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Berlin: Neue Räume und eine unfertige Welt Festgottesdienst in der renovierten Heilandskirche in Moabit

Der Kirchturm mit seinen 87 Metern ist höher als die kleine Thusnelda-Allee lang ist, an der die Heilandskirche liegt. Aber nicht nur deswegen fällt sie auf: Rechts und links neben der schweren Tür gewähren neue, große Fenster Einblick ins frisch renovierte Innere.

Der Kirchturm mit seinen 87 Metern ist höher als die kleine Thusnelda-Allee lang ist, an der die Heilandskirche liegt. Aber nicht nur deswegen fällt sie auf: Rechts und links neben der schweren Tür gewähren neue, große Fenster Einblick ins frisch renovierte Innere. Neun Monate wurde hier gewerkelt, die letzten Arbeiten wurden erst am Abend vor der feierlichen Wiedereröffnung beendet. Jetzt präsentiert sich der Innenraum warm und hell. Die Säulen und gotischen Bögen leuchten weiß, die Wände der 110 Jahre alten Kirche wurden mit roten Backsteinen verputzt.

Rund 350 Menschen sind zum Festgottesdienst gekommen, in den Reihen wird zufrieden gemurmelt: „Ist das schön geworden.“ Eine ältere Dame schiebt sich nach vorn, sie will unbedingt auf einem der neuen Stühle sitzen. Nicht alle haben Glück und einige müssen stehen bleiben, Kinder sitzen auf dem Schoß der Eltern. Ein koreanischer Gong leitet den Gottesdienst ein, auch die Evangelische Koreanische Gemeinde ist hier beheimatet. Der koreanische Pfarrer Lee ist anwesend, aber noch viele mehr gestalten die Feierstunde: der Kindermusikkreis, der Moabiter Motettenchor – und die drei Geistlichen der Heilands- und der Reformationskirche, denn beide Gemeinden fusionierten im Mai.

Die Predigt hält Superintendent Lothar Wittkopf. Es gebe Hoffnungen und Ängste, sagt er, das sei ein Spiegel der Adventszeit. Er liest aus Jesus’ Rede über die Endzeit (Matthäus, 24): Jesus tritt aus dem Tempel heraus und sagt zu seinen Jüngern: „Es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde.“ Die Jünger wollen auf dem Ölberg von Jesus wissen, wann dies geschehe und was das Zeichen sein werde. Er spricht: „Seht zu, dass euch nicht jemand verführe.“ Es würden viele kommen und sich für Christus ausgeben, Kriege und Ungerechtigkeit stünden bevor. Doch: „Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.“ Auch in dieser Bibelstelle zeigen sich Ängste und Hoffnungen, predigt Wittkopf. Gerne würden wir wissen, womit wir rechnen können. Aber Jesus lässt es offen. „Den Weg wird es geben. Aber die Welt ist noch nicht fertig“, sagt Superintenden Wittkopf. „Auch diese Kirche und diese Gemeinde sind noch nicht fertig.“ Aber wenigstens der Innenausbau mit den neuen Fenstern – und darauf gab’s im Anschluss an die Predigt dann noch einen Schluck Sekt.

Anna Bilger

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