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Alles Gute, liebe Leserinnen, liebe Leser, für 2013!

© dpa

Neujahr in Berlin: Das geht ja gut los

Die ersten Neuberliner waren Jungs, die S-Bahn twitterte gute Nachrichten, Tausende schlüpften durch Zaunlöcher zur ersten illegalen Party, Eisbader waren frustriert und beim 1.FC Union gab’s keine Ausschweifungen: Das war der Neujahrstag – und so soll’s weitergehen.

DAS ERSTE LIED

Was haben wir genörgelt. Das Ensemble der Alt-, Ex- und Möchtegern-Stars, das zu Silvester am Brandenburger Tor auftritt, ist aber auch größtenteils peinlich. David Hasselhoff, Jürgen Drews – es geht immer noch schlimmer, provinzieller, berlinunwürdiger. Dieses Mal dann: die Pet Shop Boys, souverän-nostalgisch und irgendwie immer noch hip. Als erklärte Berlin-Fans sind die beiden Londoner Neil Tennant und Chris Lowe durchaus die richtigen, um die Hauptstadtparty ein wenig vom Ballermann wegzuführen. Und so war das erste Lied, das 2013 hinaus in die Welt ging: „Go West“. Was kann schöner sein, als eine Schwulenhymne – im Original von den Village People –, die sich in den Fankurven der Bundesligastadien durchgesetzt hat? Und dann dieser wunderbar ironische Titel, am Brandenburger Tor, im Jahr 24 nach dem Mauerfall. Ein bisschen Nörgeln muss aber noch sein: Vielleicht sollten die Veranstalter ihre Dramaturgie überarbeiten. Tennant/Lowe sahen nämlich meist nur die Rücken der Fans, die sich Schlag zwölf zum großen Feuerwerk umdrehten. Eine Bühnenpause während der Ballerei wäre angebracht. Und mehr gute Musik. Denn wer war auch diesmal wieder dabei? Jürgen Drews. Außerdem Teil des Programms: Mit einem Tanz im „Gangnam-Style“ versuchten die Besucher, einen Weltrekord zu brechen, den im November 20 000 Menschen vor dem Eiffelturm in Paris in einem riesigen „Dancemob“ aufgestellt hatten. Ob es glückte, die Franzosen zu überbieten? Schwer zu sagen. Eigentlich unmöglich, in der kurzen Zeit alle tanzenden Füße zu zählen.

Der erste Song. Die Pet Shop Boys spielten um Mitternacht.
Der erste Song. Die Pet Shop Boys spielten um Mitternacht.

© dpa

DIE ERSTEN BABYS

Das Jahr 2013 begann mit fünf kleinen Jungs in Berlin. Eine der ersten frohen Botschaften des neuen Jahres 2013 kam aus dem Kreißsaal der Caritas-Klinik „Maria Heimsuchung“ in Pankow: Dort wurde punkt 1.01 Uhr der kleine Daniel Nehorosev gesund geboren – mit einem guten Mittelgewicht: 3800 Gramm schwer, 51 Zentimeter groß. Nach einer Umfrage des Tagesspiegels in Berlins Kreißsälen ist er das erste Berliner Neujahrsbaby 2013. Platz zwei belegt Mehmet Ceylan, der schon einige Wochen vor dem offiziellen Geburtstermin um 1.43 Uhr im Sankt Joseph Krankenhaus in Tempelhof zur Welt kam. Nur sieben Minuten später, um 1.51 Uhr, ertönte ein weiterer erster Schrei im Charité-Klinikum in Mitte. Es war gleichfalls ein Junge. Mehr Infos über ihn wollten die Eltern nicht mitteilen.

Ansonsten ließen sich die Neujahrsbabys in der Silvesternacht eher Zeit: Erst nach 2 Uhr kamen weitere, dann aber wieder knapp hintereinander. Um 2.17 Uhr erblickte ein neuer Erdenbürger im Helios Klinikum Buch das Licht der Welt. Und 11 Minuten später wurde Jan-Philipp im Vivantes Humboldt-Klinikum in Reinickendorf geboren. Im Kreißsaal des Virchow-Klinikums der Charité war die erste Niederkunft um 2.53 Uhr. Hier kam ein Mädchen zur Welt. Und in der DRK-Klinik Köpenick folgte um 5.18 Uhr Lea-Sophie. Die Kleine sei mit 4330 Gramm Geburtsgewicht und 54 Zentimetern quietschvergnügt, hieß es.

