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Das Terminalgebäude des beleuchteten Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg (BER) spiegelt sich in einer Pfütze.

© dpa

Neuer BER-Eröffnungstermin: Der nächste Termin wird egaler und egaler

Wer soll heute darauf vertrauen, dass der BER tatsächlich im Herbst 2020 durchgefegt und eröffnet wird? So naiv ist niemand mehr. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lorenz Maroldt

Die Uhr tickt wieder am BER, fast ein Jahr nachdem der letzte Eröffnungstermin platzte. Heute, mit der Perspektive auf drei weitere Jahre, lässt sich ermessen, wie absurd die Beteuerung der damaligen Geschäftsführung noch im Dezember 2016 war, eine Eröffnung bis Ende 2017 sei immer noch zu schaffen – eine Einschätzung, die der damalige Aufsichtsratschef Michael Müller öffentlich teilte: „Wenn alle an einem Strang ziehen, ist es noch möglich“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister am 1. Januar 2017 in einem Interview mit dem Tagesspiegel, wenige Tage vor der nächsten Verschiebung, die bis gestern nicht einmal terminiert war.

Wer auch immer mit solchen Worten aus welchen Gründen auch immer beruhigt werden sollte: Es konnte schon damals nicht funktionieren, selbst wenn alle „an einem Strang gezogen“ hätten – was bis dato nicht der Fall ist. Der heute verkündete Termin trägt, je nach Betrachtungsweise, die Nummer 7. Seit der spektakulär kurzfristig abgesagten „Grand Opening Party“ im Juni 2012 wird der Koma-Patient mit Betriebskosten von 17 Millionen Euro pro Monat künstlich am Leben gehalten, damit der „modernste Flughafen Europas“, wie er einst angekündigt wurde, nicht vor sich hin schimmelt.

Was damals State of the Art war, ist heute überholt

Ohnehin kann der BER, geplant seit den neunziger Jahren, erster Spatenstich 2006, bei seiner Eröffnung kein neuer oder gar moderner Airport mehr sein. Was damals State of the Art war, ist heute in Teilen längst überholt. Zu den 17 Millionen monatlichen Betriebskosten für einen Flughafen, der nicht in Betrieb ist, kommen die ausgefallenen Mehreinnahmen: Anders als in Tegel, wo auf dem Weg zwischen Eingang, Check-in, Security und Boarding gerade mal eine Kaffeebude liegt, ist der BER als Shoppingcenter mit angeschlossenem Flugbetrieb konzipiert, ein Wohlfühlort, der dazu verleitet, den „Non-Aviation-Anteil“ der Einnahmen nach oben zu treiben.

Zusammengerechnet kostete die Nichteröffnung des BER an jedem der vergangenen 2023 Tage eine Million Euro. Und an jedem der nächsten tausend Tage auch. Denn es soll wirklich, kaum zu glauben, noch mal fast drei Jahre dauern.

So absurd wie der Glaube an eine Eröffnung zu den bisher genannten Terminen sind auch die großen Worte, mit denen das alles garniert wird, pars pro toto: „Der BER wird fertiger und fertiger“ (Hartmut Mehdorn 2014). Wer soll da heute darauf vertrauen, dass Ende 2020 durchgefegt und eröffnet wird? So naiv ist niemand mehr. Schon jetzt ist das knapp bemessen, selbst wenn alle „an einem Strang ziehen“. Aber warum sollten sie. Der immer nächste Termin wird, aus Erschöpfung, immer egaler und egaler.

Also alles wie immer? Erst wird es „enger und enger“ (Ex-Geschäftsführer Mühlenfeld), dann kommt eine neue Führung und mit ihr ein neuer Termin, bis es wieder heißt: „Es wird enger und enger“? Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Ausgangslage verändert. Geschäftsführer Lütke Daldrup arbeitet an neuen Vereinbarungen mit den Firmen, die bisher an ihrer eigenen Verspätung verdienten. Der finanzielle Druck könnte zu einer bisher ausgeschlossenen Veränderung der Gesellschafterstruktur führen. Die Erweiterungsbauten, technisch weit weniger anspruchsvoll als das BER-Hauptterminal, eröffnen Möglichkeiten für einen Plan B. Jedenfalls wird der BER, sollte er je fertig werden, ein anderer sein als geplant.

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