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Neue Vorwürfe gegen Polizisten: Beamte sollen im Dienst Aktien gehandelt haben

Noch bevor der „Eintrittskarten“-Skandal bei der Polizei aufgeklärt ist, bahnt sich ein weiterer an. Ein Beamter soll während der Dienstzeit am Computer die Börsenkurse verfolgt und für sich und seine Vorgesetzten Aktien gehandelt haben.

Noch bevor der „Eintrittskarten“-Skandal bei der Polizei aufgeklärt ist, bahnt sich ein weiterer an. Ein Beamter soll während der Dienstzeit am Computer die Börsenkurse verfolgt und für sich und seine Vorgesetzten Aktien gehandelt haben. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass das Landeskriminalamt Ermittlungen aufgenommen habe. Pikant ist, dass die Vorwürfe erneut die Direktion 3 treffen, die für Mitte, Wedding und Tiergarten zuständig ist. Wie es hieß, soll der Aktienhandel schon Jahre zurückliegen, er soll mit dem Ende des Börsenbooms 2000 und dem Wechsel eines hochrangigen Beamten geendet sein. Mehrere leitende Beamte dieser Direktion dementierten gestern, dass der Börsenhandel in der Kruppstraße „offen“ erfolgt sei, wie es in einem Zeitungsbericht geheißen hatte. Für die Eingeweihten sei der Handel durch den offensichtlich börsenversierten Beamten jedoch „professionell“ erfolgt.

Unklar blieb gestern, ob diese Vorwürfe die Dimension des Eintrittskarten-Skandals bekommen. Wie berichtet, wurde vor einer Woche gegen einen 57-jährigen Beamten das Verbot der Amtsausübung ausgesprochen – eine der schärfsten Maßnahmen, die bei laufenden Ermittlungen möglich sind. Der als Sachbearbeiter für den Straßenverkehr im Abschnitt 32 zuständige Hartmut H. soll bei Konzertveranstaltern über 200 Eintrittskarten „geschnorrt“ haben, teilweise soll er es mit Drohungen versucht haben. Wie berichtet, hatte H. den Organisatoren des Classic Open Air am Gendarmenmarkt eine Bußgeldandrohung geschickt – einen Tag nachdem er dort mit der Forderung nach vier weiteren Eintrittskarten inklusive Zutritt ins VIP-Zelt abgeblitzt war. Nach Informationen des Tagesspiegels sind die Wohnung und die Diensträume des Beamten erst vor zwei Wochen durchsucht worden, obwohl das Management von „Classic Open Air“ die Behörden schon im Sommer 2005 über die dreiste Forderung und das Fax informiert hatte. Mehrere leitende Beamte der Direktion, die Karten erhalten hatten, waren in der vergangenen Woche strafversetzt worden. Polizeipräsident Glietsch hat in beiden Fällen rückhaltlose Aufklärung angekündigt. Er selbst war übrigens mit gutem Vorbild vorangegangen: Kurz nach seinem Amtsantritt bekam er vom Management von Classic Open Air eine persönliche Einladung zu einem Konzert. Wenig später hatte die Festivalleitung einen freundlichen Brief in der Hand – und die Karten zurück. Glietsch schrieb, er dürfe die Karten leider nicht annehmen, kaufe sich aber gerne auf eigene Kosten eine Karte.

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