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In Kürze will Knieriem seinen Dienst antreten. Bislang schaut er sich dort als Otto-Normal-Besucher um und nimmt dafür Urlaubstage.

© Thilo Rückeis

Neuer Zoo-Chef Andreas Knieriem: "Ich bin kein Messias"

Die Erwartungen an den neuen Chef von Zoo und Tierpark sind groß. Im Frühling würde Andreas Knieriem gern loslegen. Er schätzt Naturböden und Herausforderungen für die Tiere. Und noch viel mehr.

Der Mann kann nicht nur Giraffen operieren, er kann auch Worte schöpfen. „Ich bin niemand, der zoologieaktenstaubbepudert durch die Gegend geht“, sagt Andreas Knieriem. Er knotet sich lieber einen seiner bunten Schlipse mit Tiermotiv um und pendelt zwischen München und Berlin. Für die Schnupperbesuche an seinem künftigen Arbeitsplatz in Zoo und Tierpark nimmt er gerade seine Urlaubstage und bittet an der Kasse höflich um Gratis-Einlass, so wie es die tiergärtnerischen Einrichtungen bundesweit für ihre Mitarbeiter vereinbart haben. „An der Kasse kennen sie mich schon“, sagt er und lacht. Langsam kristallisiert sich heraus, ab wann der von vielen Berlinern heiß ersehnte Nachfolger des umstrittenen Noch-Chefs Bernhard Blaszkiewitz seinen Dienst voraussichtlich antreten möchte – und zwar schon zum Anfang des zweiten Quartals. Zoo-Kenner vermuten, dass der alte Direktor sich dann zeitgleich verabschieden wird.

"Ich bin kein Messias"

Knieriems Frau ist gebürtige Berlinerin, von daher weiß der 48-Jährige auch, dass die Berliner neue Zoo-Direktoren, von denen man sich eine neue Ära erwartet, zwar mit Vorschusslorbeeren bedenken. Er weiß aber auch, dass sobald die erste Tierkiste schief abgestellt wird oder eine der vielen in Zukunft anstehenden Baumaßnahmen womöglich mal nicht pünktlich fertig wird, die Hauptstädter auch medial ordentlich meckern werden. „Ich wünsche mir generell, dass sich die Aufmerksamkeit von meiner Person auf die Mitarbeiter und vor allem auf die Tiere verschiebt“, sagt Knieriem im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Der ganze Rummel sei ihm auch unangenehm. „Ich bin doch kein Messias.“

Knieriem möchte erst mit Aufsichtsrat und Mitarbeitern reden

Und weil er ja eigentlich bis Oktober 2014 beim Tierpark Hellabrunn unter Vertrag ist und Bernhard Blaszkiewitz bis 30. Juni bei der Zoologische Garten Berlin AG, sagt er: „Ich bin ja noch gar nicht da – und ich will kein Ankündigungsdirektor sein. Ich finde es redlich, erst mit dem Aufsichtsrat in München und Berlin, mit den Mitarbeitern in Berlin zu sprechen darüber, was sie für wichtig halten, und erst dann mit der Öffentlichkeit.“ Deshalb auch kein Wort zu all den Ideen, die ihm schon im Kopf herumschwirren wie ein Schwarm Flughunde. Nur über andere Zoos und andere Tiere lässt er sich etwas entlocken – und so kommt man doch der Spezies Knieriem näher.

Ihm gefällt, wenn Tiere Abwechslung haben

Da geht es im Gespräch um die Haltung von Menschenaffen in ihren Lebensräumen, etwa in Leipzig, wo auch Orang Utans auf Naturboden leben, auf Kletterbäumen, wo sich die Affenarten in einem Haus sehen können und das gegenseitige Imponiergehabe Wissenschaftler und Besucher erstaunt. Ihm gefällt es, dass den Tieren, „die Herausforderungen wollen“, dort Abwechslung geboten wird. Dass sie Futter suchen und auspacken und auch mit dem Packpapier spielen können. Nur den Kot müsse man wegen der Infektionsgefahr entsorgen. Einmal hat ein Gorilla damit verärgert nach ihm geworfen, weil er mit Knieriem, der ja Tierarzt ist, unangenehme Dinge wie Schmerzen verband.

Knieriem ist generell „kein Freund davon, exotische Tiere bei jedem Regentropfen reinzuholen“. Sie würden auch in hiesigen Klimaregionen ein gesundes Immunsystem entwickeln. So gibt es in München für die Besucher, obwohl sie Keimträger sind, auch persönliche „Begegnungen mit dem Lieblingstier“.

In naturnaher Umgebung geht es Tieren besser

Dann erzählt Knieriem die Geschichte von den Schwarzspitzenriffhaien. Die schwammen in Hellabrunn zuletzt in einem recht kahlen Becken, verletzten sich an den Flossen, alles heilte schlecht ab. Schließlich hat sein Tierpark-Team eine Korallenwelt installiert, unter anderem mit hunderten Riff-Barschen, die sich nicht gegenseitig attackierten sondern wie im Meer in Schwarmbewegungen im Riff gezeigt werden. Auch den Haien ginge es in der der Natur nachempfundenen Umgebung besser.

"Ich sitze auf Hummeln"

In Berlin will der neue Zoochef ganz allgemein die Profile der hoch geschätzten Einrichtungen Zoo und Tierpark schärfen, sagt er. Und er wolle als Direktor positiv gestimmt auf die Suche nach Sponsoren gehen. Auf kleine, handaufgezogene Knuts hofft er eher nicht, „ich wünsche mir, dass die Muttertiere ihren Nachwuchs selbst aufziehen und dass wir sie hierzu in die Lage versetzen“. Einen längeren Urlaub mit seiner Frau und der kleinen Tochter wird er zwischen München und Berlin nicht mehr nehmen. „Dafür sitze ich zu sehr auf Hummeln.“

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