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Berlin: Neue Taxitarife: Solange fahren, bis die Kasse stimmt

Von den neuen Taxitarifen, die am kommenden Sonntag in Kraft treten sollen, hat Bodo Schwingel am Dienstag im Autoradio gehört. In siebentausend Berliner Taxis müssen bis Anfang kommender Woche die Taxameter umgestellt und geeicht werden - auch in dem von Schwingel.

Von den neuen Taxitarifen, die am kommenden Sonntag in Kraft treten sollen, hat Bodo Schwingel am Dienstag im Autoradio gehört. In siebentausend Berliner Taxis müssen bis Anfang kommender Woche die Taxameter umgestellt und geeicht werden - auch in dem von Schwingel. Der selbstständige Fahrer hat Zweifel, ob das so schnell geht. "Eine Eichung dauert ungefähr fünfzehn Minuten, und das Eichamt hat zwei Plätze", sagte Schwingel. Er will erstmal solange weiterfahren, bis er offiziell über die neuen Tarife informiert wird.

Schwingel war mit den alten Tarifen eigentlich ganz zufrieden. "In den Wintermonaten läuft es immer ganz gut", sagt der 32 Jahre alte Taxifahrer aus Wannsee, der morgens um fünf seine Schicht beginnt. 250 Mark müssen am Nachmittag auf seinem Taxameter stehen, damit er vom Fahren leben kann und seine laufenden Kosten gedeckt sind. Das bekommt er meistens zusammmen, aber für einen Urlaub zum Beispiel reicht das nicht. Zehn bis zwölf Stunden ist er täglich unterwegs

"Seit ich selbstständig bin, sind die Zeiten vorbei, in denen ich während der Schicht mit Freunden Computer gespielt habe", sagt Schwingel lachend. Diszipliniert müsse man schon sein, und vielleicht auch ein wenig pfiffig. "Wenn man sich blöd anstellt und drei Stunden rumsteht, ist die Schicht schon gelaufen", meint Schwingel, "Man muß schon schauen, wo was los ist, und sich, wenn möglich, einen festen Kundenstamm aufbauen".

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Ohne Handy geht da nichts mehr. Wenn es im Taxi klingelt, drückt Bodo Schwingel nur einen Knopf am Lenkrad, und schon ertönt die Stimme eines Stammkunden durch die Freisprechanlage. Soviel Komfort ist teuer. Sein neuer C-Klasse-Mercedes hat 60 000 Mark gekostet und muss abgezahlt werden - monatliche Rate: 1013 Mark. Und das sind längst nicht die einzigen Kosten. "Ungefähr 5500 Mark muß ich im Monat einfahren, um alles zahlen zu können", sagt Schwingel. Er hat die Zahlen im Kopf: Fast 900 Mark für Versicherungen im Monat, 213 Mark für den Servicevertrag, 600 Mark für Steuern jährlich, 2300 Mark Funk-Gebühren - und so weiter". Für Winterreifen muss Schwingel 1000 Mark extra in der Kasse haben.

Wenn er es schafft, die 250 Mark pro Tag einzufahren, kann er sich ein freies Wochenende leisten. Wenn nicht, muss das Date mit der Freundin am Sonnabend schon mal ausfallen. "Und den Sonntag brauche ich komplett zum Ausschlafen, um wieder fit für die Woche zu sein".

mne

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