Tegel nach dessen Stilllegung. Klingt wie ein Witz, aber Hartmut Duif kann darüber nicht lachen.

Den Plänen zufolge soll in Tegel für die olympische Anlage eine Landebahn ausgebaggert werden, 2400 Meter lang, 200 Meter breit und mindestens zwei Meter tief. Die Idee stammt vom Potsdamer Ingenieur Ludwig Obermeyer, der die Kosten auf 35 bis 55 Millionen Euro schätzt. „Das wird viel, viel teurer“, sagt hingegen Hartmut Duif. „Ich verstehe nicht, warum das jetzt wieder diskutiert wird.“

Die Idee ist nicht neu

Tatsächlich ist der Einfall nicht neu, wurde bereits 2007 von Ludwig Obermeyer und Michael Hehlke, dem Geschäftsführer des Landesruderverbands Berlin, zur Debatte gestellt. „Wir haben erst an Tempelhof gedacht“, sagt Obermeyer, „aber dort waren die Landebahnen zu kurz. In Tegel würde es wunderbar passen.“ Man habe das Konzept damals dem Senat vorgestellt und 2010 noch einmal nachgelegt, als es um die Nachnutzung von Tegel ging.

Was Obermeyer nicht erzählt, ist, dass die Pläne beim Berliner Senat nicht auf Zustimmung stießen. „Am Standort Tegel sind nach Abwägung aller Optionen – inklusive der seit 2010 bekannten Idee einer Regattastrecke – andere stadt- und landschaftsplanerische Entscheidungen getroffen worden“, sagt ein Sprecher der Innenverwaltung.

70 Kilometer sind keine Entfernung

Den neuerlichen Versuch, das Projekt im Zusammenhang mit der Olympiabewerbung ins Gespräch zu bringen, begründet Ludwig Obermeyer auch damit, dass die Hauptstadt eine eigene Regattastrecke brauche. Außerdem sei die Entfernung bis nach Brandenburg/Havel zu groß. Etwa 70 Kilometer müssten die Berliner Ruderer dann fahren. Hartmut Duif kann darüber nur den Kopf schütteln. „Bei den Olympischen Spielen in Athen mussten die Ruderer 120 Kilometer fahren, in Atlanta waren es mehr als 100 Kilometer“, sagt er. „Erst am Dienstag hatten wir eine gemeinsame Veranstaltung mit den Berliner Ruderern. Da waren sich alle einig, dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen und dass die Wettbewerbe sehr wohl auf dem Beetzsee ausgetragen werden können.“

Angeblich ist auf dem Beetzsee zu viel Wind

Der Vorsitzende des Berliner Landesruderverbands, Karsten Finger, stimmt dem prinzipiell zu. „Wir wollen – genau wie die Sportfreunde in Brandenburg – die Olympischen Spiele hier in der Region, egal, wo die Wettkampfstätten sind. Das Einzige, was man nicht wegdiskutieren kann, ist die Windproblematik am Beetzsee in Nord-Süd-Richtung.“

Auch dieses Argument führen die Befürworter einer Regattastrecke in Tegel ins Feld. Angeblich hat die Nord-Süd- Richtung einer Regattastrecke zur Folge, dass eine Bahn im Vorteil, eine andere im Nachteil ist. Bei den Weltmeisterschaften in Amsterdam habe das kürzlich dazu geführt, dass der deutsche Achter wegen der Windstärke auf seiner Bahn keine Chance hatte, sagt Karsten Finger. „Die englischen Sieger haben sich hinterher bei den Deutschen entschuldigt, weil sie wussten, dass das nicht fair war – so etwas sollte auf dem Beetzsee nicht geschehen.“

Der Senat lehnt das Konzept ab

Wird es auch nicht, sagt Brandenburgs Rudererchef Hartmut Duif. „Dagegen kann man mit wenig Aufwand wie etwa schwimmende Pontons, etwas tun. Ist viel preiswerter, als eine neue Strecke zu bauen.“ Das sieht auch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport so. Das Olympiakonzept des Senats setze auf Bescheidenheit und Nachhaltigkeit, sagt ein Sprecher. Die sanierte Regattastrecke auf dem Beetzsee sei eine für Weltmeisterschaften klassifizierte Wettkampfstätte.

Was er nicht sagt: Bis der Flughafen Tegel stillgelegt wird, fließt wahrscheinlich ohnehin noch sehr viel Wasser die Spree und die Havel hinunter.

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