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Das Essen in Berliner Schulen steht in der Kritik.

© dpa

Neues Schuljahr beginnt: Eltern wollen für gutes Schulessen etwas drauflegen

Die Qualität des Schulessens schickt Berliner Eltern auf die Barrikaden. Nun bieten sie sogar eine Eigenbeteiligung an, um die Misere zu beenden. Im neuen Schuljahr sollen neben diesem Thema weitere Aufgaben angepackt werden.

Berlins Eltern wollen die schlechte Qualität beim Schulessen nicht länger hinnehmen. „Wir plädieren für eine einkommensabhängige Selbstbeteiligung“, sagte Landeselternsprecher Günter Peiritsch am Freitag dem Tagesspiegel. Dies solle ein Signal an den Senat sein, ebenfalls bei der Finanzierung des Essens nachzubessern. Es sei offenkundig, dass der bisher angesetzte Betrag von unter zwei Euro pro Mahlzeit nicht ausreiche, um eine angemessene Qualität sicherzustellen.

Die Verbesserung des Schulessens gehört zu den großen Vorhaben im neuen Schuljahr, das am Montag beginnt. Der Senat lässt mit Unterstützung der AOK und der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften untersuchen, welcher Betrag für das Schulessen aufgewandt werden müsste, um die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung einzuhalten. Die Qualitätskontrolle in den Schulen sei generell allerdings Sache der Bezirke, teilte die Bildungsverwaltung jetzt auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Özcan Mutlu (Grüne) mit.

Mutlu nannte es „grob fahrlässig“, dass der Senat bislang „kein Interesse“ an einer besseren Qualität des Schulessens gezeigt habe. Anders sei es nicht zu erklären, dass die Berliner Cateringfirmen zu „Dumpingpreisen“ kochen müssten. Wie berichtet hatten vor den Ferien die großen Caterer die Ausschreibung des Kreuzberger Schulessens boykottiert. Nur mit Mühe konnte jetzt für alle Schulen die Versorgung gesichert werden. Die Vorsitzende der Grünen, Bettina Jarasch, begrüßte den Vorschlag der Eltern, sich einkommensabhängig am Schulessen zu beteiligen. Bislang zahlen alle Eltern pauschal 23 Euro pro Monat.

Ein vitaminreiches Schulessen ist nicht überall Standard in Berlin.
Ein vitaminreiches Schulessen ist nicht überall Standard in Berlin.

© Kitty Kleist-Heinrich

Das neue Schuljahr soll allerdings nicht nur beim Schulessen Fortschritte bringen. Auch bei der gemeinsamen Erziehung von Schülern mit und ohne Behinderungen soll es vorangehen. Die flächendeckende Umsetzung wurde zwar um ein Jahr verschoben. Es gibt aber in drei Bezirken – Steglitz-Zehlendorf, Neukölln und Marzahn-Hellersdorf – Schulversuche an insgesamt 23 Grundschulen. Hier werden verschiedene Aspekte der Inklusion erprobt. Es entstehen auch schon die ersten „Beratungs- und Unterstützungszentren“ für Eltern und Schulen. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) wies am Freitag auf das große Ungleichgewicht in den Bezirken hin: Der Anteil der Kinder mit Behinderungen, die im gemeinsamen Unterricht gefördert werden, schwankt zwischen 25 und 70 Prozent.

Bei ihrem Ausblick auf das Schuljahr 2012/13 wies Scheeres auch darauf hin, dass die Ganztagsangebote weiter ausgebaut werden. Es kommen drei Gymnasien und drei Grundschulen in sozialen Brennpunkten hinzu. Gestärkt werden die Schulen auch bei der Eingliederung von Schülern ohne Deutschkenntnisse, darunter viele Romakinder: Für sie entstehen 126 kleine Lerngruppen. Zudem stellt der Senat 300.000 Euro für sogenannte Sprach- und Kulturmittler zur Verfügung, die „insbesondere aus der Roma-Gemeinschaft“ rekrutiert werden sollen, um den Schulen bei der Aufgabe zu helfen, diese Familien zu integrieren.

Fortschritte gibt es auch bei der Bewertung der Unterrichtsqualität durch die Schüler. Der frühere Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte es zur Pflicht gemacht, dass sich Lehrer alle zwei Jahre durch ihre Schüler bewerten lassen sollen. Inzwischen haben knapp 29.000 Schüler die Onlinefragebögen ausgefüllt.

Verteidigt hat Scheeres am Freitag ihre Entscheidung, Grundschulen mit hoher Migrantenquote einen Teil ihrer Förderstunden zu streichen. Zwar seien dabei 46 Stellen weggefallen. Andererseits bekämen die Grundschulen jetzt aber rund 60 Stellen zusätzlich zur Entlastung der Konrektoren und zur Koordination des Qualitätsmanagements. „Ich habe diese Priorität so gesetzt“, sagte die Senatorin. Wie berichtet verlieren Klassen mit nur 21 Schülern zwei Förderstunden, die sie bisher beanspruchen konnten, wenn sie mehr als 40 Prozent Migranten hatten.

Beim Schulsanierungsprogramm legt der Senat, wie geplant, drauf. Das bedeutet, dass dieses Jahr statt 32 rund 48 Millionen Euro fließen. 2013 stehen dafür sogar 64,3 Millionen Euro bereit.

Unklar ist zurzeit noch, wie viele Schüler die Gymnasien verlassen müssen, weil sie die Probezeit nicht schafften. Die Nachprüfungen dauerten noch bis Freitag an. Frühestens nächste Woche wird feststehen, wie viele der rund 750 Siebtklässler die Gymnasien verlassen und größtenteils in sogenannte Rückläuferklassen gehen müssen.

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