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Berlin: Neues Einkaufszentrum: Mitten im Neuköllner Kiez landet ein Konsum-Ufo

Neugierig betrachten Passanten in der Karl-Marx-Straße ihr neues Einkaufszentrum. Morgen um 9 Uhr und 9 Minuten soll es soweit sein: dann wird der von dem Hamburger Architektenbüro Boge Johanssen entworfene Gebäudekomplex eröffnet, am Wochenende folgt ein Stadtteilfest.

Neugierig betrachten Passanten in der Karl-Marx-Straße ihr neues Einkaufszentrum. Morgen um 9 Uhr und 9 Minuten soll es soweit sein: dann wird der von dem Hamburger Architektenbüro Boge Johanssen entworfene Gebäudekomplex eröffnet, am Wochenende folgt ein Stadtteilfest. 250 Millionen Mark hat der Bau mit seiner transparenten Architektur gekostet. Er sitzt wie die gelandete Zukunft zwischen den Gründerzeithäusern des Kiezes.

Nach über zwei Jahren Bauzeit wurde gestern noch hektisch gearbeitet. Vor den drei Eingängen traten sich die Bauarbeiter auf die Füße, dazwischen drängelten sich die Menschen aus der Umgebung, die schon jetzt herausfinden wollen, was sie in dem neuen Gebäude erwartet. Drinnen ein ähnliches Bild: das Chaos aus Bauarbeitern, Reinigungstrupps und aus Verkäufern, die gerade ihre Regale in den Geschäften bestücken.

Dazwischen lächeln zuversichtlich die Angestellten des Centermanagments, die Schilder mit dem Logo des Centers an der Brust tragen: einer roten Ellipse, die den Buchstaben O im Wort Forum darstellt. Der unförmige Kreis symbolisiert auch den Mittelpunkt der siebengeschossigen Anlage, die die Form eines offenen, elliptischen Atriums hat. Nach oben hin bietet die Halle über die rund 40 Meter hohe Glaskuppel den freien Blick in den Himmel. Das natürliche Licht kommt über ein System von schwenkbaren Spiegeln in der Glaskuppel, die es je nach Sonnenstand nach innen reflektieren.

Für den Norden Neuköllns bedeutet das Einkaufszentrum eine lang ersehnte Aufwertung. Auf etwa 40 000 Quadratmetern findet sich eine vielfältige Mischung aus Shopping, Gastronomie, Entertainment und Kultur. "Dabei entspricht die Vermietung unserer Konzeption eines Branchenmixes", sagt Jürgen Tiemann vom Vorstand der KapHag Holding AG, die neben der Bavaria-Unternehmensgruppe Bauherr des Centers ist. 65 Läden haben sich eingemietet, der kleinste ist eine Theaterkasse auf 16 Quadratmetern, der größte ein SB-Warenhaus auf über 6000 Quadratmetern Grundfläche. Sämtliche Gewerbeeinheiten seien vermietet, heißt es, alle Geschäfte sollen morgen öffnen, auch "Karli", das Multiplexkino im dritten Obergeschoss. In allen neun Sälen mit ihren fast 2600 Sitzplätzen läuft der US-Streifen "Scared Movie" als Premiere. Am kommenden Freitag wird hier überdies die Stadtbibliothek Neukölln ihre neuen Räume auf über 4000 Quadratmetern eröffnen.

Bezirksbürgermeister Bodo Manegold ist vom künftigen Erfolg des Centers überzeugt: für ihn ist es ein Ort der Begegnung im Kiez, der die Karl-Marx-Straße beleben solle. "Sie wird bald wieder zu den fünf größten Einkaufsstraßen Berlins zählen.", verspricht er. Für Manegold ist ein Wunsch in Erfüllung gegangen: seit 1988 gibt es Pläne, hier ein Einkaufszentrum zu errichten. Jedoch kam mit der Wiedervereinigung das Vorhaben ins Straucheln, vor allem wegen der gestiegenen Grundstückspreise. Erst mit einer zweiten Ausschreibung vor fünf Jahren wurden die Pläne wieder konkret. Und nun soll das Forum die Attraktion im Norden Neuköllns sein - auch mit Vorteilen für die ansässigen Einzelhändler. Doch die sehen die schöne, neue Glitzerwelt eher skeptisch: "Für uns wird das Forum keine Vorteile bringen, vor allem wenn es auch noch Stammkunden abwirbt", sagt der Verkäufer vom Technikgeschäft gegenüber. Aber erst mal werden sie abwarten und sich mit den Leuten aus der Umgebung freuen, die schon auf die Eröffnung warten.

krau

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