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Berlin: New York war der Durchbruch

Ingrid und Reinhard Hamel trauten sich erst gar nicht

Ingrid und Reinhard Hamel haben sich nicht gesucht. Gefunden aber haben sie sich vor zwei Jahren. Damals war die Pfarrerin 48 und seit 14 Jahren alleinerziehende Mutter zweier Töchter. Der Bauingenieur Reinhard Hamel war 55 Jahre alt. Auch er war schon einmal geschieden, hatte danach eine zweite, sehr glückliche Ehe geführt. Wenige Monate, bevor Ingrid auf Reinhard traf, war dessen Frau gestorben. „Als ich Ingrid kennen lernte, war ich voller Trauer. Ich war überhaupt nicht offen für eine neue Beziehung.“ Was ihr nicht anders ging: „Dass ich noch einmal einen Menschen finde, mit dem ich zusammenbleiben möchte, das habe ich mir nicht erträumt“, sagt sie.

Als sie dann merkte, dass Reinhard so ein Mensch sein könnte, habe sie es mit der Angst bekommen. Zwar hätte sie sich nach der Scheidung von ihrem ersten Mann oft einsam gefühlt. Aber sie hatte auch die Freiheit schätzen gelernt. Dann kam da einer, der bleiben wollte. Und sie bekam „Angst, dass mich dieser Mensch nach vier Wochen vielleicht stören könnte. Dass er Musik hört, die ich nicht hören will. Dass ich schon bald denke, wann fährt der endlich auf Dienstreise.“

Auch für Reinhard war ein Neuanfang nicht leicht. Bedeutete er doch auch, sich zu verabschieden von der verstorbenen Frau und von vielen Dingen, die mit der Vergangenheit zu tun hatten. Er zog er aus der 140-Quadratmeter-Wohnung in Wilmersdorf in die halb so große zu Ingrid nach Niederschönhausen. Er ließ viel zurück, fast alle seine Möbel hat er verschenkt, viele davon an die drei Kinder aus erster Ehe, die bei ihm geblieben waren, als seine erste Frau ihn verließ. Es war eine Befreiung, sagt er.

Als frei und entspannt bezeichnen beide auch ihre Beziehung. Es gebe weniger äußere Belastungen, die Kinder sind erwachsen, die Karriereentscheidungen gefallen. Auch werden anstehende Auseinandersetzungen nicht mehr so hart ausgefochten. „Als ich zwischen 30 und 40 war, habe ich anders gedacht als heute“, sagt sie. „Da konnte ich nichts im Raum stehen lassen. Ich musste alles ausdiskutieren.“

Die erste gemeinsame Reise ging nach New York, wo Reinhard ein Jahr zuvor mit seiner zweiten Frau gewesen war. Er wollte wissen, wie sich das anfühle. „Im schlimmsten Fall hätten sich unsere Wege dort getrennt.“ Aber es klappte, New York wurde der Durchbruch für die Beziehung. Die nächste Reise, zwei Wochen im Campingbus, brachte die Antwort auf die Frage, wie viel Nähe die beiden aushalten können. Immer mehr Gemeinsamkeiten stellten sich heraus.

Als die beiden sich entschlossen zusammenzuziehen, war für Reinhard schon klar, dass er Ingrid heiraten möchte. Gefragt hat er aber erst später, am 31. 12. 2001. Statt eines begeisterten „Ja“ antwortete Ingrid: „Warum eigentlich nicht?“ Sie hätte sich vorstellen können, auch ohne Trauschein zusammenzuleben. Auf der anderen Seite fand sie aber „dieses Öffentlichmachen wichtig“: „Ich erlebe in meinem Beruf als Seelsorgerin in der Charité ständig Menschen in schwierigen und schwierigsten Situationen. Und immer wieder stelle ich fest, dass diejenigen, die in festen Partnerschaften sind, einfach ein Stückchen besser dran sind als die anderen.“

Schließlich – und das ist beiden wichtig – hätten sie einfach aus lauter Freude geheiratet. Ursula Engel

HOCHZEIT DER WOCHE

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