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Nazipulli

© Frank Jansen

Neukölln: Pullover im Nazi-Design – als Angebot im Supermarkt

Aufschrift: "NS-Style". Farbe: braun. 1000 Stück hatte Real davon im Angebot Unternehmen spricht von "menschlichem Versagen" und zieht Ware zurück.

Von Frank Jansen

Die Dinger sind bei vielen Jugendlichen beliebt. Mollige Kapuzenpullover mit tunnelartiger Bauchtasche, im Slang „Hoodie“ genannt, zählen zur Grundausstattung wie Jeans und Turnschuhe. Frisch für den Herbst hatte nun die Supermarktkette Real eine Kollektion ins Angebot aufgenommen, die so aussieht wie andere Hoodies auch. Wäre da nicht der Schriftzug „NS-STYLE“. Auf dem durchgehend braunen Pulli. Die Aufschrift wölbt sich in größeren, eckigen Buchstaben über der Brust. Eigentlich fehlt nur noch ein Hakenkreuz, dann wäre der Nazi-Look komplett. Dass unter „NS-STYLE“ in schnörkeliger Schrift „Advanced Man“ (vorangeschrittener Mann) steht, wirkt erst recht makaber. Ist dieser Pulli speziell für Neonazis gedacht, die mehrere Entwicklungsstufen der Fanatisierung absolviert haben?

Dass ausgerechnet Real, eine Tochter des Metro-Konzerns mit rund 300 Märkten bundesweit, Kleidung nach dem Geschmack Rechtsextremer anbietet, ist zumindest ungewöhnlich. Doch in einer Filiale in Neukölln hängen am Mittwoch tatsächlich, wie ein empörter Leser dem Tagesspiegel berichtet hatte, Exemplare an einer Stange. Und das in dem multiethnisch geprägten Bezirk, der viele Probleme hat. Eines sind die Provokationen der NPD-Leute in der Bezirksverordnetenversammlung. Würde nun ein Trupp deutscher Kurzhaarmachos mit den „NS- STYLE“-Pullis von Real durch die Sonnenallee laufen, an den vielen Läden von Arabern vorbei, läge Krawall in der Luft.

Der Leiter der Real-Filiale schaut erst mal verdutzt, als ihm der Tagesspiegel einen Pulli vorhält und fragt, was die Aufschrift bedeuten könnte. „Ja, ja, Nationalsozialismus“, murmelt der Mann. Mehr möchte er nicht sagen, „ich muss mit der Zentrale sprechen.“ Immerhin holt er aus seinem Büro die Telefonnummer der „Unternehmenskommunikation“ von Real. Dort gebe es Auskunft.

In der Zentrale wird allerdings schnell erkannt, dass der braune Kapuzenpulli dem guten Ruf von Real schaden könnte. Am Donnerstagvormittag meldet sich der Leiter der Unternehmenskommunikation, Albrecht von Truchseß, und versucht keine Ausrede. „Die Sache ist extrem ärgerlich“, sagt der Firmensprecher, „ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich die Aufschrift gesehen hab.“ Die Ursache für das Ärgernis sieht er weniger beim Hersteller. „Das war vermutlich ein Partner in Bangladesch, der mit NS nichts anfangen kann.“ Bei Real selbst hingegen, in der für Qualitätssicherung beim Einkauf zuständigen Abteilung, habe es „schlichtweg menschliches Versagen“ gegeben. Die Mitarbeiter würden nun nochmal sensibilisiert. Das ist nicht alles: Die etwa 1000 „NS-STYLE“-Pullis in den Filialen „haben wir alle rausgenommen“, sagt von Truchseß, „das geht zurück an den Lieferanten“. Ein Blick in die Neuköllner Filiale am Donnerstag bestätigt: Die braunen Hoodies sind von der Stange weg.

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