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Berlin: Neues Tierheim: Palast der Tiere

Ob er nach den Konzerthäusern jetzt Karnickelställe bauen würde, ist er gefragt worden. Weit gefehlt.

Ob er nach den Konzerthäusern jetzt Karnickelställe bauen würde, ist er gefragt worden. Weit gefehlt. Das weitgestreckte flache Ensemble aus Beton und Glas, das sich hier am nördlichen Ende von Berlin zwischen Wiese und Waldkulisse schmiegt, ist alles andere als eine bescheidene Behausung für Kleinviecher. Der Berliner Architekt Dietrich Bangert hat sich hier im Lichtenberger Ortsteil Falkenberg so etwas wie ein Denkmal gesetzt. Das neue Tierheim, in dem am Donnerstag schon mal gefeiert wurde, kann man getrost einen Prachtbau nennen.

Grafik: Tierheim in Falkenberg Die Endlosgeschichte um den Umzug des Tierheims Lankwitz hat damit ein Ende gefunden. Übernächste Woche ziehen Hunde, Katzen und Kleingetier aus dem hundert Jahre alten Bau in der Dessauer Straße in ihr neues Domizil. Seit dem Sommer 2000 wurden Umzugstermine immer wieder gekippt. So auch der bisher letzte im Juli dieses Jahres. "Verzögerungen gab es immer wieder durch die Handwerksfirmen", sagt der Geschäftsführer des Tierschutzvereins Volker Wenk, "aber eine Anlage wie diese wird schließlich nicht täglich gebaut". Er präsentiert nun "das modernste, größte und architektonisch interessanteste Tierheim der Welt". 65 Millionen Mark investierte der Verein in den Bau. Das Geld habe man seit der Planung des Projekts nach der Wende aus Spenden und Beiträgen der rund 18 000 Vereinsmitglieder zusammengespart. Der Senat zahlt bis dato nur einen monatlichen Betrag für die Fundtiere. Auf dem 163 500 Quadratmeter großen Areal hat die "Stadt der Tiere" ihre vorläufig endgültige Form angenommen.

Langgestreckte und kreisrunde Gebäude sind hier entstanden. Fünfzehn Hundepavillons, zwei Katzenhäuser, ein Kleintierhaus sind bezugsfertig. Ein drittes Katzenhaus bleibt vorerst im Rohbau. Weil das Geld fehlt, wurden die geplanten Gebäude für Pferde, Exoten und Greifvögel sowie der Kinderbauernhof nicht gebaut. Priorität zur Fertigstellung haben nun die Tiersammelstelle und die Tierartztpraxis. "Unsere Schreibtische werden wir erstmal nur provisorisch aufstellen", so Sprecherin Carola Ruff. Die Verwaltungseinheiten werden erst zum Ende des Jahres fertiggestellt. Die Bauarbeiten für den 4500 Quadratmeter großen Tierfriedhof sind dagegen schon seit längerem beendet. Die toten Tiere, die in Lankwitz ihre letzte Ruhestätte fanden, wurden alle hierher umgebettet.

Einige Sorgen über den bevorstehenden Umzug plagen die Mitarbeiter noch. Um den Wechsel nach Falkenberg besser bewerkstelligen zu können, bemühen sie sich, einige der Lankwitzer Bewohner in anderen Tierheimen der Bundesrepublik unterzubringen. "Zuerst befürchteten wir, mit 400 Katzen, 300 Hunden und 150 Kleintieren umziehen zu müssen. Doch viele Tierschutzvereine haben uns geholfen und Tiere abgenommen", sagte Ruff. Der Aufnahmestopp, der seit diesem Monat gilt, wird am 3. September wieder aufgehoben.

Mit dem Umzug soll das Chaos, das seit Jahren in Lankwitz herrschte, ein Ende haben. Als das Tierheim 1901 gegründet wurde, war die Gegend um die Dessauer Straße noch unbewohnt. Mit dem Bevölkerungszuwachs in Berlin stieg auch die Zahl der ausgesetzten Tiere. Das Tierheim wurde umgebaut. Doch spätestens seit der Wende war das Heim überfüllt. Von den beengten Verhältnissen waren Besucher und Käufer immer wieder schockiert. Das neue Ensemble bietet den Tieren nun um ein Zehnfaches mehr Platz, viel Licht, Schallschutz, Grünflächen und einen künstlichen See.

MarÉn Balkow

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