Der Kreißsaal von „Maria Heimsuchung“ in Pankow lag beim Ranking der Neujahrsbabys schon einmal an der Spitze. In der Silvesternacht 2010/2011 wurde dort bereits um 0.05 Uhr eine kleine Martha geboren. Diesmal warteten die Hebammen und Ärzte eine knappe Stunde länger auf das nächste Rekord-Baby. Die 40-jährige gebürtige Russin Elena Bödecker brachte Daniel zur Welt. Es ist ihr zweiter gemeinsamer Sohn mit Vater Boris Nehorosev. Das erste Kind des Paares, der inzwischen 21-jährige Artiom, bescherte ihnen kurz vor dem vergangenen Weihnachtsfest eine originelle Familienkonstellation. Er wurde Vater einer kleinen Tochter. So bekamen die beiden innerhalb weniger Wochen ein Enkelkind und selbst erneut Nachwuchs. Elena Bödecker beherrscht sechs Sprachen, sie leitet den Berlin Museum-Shop Unter den Linden 40, ihr Mann arbeitet als Elektroschweißer.

In der Silvesternacht 2011/2012 hatten sich Berlins Neujahrsbays mehr beeilt. Schon 19 Minuten nach Mitternacht wurde im DRK Klinikum Westend Aislinn Marie Conan geboren.

DIE ERSTE NACHRICHT VON DER S-BAHN

Am frühen Vormittag twittert die S-Bahn: „Derzeit keine Verspätungen oder Beeinträchtigungen im S-Bahn Netz. Gute Fahrt.“ Ganz in der Frühe hatte es „vereinzelt Verspätungen bis zu 8 Minuten“ gegeben. Angesichts von tausenden ausgefallenen Zügen in den vergangenen Jahren klingt das nach Traumstart. Auch die große Bahn war in der Regeion offenbar nahezu durchgehend pünktlich. Wenige Züge seien ein paar Minuten zu spät gekommen, hieß es. Am Nachmittag hatte ein ICE fünf Minuten Verspätung. Als Grund wurde angegeben: „Warten auf weitere Reisende.“

DIE ERSTEN FEGETRUPPS

Ab drei Uhr früh rollten die ersten Kehrmaschinen der Berliner Stadtreinigung (BSR) an. Es war die Vorhut. Ab 5 Uhr folgte dann die Truppe der BSR-Feger, die zuallererst „zentrale Orte der Stadt“ von Feuerwerksresten reinigten. Rund 600 Mitarbeiter waren am Neujahrstag im Einsatz. ,,Sie hatten mehr zu tun als an den Neujahrsmorgen früherer Jahre“, fasste ein BSR-Sprecher den ersten Eindruck der Stadtreiniger zusammen. ,,Die Berliner haben diesmal wesentlich mehr geböllert.“ Das habe wohl an den „milderen Nachttemperaturen“ gelegen. Die Menschen hätten sich erheblich länger mit Raketen und Krachern vergnügt. Die Finger schmerzten nicht beim Anzünden der Feuerwerkskörper wie an bitterkalten Silvesternächten. Da der Winter so schnell nicht zurückkehren soll, ist die BSR optimistisch, „dass wir ganz Berlin rasch vom Silvestermüll säubern können“.

Die erste illegale Party

DIE ERSTE POLIZEIMELDUNG

Die Pressestelle des Berliner Polizeipräsidiums verschickte ihre erste Meldung als Nummer 0001 um 10.05 Uhr zu einem Feuer in Moabit. Dies ist der Wortlaut: „Eine 71-Jährige bemerkte gegen 20 Uhr auf einem Mieterparkplatz in der Krefelder Straße ein in Flammen stehendes Auto und alarmierte Polizei und Feuerwehr. Durch die starke Zerstörung war das Fabrikat des Autos nicht mehr erkennbar. Die Flammen beschädigten auch den Rahmen eines Fensters einer im Parterre gelegenen Wohnung.“ 

