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Knapp vorbei: Unter anderem die Halterungen für die Eckfahnen sind falsch angebracht - bei den Toren fehlen sie ganz.

© Julian Graeber

Neuer Fußballplatz im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark: Die Posse um die falsche Eckfahne in Prenzlauer Berg

Regelwidrige Markierung, fehlende Verankerungen – am Jahn-Sportpark wurde ein Fußballplatz saniert. Dabei ging einiges schief.

Jörn Kammer nimmt es mit Galgenhumor. „Das sind schon BER-ähnliche Zustände hier“, sagt der Trainer der zweiten Herrenmannschaft des SV Empor. Anfang November wurde einer der beiden Kunstrasenplätze im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg gesperrt, um den nach vielen Jahren abgenutzten Belag auszutauschen. Wenige Wochen später war der alte Kunstrasen abgetragen, doch dann tat sich monatelang nichts mehr – aufgrund der „geringen Außentemperaturen“, wie die Senatsverwaltung für Inneres und Sport schriftlich mitteilt. Die Hoffnungen auf eine Fertigstellung Ende 2015 zerschlugen sich schnell.

Seit Anfang April ist der neue Kunstrasen zwar fertig verlegt, darf jedoch nicht einmal für den Trainingsbetrieb benutzt werden. Und hier kommt der von Kammer halb im Scherz, halb ernst zum Vergleich herangezogene Großflughafen in spe ins Spiel. Zwar ist der Austausch eines Kunstrasens nicht sonderlich komplex und eine Entrauchungsanlage gibt es im Jahn-Sportpark auch nicht, bei den Planungen ist aber offenbar trotzdem jede Menge schiefgelaufen. Bei der Abnahme durch die Senatsverwaltung fiel der Platz durch, da „die aufgetragene Linierung nicht den Regularien entspricht“. Ein Mangel fällt schon auf den ersten Blick auf: Die Löcher für die Eckfahnen befinden sich deutlich außerhalb des Spielfeldes. Außerdem ist das markierte Kleinfeld mit 30 Meter Breite mal 60 Meter Länge viel zu klein, und es fehlen Verankerungen für die Tore.

Die Baufirma sagt, sie habe auf die Fehler hingewiesen

Schuld an den Mängeln soll laut Senatsverwaltung nicht die ausführende Firma gewesen sein: „Es scheint vielmehr ein Fehler im Bereich der Planung von dritter beteiligter Seite außerhalb der Verwaltung vorzuliegen.“ Aus dem Vereinsumfeld ist zu hören, dass die Baufirma das Planungsbüro noch vor Ausführung der Arbeiten auf die Fehler hingewiesen habe, diese Anmerkungen jedoch ignoriert worden seien.

Sollte sich die Schuldfrage nicht gütlich klären, könnte es zum Rechtsstreit kommen, zum Leidwesen des SV Empor mit seinen mehr als 1000 Fußballern und der Hockey-Teams von Rotation Prenzlauer Berg, die den Platz ebenfalls nutzen. „Wenn es tatsächlich vor Gericht geht, kann das Jahre dauern. Das wäre fatal“, sagt Empors Spielbetriebsleiter Frank Lehnert.

Der Kunstrasenplatz im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark im Mauerpark - vor der Sanierung.
Der Kunstrasenplatz im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark im Mauerpark - vor der Sanierung.

© Doris Spiekermann-Klaas

Da der Rasenplatz auf der Anlage nicht ununterbrochen für den Trainingsbetrieb genutzt werden kann, bleibt für die 31 Empor-Mannschaften und die Freizeitteams meist nur ein Feld. Ausweichplätze in der Nähe sind kaum zu finden.

Acht Mannschaften zugleich auf einem Platz

So tummeln sich oft vier, im Extremfall aber auch mal acht Mannschaften mit 100 Kindern gleichzeitig auf dem verbliebenen Kunstrasen. Eine sehr unbefriedigende Situation für den Verein, der mit allen ersten Mannschaften in der höchsten Berliner Spielklasse und mit den A-Junioren sogar in der Regionalliga vertreten ist. „An leistungsorientiertes Training ist nicht zu denken“, sagt Jörn Kammer.

Intern bereiten sich die Empor-Verantwortlichen schon auf eine weitere Wartezeit vor. Es vergeht keine Sitzung, in der die Platzsituation nicht Hauptthema ist. Für die laufende Saison, die im Juni endet, ist eine Wiederinbetriebnahme sehr unwahrscheinlich. Immerhin gebe es von der Verwaltung Signale, so Lehnert, dass der Platz demnächst eventuell wieder für den Trainingsbetrieb genutzt werden könne.

Einen groben Zeitplan gibt es nicht

Bis wieder Punktspiele auf dem Kunstrasen stattfinden, wird es wohl im besten Fall bis zum Saisonstart im August dauern. Denn sobald die Schuldfrage geklärt ist, wird der Belag mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder entfernt und ein neuer Kunstrasen verlegt. Da die Linien nicht nur mit Kreide aufgemalt sind wie bei Naturrasen, ist die Korrektur der Markierungen nicht einfach.

Die Senatsverwaltung will sich mit Verweis auf das „laufende Verfahren“ und die vereinbarte „Vertraulichkeit“ nicht zu den Kosten und den beteiligten Firmen äußern. Auch einen groben Zeitplan für das weitere Vorgehen gibt es nicht. Aber spätestens seit dem BER ist ja bekannt, dass Eröffnungstermine in Berlin ähnlich viel zählen wie Abseitstore beim Fußball.

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