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Die Lufthansa zieht ihre Lehren aus dem BER-Debakel: Sie fordert jetzt regelmäßige Berichte über den Fortschritt auf der Baustelle.

© Reuters

Neuer Termin am 17. März 2013: Lufthansa hält BER-Terminplan für fahrlässig

Die Lufthansa kritisiert, dass im Zeitplan bis zur Flughafeneröffnung kein Puffer vorgesehen ist. Das Vertrauen in die Planer ist erschüttert. Das Unternehmen erhöht den Druck auf die Verantwortlichen.

Die Lufthansa hat am Sonntag in Tegel ihr für den neuen Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) in Schönefeld vorgesehenes Expansionsprogramm gestartet – und die neue Terminplanung für die Flughafeneröffnung kritisiert. Dass im Zeitplan bis zum 17. März 2013 nach Angaben der Flughafengesellschaft kein Puffer vorgesehen ist, sei „leicht fahrlässig“, sagte gestern Oliver Wagner, der den neuen Berlinverkehr der Lufthansa mitgeplant hat.

Der deutsche Marktführer habe nicht gedrängt, nach dem Verschieben der Eröffnung schnell den Betrieb aufzunehmen. Wichtiger sei, dass der neue Airport voll funktionsfähig sei. Für die Lufthansa gelte: „Qualität vor Schnelligkeit.“ Vom Flughafen erwarte man jetzt monatliche Berichte zum Baufortschritt, um beurteilen zu können, ob der neue Eröffnungstermin eingehalten werden könne.

Die Kranich-Linie selbst hat ihr Wort gehalten, was Verkehrssenator Michael Müller (SPD) besonders lobte. Pünktlich zum 3. Juni, wie es zur geplanten BER-Eröffnung an diesem Tag vorgesehen war, hat sie ihr neues Flugprogramm umgesetzt. 39 Ziele, die meisten in Europa, werden nun angeflogen, 29 mehr als bisher. Das für den großzügig ausgelegten neuen Flughafen vorgesehene Angebot muss nun am kleinen und bereits überlasteten Tegeler Airport geschafft werden. Am Sonntag gelang das.

So entsteht der neue Flughafen:

Nachdem sich die „Schockstarre“ über die Terminverschiebung gelegt habe, sei schnell klar gewesen, dass es beim Erweiterungsprogramm bleibe, sagte der Berlinbevollmächtigte der Lufthansa, Thomas Kropp. Die Gesellschaft reagiert damit auf das Konzept von Air Berlin, BER zu einem Drehkreuz zu machen. Auch Air Berlin muss dabei vorläufig mit Tegel auskommen. Zusätzliches Servicepersonal soll den Passagieren die Orientierung erleichtern. Auch der Flughafen setzt Mitarbeiter zur Information ein, die für BER eingestellt worden waren. Mehr Personal gibt es auch an den Gepäckanlagen.

Flugrouten-Gegner machen ihrem Ärger über das Flughafen-Debakel Luft:

An normalen Tagen sei das erweiterte Flugprogramm zu schaffen, sind Kropp und Wagner überzeugt. Nach Angaben der Flughafengesellschaft gibt es täglich nun durchschnittlich jeweils rund ein Dutzend zusätzlicher Starts und Landungen. Aber wehe, es gibt Nebel oder ein Gewitter, warnt Kropp. Dann sei der Flugplan nicht mehr einzuhalten. Erhebliche Probleme erwartet Kropp auch bei einem Winter mit viel Schnee und Frost, weil in Tegel schon in der Vergangenheit die Plätze für das Enteisen der Flugzeuge knapp waren. Sollte es durchs Wetter Verspätungen geben, erwartet Wagner vom Senat großzügige Ausnahmegenehmigungen für Flüge in den Randzeiten.

Auch vor dem Flughafen will man Probleme vermeiden: Sieben Mitarbeiter sollen vor allem den abfließenden Verkehr so regeln, dass Staus vermieden werden. Auch diese Leute waren für den Einsatz am BER vorgesehen.

Gegen die vorgesehenen Flugrouten dort und die „Regierenden Bruchpiloten“ demonstrierten am Sonntagnachmittag mehrere hundert Flughafengegner im Regen vor dem Roten Rathaus. Unter den Rednern war ein Brite, der sich gegen den Ausbau des Londoner Flughafens Heathrow gewehrt hatte. „BER = Politiker-Versorgungswerk“ stand auf einem Plakat. In Friedrichshagen findet heute Abend um 19 Uhr die 49. Montagsdemo auf dem Marktplatz statt.

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