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Berlin: Neue Zähne mit über Neunzig

Zum Jubiläum hat das Zoo-Aquarium ehrgeizige Pläne: Es will einen Anbau, in dem richtig große Haie ihr Gebiss zeigen können. Noch allerdings fehlt das Geld

„Große Haie mit großen Zähnen“ wollen die Leute sehen, sagt Rainer Kaiser, der Kurator des Zoo-Aquariums. Große Haie kann er dem Publikum bislang nicht bieten. Das soll sich ändern. Neunzig Jahre hat das Zoo-Aquarium an der Budapester Straße hinter sich gebracht, und noch vor dem großen Hundertjahrjubiläum 2013 will es wieder mit den attraktivsten Aquarien der Welt Schritt halten können: Mit einem Anbau für große Becken, in denen sich riesige Haie, Rochen oder Mantas tummeln, und die Besucher das schaurig-schöne Gefühl haben, sie tauchten zwischendurch. Mit einem (seit fast zehn Jahren gewünschten) Schmetterlingsdach, mit Räumen für Ausstellungen und gehobene Gastronomie, in der sich vor einer Unterwasser- Ozeankulisse bis spät in den Abend dinieren lässt. Große, ehrgeizige Pläne, die rund 25 Millionen Euro kosten könnten – und nur einen Nachteil haben: Noch fehlt das Geld.

„Die Modelle sind im Kopf“, sagt Rainer Kaiser. Das Haus sei zwar „alt, aber nicht veraltet“. In Spanien und Frankreich gehe der Trend zu Groß- und Schauaquarien, was das Berliner Haus mit großem Interesse beobachte. „Und die Konkurrenz steht vor der Tür“. Im „DomAquarée“, einem Hotel-Neubau am Berliner Dom, wird in wenigen Monaten ein großes Süß- und Meerwasseraquarium eröffnet, die Besucher können dann mit einem Aufzug durch die Unterwasserwelt fahren. Auch deshalb will das traditionsreiche Aquarium seine Baupläne forcieren und hofft auf ein finanzierbares Konzept.

Wie attraktiv das alte Aquarium bis heute ist, zeigt sich an den hohen Besucherzahlen. Über eine Million kommen im Jahr (Zoo 1,6 Millionen), wobei das Aquarium vor allem von Touristen profitiert. Legendär ist die Krokodilhalle mit ihren tropischen Pflanzen, und Generationen von Kindern haben auf der Brücke angesichts der bewegungslosen Echsen schon gefragt: „Sind die wirklich echt?“ Über 8000 Tiere kriechen oder schwimmen auf drei Etagen und gleich hinterm Eingang können in einem bachähnlichen Becken Fische gestreichelt werden.

Bei seiner Eröffnung war das Aquarium eines der größten seiner Art, in der ersten Blütezeit in den zwanziger Jahren das bedeutendste Schauaquarium der Welt. In einer Bombennacht fiel das Haus 1943 in Schutt und Asche, erste Teile wurden 1952 wiedereröffnet. In den ersten 65 Jahren seiner Geschichte leiteten nur zwei Männer das Haus: Oskar Heinroth von 1913 bis 1945 und Werner Schröder von 1952 bis 1977.

In den letzten Jahren wurden Becken vergrößert, ein 1980 entstandener Anbau völlig umgestaltet. Zum Jubiläum soll der „Service am Publikum“ im Vordergrund stehen. Das Erdgeschoss wurde mit einer Klimaanlage versehen, der Eingangsbereich attraktiver gestaltet. Der neue Anbau soll zwischen dem Hauptgebäude und dem Elefantentor des Zoos entstehen – wenn erst das Geldproblem gelöst ist. „Auch im Zoo ist noch vieles zu tun“, gibt Rainer Kaiser zu bedenken.

Christian van Lessen

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