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Vier Flockenfans. Filialleiterin Sarah Barnehl und drei neue Mitarbeiter im „Flakes Corner“.

© privat

Neueröffnung in Berlin-Mitte: Mittagessen im neuen Cornflakes-Café

Cornflakes zum Mittag? Am Hackeschen Markt hat ein Flocken-Café eröffnet. Unsere Reporterin hat probiert und eine kulinarische Zeitreise erlebt.

„Klein, Mittel oder Superbowl?“ fragt die Verkäuferin. Vor ihr stehen drei Schüsseln in unterschiedlicher Größe bereit. Hinterm Tresen erhebt sich ein Regal voll bunter Flocken-Packungen. Auf der einen hüpft „Kapitän Crunch“ aus einer Schüssel Erdnussbutterkugeln. Auf einer anderen ein altbekanntes Gesicht: ein blauer Kakadu wirbt für bunte Fruchtringe. Froot Loops, die standen vor 20 Jahren schon auf meinem Frühstückstisch. Schon damals, in den Neunzigern, waren sie ein seltenes Vergnügen für mich - zu schlecht für die Zähne. Die anderen Sorten locken mit Zimt, Zucker und Schokolade. Klar, es gibt auch Wellness-Müsli mit Trockenfrüchten, aber dafür bin ich nicht gekommen. Ich will das, was meine Mutter mir früher nur erlaubte, wenn ich eine Eins in Mathe hatte.

Die Verkäuferin wartet. Die Auswahl ist groß. Ich bin überfordert. Nervös schaue ich sie an. Sie deutet freundlich auf eine Tafel. Darauf werden zwölf Cornflakes-Cocktails vorgeschlagen, Zusammenstellungen der Chefs, Empfehlung aus der Küche sozusagen. Ich entscheide mich für „Swimming Hippo“: Karamelkringel und Schokoflocken, darüber eine extra Portion Schokoladensirup, obendrauf ein Happy-Hippo-Riegel.

Am vergangenen Sonnabend hat das Cornflakes-Café am Hackeschen Markt eröffnet. Seitdem bieten die Geschäftsführer Mark Mühürcüoglu, 31, und Max Kolvenbach, 27, hier rund einhundert Cornflakes-Sorten an. Der Laden macht um zehn Uhr auf, ist das nicht für Frühstücksflocken viel zu spät? Geschäftsführer Kolvenbach widerspricht: „Cornflakes schmecken zu jeder Tageszeit.“

"Wir wollen unseren Gästen ein Kindheitsgefühl zurückgeben"

Schon seit über einem Jahr leiten Mühürcüoglu und Kolvenbach eine Filiale des „Flakes Corner“ in Köln. Nun bringen sie ihr Geschäftsmodell nach Berlin: „Wir wollen unseren Gästen ein Kindheitsgefühl zurückgeben“, sagt Mühürcüoglu. Der kleine Laden sieht aus wie eine amerikanische Schulkantine. Die Gäste sitzen auf Holzstühlen, die Flakes werden auf orangefarbenen Plastiktabletts serviert. Gründer Max Kolvenbach verbrachte als Kind regelmäßig Urlaube in den USA. Von dort hat er die Idee für das Café mitgebracht. Sie stammt aus dem Hollywood-Film „Flakes“, in dem ein junger Mann ein eben solches Café eröffnet, wie auch er es nun führt. Um die Filiale in der Neuen Promenade kümmert sich zukünftig Sarah Barnehl.

Müsli mit Kaugummi-Milch oder Orangensaft

Die meisten Flakes werden direkt aus den USA importiert. Sorten wie „Peanut Butter Crunch“ oder „French Toast“ sucht man in deutschen Supermarktregalen vergeblich. Mischen ist ausdrücklich erwünscht. Abgerundet wird die Schüssel mit Toppings wie Schoko-Bons oder Marshmellows. Zum Schluss darf Milch nicht fehlen, auch hier kann man aus zwölf Sorten wählen. Die Klassiker Erdbeer, Schoko und Vanille kenn’ ich aus der Großen Pause, Schoko-Keks und Kaugummi sind mir hingegen neu. Wer ganz mutig ist, darf aber auch mal Orangensaft dazu probieren, zum Beispiel in der Cocktail-Variante „Orange is the new milk“.

Ein Nilpferd im Kakao-Pool

Mit meinem Tablett setze ich mich an einen der Holztische. Mein Hippo ist mittlerweile aufgedunsen. Dick und breit schwimmt das Nilpferd in seinem Kakao-Pool. Im Hintergrund singt Britney Spears ihren Song „Lucky“. Ja, genau so fühle ich mich. Dann verliere ich die Kontrolle. Der Appetit ist groß, der Löffel dafür gerade groß genug. Ich köpfe den Hippo, die süße Masse klebt an meinem Gaumen. Es ist halb eins, Cornflakes zum Mittagessen. Schmeckt wie der Schokoriegel aus dem Kiosk, den man sich auf dem Heimweg nach der Schule kaufte, um ihn schon vorm Mittagessen zu verdrücken – fühlt sich verboten an, ist aber der kulinarische Tageshöhepunkt.

Neunziger-Trash: Bald soll eine Spieleecke für Erwachsene dazu kommen

Eigentlich wäre das Cornflakes-Café das perfekte Gegenprogramm zu veganen Restaurants und Bio-Supermärkten. Ganz ohne Öko kommen sie dann aber doch nicht aus. Neben den künstlichen Milch-Geschmäckern sind auch Soja- und Hafermilch im Angebot. Das Besondere ist aber das Ungesunde, und der ganze Neunziger-Trash. Mittlerweile läuft im Hintergrund Oli P.. Mein erste CD, denke ich und fühle mich noch wohler. An der Wand hängen Bilder von David Hasselhoff und Alf, Jugendidole der Geschäftsführer. Bald soll eine Spiele-Ecke eingerichtet werden, dann können die Gäste für das ultimative 90er-Gefühl mit sirupverklebten Fingern an der Nintendo 64 daddeln. Gameboys sollen ebenfalls angeschafft werden. Das sei aber heikel, denn die Geräte würden gerne mal geklaut.

Auf dem Weg nach Hause ist mir ein bisschen schlecht. Aber ich würde es wieder tun.

Flakes Corner, Neue Promenade 8, 10178 Berlin, täglich geöffnet, 10 bis 20 Uhr.

Lisa McMinn

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