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Berlin: Neuer Fall von Pfusch am Bau? Filmbühne Wien steht leer

Für viel Geld wurde aus dem früheren Ku’damm-Kino ein Geschäftshaus. Wegen einer Vielzahl von Mängeln kann es aber nicht genutzt werden

Immer wieder Mängel an prestigeträchtigen Berliner Bauten: Am Reichstag, bei den Galeries Lafayette oder jüngst beim Nobelhotel Ritz-Carlton. Jetzt scheint es einen neuen Fall bei der einstigen „Filmbühne Wien“ zu geben. Verwundert bleiben Passanten am Kurfürstendamm vor dem ehemaligen Traditionskino stehen: Der jahrelange Umbau zum Geschäftshaus scheint endlich beendet, Baugerüste sind verschwunden. Doch die neuen Schaufenster sind leer – wie auch der Rest des Baudenkmals.

Eigentlich wirkt alles nahezu fertig: Die Fassade strahlt in neuem Glanz, und innen wurden die Räume behutsam modernisiert. Der Kinosaal samt den Rängen blieb erhalten, wenn auch ohne Sitze. Stattdessen führt jetzt eine Rolltreppe in den stuckverzierten Raum.

Doch der Schein trügt, wie der Eigentümer Uwe Glien dem Tagesspiegel sagte. Die Filmbühne Wien gehört ihm seit 1998, in den Umbau hat er 7,5 Millionen Euro investiert. Aber der als Generalunternehmer beauftragte ABB-Konzern „ist nicht in der Lage, das Haus entsprechend den vertraglichen Vereinbarungen und den Vorgaben der Bauordnung fertig zu stellen“, ärgert sich Glien. Ein Hauptproblem sei der Brandschutz.

Im April machte das Fraunhofer-Institut einen Test, bei dem Propangas entzündet und Nebel verströmt wurde. Ein Experte des Instituts bestätigte gestern auf Nachfrage, dass die Brandschutztechnik „nicht den Vorschriften genügt“. Einzelheiten wollte er aus rechtlichen Gründen nicht nennen. Insgesamt sollen Gutachter rund 1500 Baumängel vermerkt haben. Der Wiedereröffnungstermin sei „völlig offen“, sagt Glien. Es gebe auch Mängel bei der Statik, feuchte Kellerwände und Wassereinbrüche nach starkem Regen.

Das Kino war vor knapp 90 Jahren unter dem Namen „Union-Palast“ als eines der ersten reinen Lichtspielhäuser in Berlin eröffnet worden. Später gehörte es vorübergehend zu den Berlinale-Spielstätten. Im Frühjahr 2000 gab die UFA das Haus auf. Damit ging das Kinosterben am Ku’damm weiter, zu dessen Opfern unter anderem auch das Astor und Marmorhaus gehörten. Dort wird nun Mode verkauft.

Der Umbau der Filmbühne Wien begann 2001 und sollte ursprünglich schon 2002 beendet sein. Laut Glien wurde die Fertigstellung schließlich für 2004 vereinbart. ABB äußert sich derzeit nicht zu den Vorwürfen: Die Verantwortlichen einer Tochterfirma für Gebäudetechnik seien verreist, sagte ein Sprecher.

Glien plant Verkaufsflächen, Gastronomie und Wohnungen. Der erhoffte Hauptmieter ist wegen der Verzögerungen allerdings abgesprungen. „Es gibt keine potenziellen Mieter“, sagt der Investor. Selbst die Vermietungsplakate seien so gut wie sinnlos. „Ich kann ja keinen Einzugstermin nennen.“ Jeden Monat gingen Mieteinnahmen in sechsstelliger Höhe verloren. Vor dem Landgericht streitet Glien nun mit ABB um Schadensersatz.

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