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Berlin: Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn: Mit Müll und Kohle zum Erfolg - und morgen wird sie 100 Jahre alt

Mit Müll lässt sich gut Geld machen. Zumindest die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn hat in den vergangenen hundert Jahren vom Abfall der Stadt ganz gut gelebt - auch wenn am Anfang gar nicht an dieses Geschäftsfeld gedacht war, als am 28.

Mit Müll lässt sich gut Geld machen. Zumindest die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn hat in den vergangenen hundert Jahren vom Abfall der Stadt ganz gut gelebt - auch wenn am Anfang gar nicht an dieses Geschäftsfeld gedacht war, als am 28. September 1900 der erste festlich geschmückte Zug der Kleinbahn von Mittenwalde Nord ins damalige Rixdorf fuhr, das 1912 in Neukölln umbenannt wurde.

An der Hermannstraße in Neukölln entstand ein Anschluss des "Hermännle" zur Ringbahn mit einem besonderen Bahnhof der Kleinbahn. Die Rechnung ging zunächst auch auf, denn der Personenverkehr entwickelte sich erwartungsgemäß. Nicht zufrieden waren die Betreiber dagegen mit dem Güterverkehr. Ins unternehmerische Risiko war beim Bau die Privatfirma die Firma Vering & Waechter aus Berlin eingetreten, die einen wesentlichen Teil der Baukosten übernommen hatte. Die Nachfolger betreiben die Bahn noch heute als Familienunternehmen.

Die cleveren Bahnbetreiber erschlossen sich dann selbst einen eigenen Verkehrsmarkt. Sie kauften in Schöneicherplanausgebeutete Tongruben und unfruchtbare Luchwiesen, um dort Hausmüll aus Berlin deponieren zu können. Innerhalb kürzester Zeit stieg die jährliche Transportmenge von 24 000 Tonnen auf 165 000 Tonnen. Die Zahl der Fahrgäste war mit etwa 100 000 im Jahr lange Zeit stabil.

Zum Müll zurück kam die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn dann 1994. Damals entschied der Senat, die Lastwagenfahrten mit dem Müll aus der Verladestation der Stadtreinigung an der Gradestraße auf die Schiene zu verlagern. Dafür entstand auf dem Bahnhof Teltowkanal eine moderne Containerumschlaganlage.

Die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn bringt die Züge aber nur noch bis zum Anschlussgleis ans DB-Netz an der Hermannstraße. Die Verbindung nach Mittenwalde war 1951 von der DDR gekappt worden. Die Gleisanlagen im sowjetischen Sektor waren bereits zuvor enteignet worden. 1955 war dann auch der Personenverkehr auf dem Restnetz in Neukölln am Ende.

Am Leben blieb die Bahn vor allem durch die Kohlentransporte zum 1963 gebauten Heizkraftwerk in Neukölln. Nach einem Zwischenhoch mit Transporten von Erde vom Autobahnbau sowie vom Potsdamer Platz schaffen Müll und Kohle heute 27 Arbeitsplätze bei der Kleinbahn, die sechs Lokomotiven besitzt. Doch dabei muss es bei dem innovativen Unternehmen ja nicht auf Dauer bleiben.

kt

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