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Berlin: Neuer Kandidat für Polizeispitze

Udo Hansen, Ex-Chef der Berliner Bundespolizei, will Präsidium leiten In der SPD wächst die Kritik an Körtings Zögern bei der Stellenbesetzung

Im Rennen um den Posten des Berliner Polizeipräsidenten ist ein neuer Name bekannt geworden. Die Innenverwaltung bestätigte am Sonnabend, dass sich auch Udo Hansen, der frühere Leiter des Bundesgrenzschutzpräsidiums Ost in Berlin, beworben hat. „Er ist einer von mehreren Bewerbern“, sagte eine Sprecherin von Innensenator Ehrhart Körting (SPD). Hansen werden gute Chancen gegeben – schon wegen seines hohen Dienstranges. Denn beamtenrechtlich gilt: Je höher der Dienstrang , desto besser qualifiziert ist der Kandidat. Der 58-Jährige hat auf der Uniform drei goldene Sterne zum Eichenlaub, als Berliner Polizeipräsident wären es vier mit Eichenlaub.

Die anderen Kandidaten, deren Namen bislang bekannt geworden sind, sind ein oder zwei Dienstgrade darunter, so hat der Leiter der Reinickendorfer Polizeidirektion, Klaus Keese, nur einen Stern im goldenen Kranz.

Hansen ist SPD-Mitglied, gilt aber als Hardliner. Bereits 2001 war er lange als Kandidat für den Polizeipräsidenten gehandelt worden, damals hatte Körting im letzten Moment – und für alle überraschend – Dieter Glietsch als Präsidenten präsentiert.

Nach nunmehr neun Jahren muss Glietsch Ende Mai aus dem Dienst scheiden. Vor drei Jahren hatte er bereits die Altersgrenze erreicht, auf Körtings Wunsch aber noch einmal drei Jahre angehängt.

Innerhalb der SPD wird die Kritik an der immer länger dauernden Kandidatensuche immer lauter. Mitte Dezember war die Ausschreibung im Berliner Amtsblatt veröffentlicht worden, zudem im Stellenteil der „FAZ“. Als Bewerbungsfrist werden in der Anzeige „drei Wochen“ genannt. Nun sind fast drei Monate um, wie ein Abgeordneter am Sonnabend anmerkte: „Wir sollten nicht noch länger warten.“ Vor einem Monat war angekündigt worden, dass das Auswahlverfahren Ende Februar oder Anfang März stattfinden soll. Wie berichtet, wird vom neuen „PolPräs“ erwartet, dass er schon längere Zeit vor offiziellem Dienstantritt am 1. Juni Dieter Glietsch begleitet, auf jedem Fall beim Großeinsatz zum 1. Mai.

Das SPD-Mitglied Hansen war vor etwa vier Jahren bei der Bundespolizei (dem früheren Bundesgrenzschutz, BGS) ausgeschieden, nachdem er eine Reform der Behörde durch CDU-Innenminister Wolfgang Schäuble kritisiert hatte. Danach soll Hansen als Berater in Saudi-Arabien tätig gewesen sein.

Schlagzeilen hatte Hansen 1999 als damaliger Leiter des BGS in Frankfurt (Main) gemacht. Ihm war von linken Parteien und Flüchtlingsorganisationen überhartes Vorgehen gegen Asylanten vorgeworfen worden. So hatte er deren Unterkünfte am Frankfurter Flughafen mit Stacheldrahtverhauen und neuen Zäunen ausrüsten lassen. Im Mai 1999 war dann der sudanesische Flüchtling Aamir Ageeb bei der Abschiebung gestorben, er war von BGS-Beamten derart traktiert worden, dass er im Flugzeug erstickte. Die Polizisten waren Jahre später wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt worden, das Gericht hatte im Prozess ein „Organisationschaos“ beim BGS kritisiert.

Im gleichen Jahr 1999 war Hansen dann nach Berlin ins Präsidium gewechselt. Als er 2001 als Kandidat für den Polizeipräsidenten genannt worden war, hatte er bei PDS  (heute Die Linke) und Grünen als völlig unakzeptabel gegolten.

2004 hatten Hansen dann als Leiter des Berliner Präsidiums des BGS mit Dieter Glietsch zusammen eine Sicherheitspartnerschaft mit BVG und S-Bahn auf den Weg gebracht. Mit dieser Kooperation sollte die Verfolgung von Straftätern im öffentlichen Nahverkehr verbessert werden. Szenekenner lobten Hansen gestern als durchsetzungsfähig und führungsstark. Hansen unterstanden zuletzt 9000 Bundespolizisten, bei der Berliner Polizei sind es laut Ausschreibung 22 500 Mitarbeiter. Jörn Hasselmann

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