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Berlin: Neue Ideen fürs Bad

In Treptow und am Lustgarten soll man in der Spree schwimmen können. Noch ist das verboten

Auf die Spree bezogen müsste der WannseeKlassiker lauten: Pack die Badehose ein, spring nicht in den Fluss hinein! Denn Baden ist in der Spree verboten. Was kaum einer weiß, auch Reinhold Hemker nicht, der Bundestagsabgeordnete und Triathlet, der am Mittwochmorgen für die Kamera kopfüber in den Hauptstadtfluss hüpfte. Wenn das verboten sei, wolle er das auch nicht wieder tun, sagte Hemker gestern. Dabei habe er unter Wasser „gut gucken“ können. Ein überraschendes Urteil für einen Fluss, in dem nicht selten tote Ratten oder rücklings gewendete Fische dümpeln. Aber davon wollte Hemker nach dem Bad nichts wissen: „Mir geht es blendend.“

Das sollen bald ganz viele Berliner sagen. Geht es nach dem Sportverein BSV Friesen, sollte sich Berlin beeilen und nach dem Vorbild des Hamburger „Holsten City Man“ – inklusive Schwimmen in der Alster – einen City-Triathlon mit Schwimmen in der Spree organisieren. Auch Landessportbundchef Peter Hanisch unterstützt diese Idee. Er ist „sehr dafür, dass sich die Stadt diesem Sport öffnet“. Anfangen könnte man mit einem kleinen Volkstriathlon und enden würde man bei einer Massenveranstaltung. Ganz so, wie es dem Berlin-Marathon passiert ist.

Rein auf Freizeit setzt die Architektengruppe „Realities United“. Sie will im Kupfergraben ein „Flussbad“ einrichten. Vom Bodemuseum zum bis Staatsratsgebäude wäre das Schwimmbad 700 Meter lang. Für die Reinheit des Wassers könnte eine biologische Kläranlage aus Schilf sorgen, die bis zum Abzweig des Grabens von der Spree am Märkischen Ufer gepflanzt würde. Das Schwimmen wäre kostenlos. Zur Finanzierung hofft die Gruppe auf Sponsoren.

Da ist die Künstlerin Susanne Lorenz mit ihrem Projekt „Spreebad Spreebrücke“ schon weiter. Kommenden Mai soll ein Containerschiff als Freibad eingerichtet in Treptow in der Spree liegen: 36 Meter lang, 8,20 Meter breit und 2,10 Meter tief. Ein Open-Air-Pool, gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, Teil der großen Brücken-Ausstellung „Constructed Connections“ und gefüllt mit Frisch- statt Spreewasser. Dabei ist das Wasser der Spree an den meisten Tagen im Jahr wirklich besser als sein Anschein.

Das bestätigt auch Robert Rath vom Landesamt für Gesundheitsschutz: „Wo die Spree aus dem Müggelsee tritt, ist die Wasserqualität gut bis hervorragend. Und auch an der nächsten Mess-Stelle am Pichelssee ist das Baden uneingeschränkt möglich.“ Deshalb werde höchstwahrscheinlich keiner krank, der in der „Inneren Spree“ zwischen Müggelsee und Havel ins Wasser geht und es versehentlich verschluckt. Es sei denn, es hat zuvor stark geregnet: Dann kann die Belastung mit krankmachenden Keimen erhöht sein. Wenn die Kanalisation das Regenwasser nicht mehr auffangen kann – das passiert bis zu 20 Mal zwischen April und September –, läuft dieses mit dem ungeklärte Abwasser in den Fluss über. Auf dessen Grund können Keime bis zu drei Wochen überleben, sagt Matthias Rehfelder-Klein von der Umweltverwaltung. Außerdem wirbeln Schiffsschrauben sie immer wieder auf. Die vielen Transport- und Ausflugsschiffe sind überhaupt der Hauptgrund dafür, dass das Baden in der Inneren Spree und allen Kanälen verboten ist: Sie verursachen Wirbel, deren Sog Badende unter Wasser ziehen kann. Gleichwohl steigen nach Auskunft der Wasserpolizei an heißen Tagen und an den wenigen Stellen, wo die Böschung nicht zu hoch ist, immer wieder unbedarfte Berliner in die Spree. Ein Bußgeld wird dafür aber nicht erhoben.ari/how

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