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Berlin: Neuer U-Bahn-Brand: BVG legt 102 Wagen still

Die BVG hat gestern nach einem erneuten Brand in einer U-Bahn alle 102 Wagen der Baureihe G II (intern "Gisela" genannt) aus dem Betrieb genommen. Das Feuer auf der Linie U 2 am Bahnhof Olympiastadion verlief glimpflich.

Die BVG hat gestern nach einem erneuten Brand in einer U-Bahn alle 102 Wagen der Baureihe G II (intern "Gisela" genannt) aus dem Betrieb genommen. Das Feuer auf der Linie U 2 am Bahnhof Olympiastadion verlief glimpflich. Der Zug war ohne Fahrgäste unterwegs. Auf den Linien U 1, U 15, und U 2 kommt es jetzt zu erheblichen Einschränkungen, weil die Wagen fehlen.

Zum Thema Online-Umfrage: Fühlen Sie sich in der Berliner U-Bahn noch sicher? Vor einem Jahr war auf dem Bahnhof Deutsche Oper ein Wagen des "Gisela"-Typs ausgebrannt. "Zwei Fälle sind zuviel", begründete BVG-Vorstand Hans-Heino Dubenkropp gestern den Schritt der BVG. Die Züge der Baureihe D, von denen einer am Sonnabend am Bahnhof Afrikanische Straße der U 6 in Brand geriet, fahren dagegen weiter. Obwohl in allen drei Fällen ein Lichtbogen zu dem Feuer führte, ließen sich die Unfälle nicht vergleichen, sagte Dubenkropp gestern. Deshalb bleiben die Fahrzeuge des D-Typs im Einsatz. Völlig rätselhaft seien für die BVG dagegen die Brände an den "Gisela"-Zügen, die 1989 für die Ost-Berliner Verkehrsbetriebe hergestellt wurden. Deshalb habe man die 102 Wagen gestern abgestellt. Dadurch fehlten der BVG nun zwölf Züge im Betriebseinsatz. Externe Experten sollen das gesamte System jetzt überprüfen. Erst danach würden die Wagen wieder freigegeben.

Der Gutachter Arne Kühnel sieht keine grundsätzlichen Mängel im Stromabnehmersystem. Die Wiederholung der Brände sei höchstwahrscheinlich ein Zufall. Kühnel hatte auch den S-Wagen untersucht, der im Februar 2000 am Bahnhof Yorckstraße ausgebrannt war. Die Wagen der "Gisela"-Reihe seien in einem "unvergleichbar gutem technischen Zustand", ist Dubenkropp überzeugt. Nach dem Brand im Bahnhof Deutsche Oper am 8.Juli 2000 seien die Wagen besonders sorgfältig gewartet worden.

Das Feuer gestern entstand beim Überfahren von Weichen. Zwischen ihnen befinden sich Lücken an den seitlichen Stromschienen. Beim überfahren können so genannte Abreißfunken entstehen. Gestern früh um 5.44 Uhr gab es jedoch einen Lichtbogen mit hoher Energie, der zum Feuer führte, das am Bahnsteig schnell gelöscht werden konnte.

Feuerwehrchef Albrecht Broemme begrüßte gestern die Entscheidung der BVG. Dass die drei U-Bahn-Brände innerhalb eines Jahres relativ glimpflich ausgingen, bedeute nicht, dass dies auch in Zukunft so bleiben müsse, sagte Broemme. Er vermutet als Ursache für den Brand vom vergangenen Sonnabend auf der U 6 eine defekte Andruckfeder des Stromabnehmers. Seiner Auffassung nach sollten aus dem Unterbau der Waggons alle brennbaren Dinge entfernt oder mit einem Überzug aus schwer entflammbaren Material versehen werden. Vorstellbar seien Temperaturfühler an den Waggons, Videokameras, um das Innere der Wagen überwachen zu können und vor allem eine bessere Übertragungsqualität von Durchsagen auf den Bahnhöfen. Die dort übermittelten Informationen seien für die meisten der Fahrgäste schlichtweg unverständlich.

Auf der U 1 fahren die Züge zwischen Warschauer Straße und Wittenbergplatz jetzt nur noch alle fünf Minuten statt im Drei-Minuten-Abstand, die U 15 wird auf den Abschnitt Wittenbergplatz - Uhlandstraße verkürzt, und auf der U 2 bestehen die Züge statt auch acht Wagen nur noch aus sechs. Hier wird es im Spitzenverkehr eng werden.

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