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Berlin: Neun Jahre Haft für Totschlag im Affekt

Opfer machte Täter sexuelle Avancen: Gericht konnte Mord nicht nachweisen

Die Tötung hatte der Versicherungsvertreter gestanden. Die Art der Beziehung zu der 56jährigen Frau, die ihn nach seinen Angaben zum Sex zwingen wollte und dadurch in Rage brachte, aber blieb zum Teil ungewiss. Der 49-jährige Hans-Dieter V. wurde gestern zu neun Jahren Haft verurteilt. Wie die Staatsanwaltschaft ging das Berliner Landgericht von einem Totschlag im Affekt aus.

Der Vertreter hatte die Frührentnerin im Januar bei einem Besuch in ihrer Wohnung in der Pankower Schillerstraße brutal mit Schlägen traktiert und mit einer Bettdecke erstickt. Vor Gericht hatte er erklärt, seine langjährige Bekannte Dagmar E. habe plötzlich nackt vor ihm gestanden und Sex von ihm verlangt. Schockiert habe er abgelehnt. Da sei die Frau hysterisch geworden und habe gedroht, ihn bei seiner Lebensgefährtin anzuschwärzen. „Ich war wie von Sinnen und mit der Situation vollkommen überfordert“, sagte er.

Die Staatsanwaltschaft war ursprünglich von einem Mord aus niedrigen Beweggründen ausgegangen. Von einer heimlichen Liebesbeziehung zwischen den beiden war in der Anklage die Rede. V. habe verhindern wollen, dass die Frau seiner Lebensgefährtin von der Affäre berichtet. Ein intimes Verhältnis zu Dagmar E. aber hat der Vertreter vehement bestritten. Lediglich reine Freundschaft und der Abschluss mehrerer Versicherungsverträge hätten sie verbunden. Am Tattag will er die Frau zum Kaffeetrinken besucht haben, um sich für ein Darlehen über 1000 Euro zu bedanken.

Die Aussagen des Mannes seien nicht zu widerlegen, hieß es auch im Plädoyer der Staatsanwalt. Die Liaison könne auch ein Wunschdenken der Frau gewesen sein. Denkbar sei, dass sich die allein lebende Frau mehr von dem Verhältnis versprochen habe und ihn durch sexuelle Avancen in eine brenzlige Lage brachte. Ein Gutachter hatte von einem „affektiven Ausnahmezustand“ gesprochen. K. G.  

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