DIE ERSTE ILLEGALE PARTY

Ein für 2000 Feiernde viel zu schnelles Ende fand eine illegale Party in einer leer stehenden Tempelhofer Fabrikhalle. Nach Hinweisen von Anwohnern rückte die Polizei gegen 2 Uhr an, zahlreiche Partygäste protestierten, vier Personen wurden festgenommen. „Die alkoholisierte Menschenmenge zeigte wenig Verständnis“ formulierte das Präsidium. Ein 28-Jähriger, der sich als Veranstalter zu erkennen gab, ist laut Polizei bereits mehrfach mit solchen illegalen Veranstaltungen aufgefallen. Im Präsidium war von einer „gut organisierte Party“ die Rede. Im abgelaufenen Jahr hatte es in der Halle bereits „Drum and Bass“-Partys gegeben, im Internet finden sich exakte Angaben, wie die Besucher auf das Gelände kommen: „Das Gelände steht zwar leer, trotzdem müsst Ihr unauffällig und schnell, am Ende der Straße rechts durch das Loch im Zaun eintreten wegen den Anwohnern.“ Um 4 Uhr war die Halle geräumt.

DER ERSTE STRAFPROZESS

Im ersten großen Strafprozess des Jahres sitzen vom Mittwoch an (ab 15 Uhr, Saal 500) im Moabiter Kriminalgericht sechs mutmaßliche Mitglieder einer nigerianischen Schleuserbande auf der Anklagebank. Die Männer im Alter von 39 bis 54 Jahren sollen vor allem nigerianische Frauen mit falschen Versprechen und falschen Papieren nach Deutschland gebracht und Beträge bis zu 10 000 Euro verlangt haben. Viele Betroffene wurden später gezwungen, als Prostituierte angebliche Schulden „abzuarbeiten“. Als Zuhälter seien weitere Nigerianer aufgetreten, die ihre Opfer auch durch Voodoo-Rituale unter Druck setzten. So wurde kürzlich eine 35-jährige Zuhälterin zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Sie hatte eine 20-Jährige jahrelang ausgebeutet. Die sechs Männer waren im Juli gefasst worden. Damals hatte n Polizisten 13 Wohnungen in Berlin durchsucht. 250 Beamte waren im Einsatz. Mit dem Urteil wird nicht vor März gerechnet.

Baden im eisigen Wasser: Da ist Kondition gefragt.
Baden im eisigen Wasser: Da ist Kondition gefragt.

© REUTERS

DIE ERSTEN SCHWIMMER UND LÄUFER

Frust bei Berlins abgehärtetsten Schwimmern. Diesmal konnten die Aktiven des des Winterbader-Vereins „Seehunde“ nicht demonstrativ zeigen, dass ihnen selbst eiskalte Wassertemperaturen gar nichts ausmachen. Sie sprangen stattdessen am Neujahrstag in das etwas mehr als 3 Grad Celsius „warme“ Wasser in den Orankesee in Alt-Hohenschönhausen – und waren dabei teils kunterbunt kostümiert. Das Ideal des Vereins, der traditionell nach Silvester baden geht, ist eine geschlossene Eisdecke. Wenn sie diese für ihren ungewöhnlichen Spaß sogar aufhacken müssen, sind die Mitglieder glücklich. Das war in den vergangenen Jahren hin und wieder der Fall. Ähnlich sportlich, aber weniger wagemutig zeigten sich die mehr als 3000 Teilnehmer des Neujahrslaufs des SC Charlottenburg vom Brandenburger Tor zum Dom und zurück.

