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Gut ausgerüstet und nicht von den "gewöhnlichen" Streifenwagen zu unterscheiden: Die Berliner Polizei arbeitet in Zukunft mit Blitzer-Funkstreifen.

© dpa

Neue Messfahrzeuge für Berlin: Polizei blitzt aus blau-silbernen Streifenwagen

Die Polizei will in Zukunft mit neuen Messfahrzeugen, die aussehen wie gewöhnliche Streifenwagen, Jagd auf Raser machen. Die sechs je 100.000 Euro teuren Autos sind erstmals nächste Woche im Einsatz – beim europweiten "Blitzermarathon".

In Berlin blitzt es nun auch „uniformiert“. Polizeipräsident Klaus Kandt stellte am Mittwoch die neuen Funkstreifenwagen vor, die mit modernster Messtechnik ausgerüstet sind. Erstmals sollen sie am Donnerstag nächster Woche am europaweiten „Blitzermarathon“ eingesetzt werden. Bislang waren alle Geräte in Zivilfahrzeuge eingebaut. Die ältesten sechs davon wurden ausgemustert und durch blau-silberne Funkstreifen ersetzt.

Nach den Worten des Polizeipräsidenten erhöhe sich das subjektive Risiko für Autofahrer deutlich. Denn von nun an müssen Raser damit rechnen, von jeder Funkstreife geblitzt zu werden – auf die Schnelle zu unterscheiden sind die Wagen mit Messgeräten nicht von von den 450 anderen Fahrzeugen. Jede der sechs Direktion bekommt einen der 100.000 Euro teuren Wagen, sagte Kandt. Die Anschaffung werde sich „in guter Zeit amortisieren“, sagte Kandt. „Das wird garantiert kein Minusgeschäft.“ Die Wagen sollen täglich in zwei Schichten stadtweit eingesetzt werden.

Erster Einsatz zum Blitzermarathon

Am kommenden Donnerstag läuft von 6 Uhr bis Mitternacht der nächste Blitzermarathon, erstmals hatte sich Berlin im Jahr 2013 beteiligt. Wegen des Staatsaktes für die Opfer des Germanwings-Absturzes endet die Aktion bereits nach 18 Stunden. Grund ist, dass mehrere Bundesländer die Beamten für die Sicherung am Freitag benötigen.

Nach Angaben der Polizei werden in Berlin 1650 Beamte an 280 Kontrollstellen im Einsatz sein. Eingesetzt werden neben den Radarwagen auch alle 60 Hand-Lasergeräte.

Beim vorigen 24-Stunden-Marathon im September 2014 stellte die Polizei an 266 Kontrollstellen 3796 Geschwindigkeitsüberschreitungen fest. Gemessen hat sie genau 83.672 Fahrzeuge. Das heißt aber nicht, dass die anderen 80.000 unter 50 fuhren. Denn bekanntlich lösen die Geräte erst ab Tempo 59 aus.

Blitzer funktionieren auch bei Regen

Die Blitztechnik ist mittlerweile so ausgereift, dass die neuen Funkstreifen selbst bei Regen und laufendem Heckscheibenwischer aus dem Innenraum heraus das Tempo messen, Fahrer und Kennzeichen beweissicher dokumentieren können. Auch nebeneinander oder dicht hintereinander fahrende Raser werden fotografiert, sagte Detlef Freitag, der bei der Polizei einen der in Kreuzberg eingesetzten Radarwagen bedient. Am häufigsten ist Polizist übrigens in der Urban- und der Skalitzer Straße im Einsatz, wo jeweils Tempo 30 gilt.

Im Prinzip ist in den Funkstreifen die gleiche Technik eingesetzt wie in den neun silbernen „Poliscan“-Blitzersäulen, die in Berlin mittlerweile aufgestellt sind. Diese Geräte haben den Vorteil, dass sie ohne Personal auskommen und parallel Rotlicht- und Tempoverstöße registrieren können. Nachteilig ist jedoch, dass oft Bauarbeiten in die Quere kommen: Die erst 2014 in Betrieb genommen Säule an der Bundesallee Ecke Nachodstraße in Wilmersdorf bleibt seit Mitte März für Monate abgeschaltet, weil die Straße aufgebuddelt wird. Der Blitzer an der Bismarck- Ecke Leibnizstraße arbeitet bereits seit zwei Jahren nicht.

Rasen ist dritthäufigste Unfallursache

Dem Land Berlin entgehen dadurch hohe Einnahmen. Die stationären Tempo-Blitzer erbrachten im Jahr 2014 gut 4,7 Millionen Euro für die Landeskasse. Diese Summe wird beim Blitzmarathon in der nächsten Woche nicht erreicht. Aber, um den Polizeipräsidenten zu zitieren, geht es nicht ums Geld, sondern die Verkehrssicherheit. Nicht angepasste Geschwindigkeit ist dritthäufigste Unfallursache.

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