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Neukölln: Islam-Nachhilfe für Berliner Lehrer

Um Lehrer beim Umgang mit dem Islam in den Schulklassen zu unterstützen, will der Senat helfen. Opposition und Jugendstadträtin kritisieren den Entwurf jedoch. Denn ein Imam soll den Lehrkräften Nachhilfe geben, dessen Moschee als Treffpunkt für Islamisten gilt.

Der Verfassungsschutz hält das Islamische Kultur- und Erziehungszentrum (IKEZ) in Neukölln für einen Treffpunkt von Anhängern der radikalislamischen Hamas. Das bestärkt die Kritik an dem Entwurf für eine „Handreichung“ zum Umgang mit muslimischen Schülern, die die Bildungsverwaltung erarbeitet hat. Denn ausgerechnet der Imam des IKEZ wurde ausgewählt, um in Interviewform Lehrern den Islam zu erklären.

„Dieser Entwurf ist von der Bildungsverwaltung bisher weder genehmigt noch freigegeben“, sagte Kenneth Frisse, der Sprecher der Behörde. Man werde die in der Öffentlichkeit diskutierten Aspekte vor einer Freigabe genau abwägen. Hoffentlich, heißt es bei der Opposition. CDU und Grüne werfen der Senatsverwaltung „Blauäugigkeit“ bei der Auswahl der zitierten Moscheevereine vor. „Die Lehrer bräuchten Handlungsanleitungen vom Senat, etwa wie sie sich verhalten sollen, wenn Schüler im Ramadan fasten“, sagte Mieke Senftleben, bildungspolitische Sprecherin der FDP. Interviews mit Imamen gehörten allenfalls in den Anhang einer Handreichung, nicht in den Hauptteil.

„Ich finde es hochproblematisch, dass einer sehr konservativen Auslegung des Islam in der Handreichung ein prominenter Platz gegeben wird“, sagte auch Neuköllns Jugendstadträtin Gabriele Vonnekold (Grüne). Sie kennt das IKEZ und lehnt eine Zusammenarbeit mit dem Moscheeverein ab. Sie höre von Jugendeinrichtungen und Eltern immer wieder, dass Jugendliche, die Umgang mit Imam Ferid Heider haben, eher dogmatischere Positionen vertreten. „Ich glaube nicht, dass das dem Zusammenleben gut tut“, sagte Vonnekold. Aus ihrer Sicht fördere das IKEZ, dass schon kleine Mädchen Kopftuch tragen und Jungen und Mädchen in der Pubertät getrennt werden. Heider spricht sich in dem Interview dafür aus, dass Kinder bereits mit sieben Jahren im Ramadan voll fasten. „Wenn so eine Position in einer Lehrer-Handreichung auftaucht, dann muss klargemacht werden, welche Bandbreite an Meinungen es sonst noch im Islam zum Thema Fasten gibt“, sagt Vonnekold. „Unkommentiert kann man das nicht stehen lassen.“ In der Handreichung werden aber weder Heiders Positionen noch die Ausrichtung des IKEZ eingeordnet.

Im Berliner Verfassungsschutzbericht wird das IKEZ seit Jahren als Treffpunkt von Anhängern der Hamas bezeichnet; diesem Moscheeverein wie auch seinem ebenfalls in der Handreichung zitierten Partnerverein, dem Islamischen Kultur- und Erziehungszentrum in Wedding (IZDB), werden zudem Kontakte zur Islamischen Gemeinschaft in Deutschland nachgewiesen, die als Interessenvertretung der radikalislamischen Muslimbruderschaft gilt. Gleichzeitig bemühen sich IKEZ und IZDB, ihren Integrationswillen und Offenheit zu demonstrieren, etwa durch die Mitarbeit im Islamforum beim Integrationsbeauftragten oder durch gemeinsame Veranstaltungen mit Pfarrern und jüdischen Vertretern.

„Das Öffnen beschränkt sich meist auf den Tag der offenen Tür einmal im Jahr“, sagt Neuköllns Integrationsbeauftragter Arnold Mengelkoch. Er vermisst etwa die Unterstützung beim alltäglichen Kampf gegen die Bildungsferne vieler muslimischer Familien. Imam Heider betone, wie wichtig ihm die Kooperation sei. Wenn es konkret werde, habe er keine Zeit.

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