Das erste Spiel

DIE ERSTE BILANZ

Air Berlin macht den Anfang: Am 9. Januar wird die Fluggesellschaft als erstes Berliner Unternehmen Zahlen zum laufenden Geschäft veröffentlichen. Streng genommen ist es ein Blick zurück ins alte Jahr, denn es geht um die Passagierzahlen im Dezember 2012. Und streng genommen ist Air Berlin auch kein lupenreines Berliner Unternehmen, denn die Airline wird in der Rechtsform einer britischen Aktiengesellschaft geführt – mit eingetragenem Firmensitz in Rickmansworth im Vereinigten Königreich. So oder so dürfte Vorstandschef Hartmut Mehdorn der Blick zurück ins Jahr 2012 leicht fallen. Air Berlin wird das Jahr wahrscheinlich mit einem kleinen Gewinn abschließen. Nicht, weil es im operativen Geschäft so hervorragend läuft und die Passagierzahlen stark wachsen. Sondern weil Mitte Dezember der arabische Großaktionär Etihad die Mehrheit am Vielfliegerprogramm „Topbonus“ für 184 Millionen Euro übernahm. Ein willkommener Geldregen. 2013 dürfte für das Unternehmen ein hartes Arbeitsjahr werden. In Kürze will Mehdorn Details des Sanierungsprogramms bekanntgeben.

DAS ERSTE SPIEL

Ein bisschen Feuerwerk gucken, das war’s. Pünktlich um halb eins sei er auf dem Zimmer gewesen, sagt Torsten Mattuschka. Der Kapitän des 1. FC Union verbrachte den Jahreswechsel mit Frau und Kind an der Ostsee. Ganz ruhig, ohne doll zu feiern. „So richtig krachen lassen kann man es ja auch gar nicht“, sagt Mattuschka. Am Freitag beginnen die Zweitligafußballer des 1. FC Union schon wieder mit der Vorbereitung auf die restliche Rückrunde, große Ausschweifungen kann sich da niemand erlauben. Bereits einen Tag früher, am Donnerstag, startet Unions Stadtrivale Hertha BSC mit dem Training. Dann ist die Winterpause auch schon wieder vorbei. Keine Zeit zum Verschnaufen hatten dagegen die Basketballer von Alba Berlin und die Eishockeyspieler der Eisbären. Beide Mannschaften mussten zwischen den Jahren Pflichtspiele bestreiten und auch 2013 geht es gleich so weiter. Alba empfängt am 4. Januar das russische Spitzenteam ZSKA Moskau in der Europaleague, die Eisbären spielen am 5. in Nürnberg. Kein gewöhnliches Spiel, sondern ein „Winter Game“. Im Freiluftstadion, wo sonst die Fußballer des 1. FC Nürnberg antreten, wird eine Eisfläche aufgebaut. Über 50 000 Zuschauer werden erwartet.

DIE ERSTEN SITZUNGEN

Die ersten Sitzungen des Senats und des Abgeordnetenhauses finden kommende und übernächste Woche statt. Was Regierung und Parlament als erstes angehen werden, wird sich erst in den kommenden Tagen abzeichnen: Bis Ende dieser Woche melden die Senatsverwaltungen ihre Themen für die Senatssitzung am 8. Januar an, bis kommende Woche einigen sich die Fraktionen auf die Themen für ihre Sitzung am 17. Januar.

DIE ERSTE PREMIERE

Im neuen Jahr das Paradies auf Erden zu finden, eines der Lust und der Liebe womöglich – wer wünschte sich das nicht? Ein verheißungsvoller Titel also, mit dem der erste Premierenfilm des Jahres lockt: „Paradies: Liebe“. An diesem Mittwochabend wird für die österreichisch-deutsche Koproduktion im Kino in der Kulturbrauerei der rote Teppich ausgerollt, über den dann Regisseur Ulrich Seidel und seine Hauptdarstellerin Margarethe Tiesel schreiten werden. Allerdings, es ist ein fragwürdiges Paradies, in das die Hauptfigur Teresa sich locken lässt: 50 Jahre alt, alleinerziehende Mutter mit Figurproblemen sucht ihr Heil als Sextouristin in Kenia bei den schwarzen Beachboys. „Paradies: Liebe“ ist der erste Teil einer Trilogie und lief im Wettbewerb in Cannes, Margarethe Tiesel war für ihre Rolle für den Europäischen Filmpreis 2012 nominiert.

Der zweite Teil „Paradies: Glaube“ wurde im Vorjahr im Wettbewerb von Venedig gezeigt, und „Paradies: Hoffnung“ wurde bereits als Wettbewerbsbeitrag für die am 7. Februar startende Berlinale angekündigt.

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