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Berlin: Neuer Spittelmarkt ...: auf Alt getrimmt

Noch ist der Spittelmarkt an der Leipziger Straße in Mitte eine ungemütliche Ecke, umsäumt von Neubauten. In den nächsten Jahren soll er wieder ein richtiger Platz werden.

Noch ist der Spittelmarkt an der Leipziger Straße in Mitte eine ungemütliche Ecke, umsäumt von Neubauten. In den nächsten Jahren soll er wieder ein richtiger Platz werden. Der Senat treibt, wie gestern kurz berichtet, Pläne voran, den alten Marktplatz in "Anlehnung an den historischen Straßenverlauf" aufleben zu lassen. Die vorhandenen Gebäude sollen bis auf den zweistöckigen Flachbau des Modegeschäfts Ebbinghaus stehen bleiben, sagte Stadtplanerin Annalie Schoen von der Stadtplanungsverwaltung. Zwar werde die Leipziger Straße, die zu DDR-Zeiten stark verbreitert wurde, nicht verengt. Dafür sei ein neuer Verlauf geplant.

Die bestehende Gertraudenbrücke soll entfernt werden, dafür an der Stelle der alten Gertraudenbrücke weiter nördlich eine neue Überquerung des Spreekanals entstehen. Über sie soll künftig die Straßenbahn zwischen Alexanderplatz und Potsdamer Platz verkehren. Auf Freiflächen favorisiert die Strieder-Verwaltung Neubauten mit Gewerbe, Restaurants und Geschäften, auf den von den Straßen abgewandten Seiten auch Wohnhäuser.

Der Senat hat nun dem Bezirk Mitte die Planungshoheit für das Gebiet aberkannt. Das ist für Areale "von außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung" möglich. Nach Angaben des Senats soll der Spittelmarkt wieder zu einem zentralen Platz mit innerstädtischer Bedeutung werden. Er stelle einen "Knotenpunkt" zwischen der historischen Altstadt mit den angrenzenden Bundesbauten und dem Potsdamer und Leipziger Platz dar.

"Der Senat lässt die Muskeln spielen, dabei ist das gar nicht notwendig", sagte gestern Mittes Baustadtrat Thomas Flierl (PDS). Normalerweise sind die Bezirke für Bebauungspläne zuständig, in diesem Fall entscheidet nun der Senat. Für das Areal lägen keine Bezirkspläne vor. Da die Neugestaltung viele Verkehrsfragen berühre, die in der Hoheit des Senats lägen, "ist es sinnvoll, dass er die Verantwortung übernimmt". Flierl zufolge gibt es keinen Dissens zwischen Hauptverwaltung und Bezirk. Er werde nun aber fordern, Mitte "angemessen an den Planungen zu beteiligen".

Opfer der Pläne ist die Filiale des Modegeschäfts Ebbinghaus. Es steht einer Verlängerung der Lindenstraße zum Spittelmarkt im Weg. Seit Jahren laufende Verhandlungen zwischen Senat und dem Unternehmen haben offenbar noch zu keinem Ergebnis geführt. Er wisse nicht, ob er sich darauf einrichten solle, Mitte 2001 auszuziehen oder erst 2006, wenn der Mietvertrag auslaufe, sagte Ebbinghaus-Chef Peter Draga. Er sei bereit, das Haus am Spittelmarkt zu räumen, über einen Ersatzstandort gebe es aber noch keine Einigung. Draga beklagte, dass die Unsicherheit seinem Geschäft schade.

"Derzeit ist der Spittelmarkt kein erlebbarer Platz", sagte Annalie Schoen von der Stadtplanungsverwaltung. Nach ihren Angaben will die Senatsverwaltung den Bebauungsplan gemeinsam mit Investoren entwickeln. "Es gibt eine Menge Interessenten". Der Spittelmarkt erhielt seinen Namen durch seine Nähe zum einstigen Gertrauden-Spital. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert diente er als Marktplatz. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts pulsierte dort das großstädtische Leben. Der Zweite Weltkrieg schlug in das Viertel große Brachen. Zu DDR-Zeiten ging die Form des Platzes verloren.

Tobias Arbinger

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