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Berlin: Nezih Ülkekul

Berlin war für Nezih Ülkekul die Rettung. Es war Anfang der 80er Jahre, er hatte in Bonn das erste juristische Staatsexamen bestanden und brauchte dringend einen Referendariatsplatz.

Berlin war für Nezih Ülkekul die Rettung. Es war Anfang der 80er Jahre, er hatte in Bonn das erste juristische Staatsexamen bestanden und brauchte dringend einen Referendariatsplatz. Doch kein Gericht habe ihn, den in Ankara gebürtigen Türken, einstellen wollen. Fast keines. Beim Kammergericht in Berlin hieß es: „Kein Problem, wir nehmen Sie.“ Heute ist der 50-Jährige längst deutscher Staatsbürger, erfolgreicher Anwalt und Partner einer großen Kanzlei am Kurfürstendamm. „Ich war der erste türkischstämmige Rechtsanwalt der Stadt. Ich wusste, ich muss immer ein bisschen besser als die anderen sein.“ Der Druck war enorm: nur keine Fehler machen. Immer sachlich bleiben, auch wenn der Anwalt der Gegenseite wieder mal sagte, hier sei doch kein türkischer Basar. Es hat wohl auch mit solchen Erfahrungen zu tun, die den parteilosen Ülkekul bewogen haben, im CDU-Wahlkampfteam mitzumachen, als „Beauftragter für Migranten“. „Ich kenne doch all die Probleme und Vorurteile“, sagt er. Und er appelliert an diejenigen, die es wie er geschafft haben, um die Probleme zu lösen: Beruflich erfolgreiche Migranten will er als Mentoren gewinnen für Jugendliche in Problemkiezen. Die wiederum sollen sich sozial engagieren. „Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten, werden auch deswegen so, weil sie glauben, keine Chance zu haben. Das müssen wir ändern.“ Dass er sich für eine Partei einsetzt, in der einige noch immer von deutscher Leitkultur sprechen, stört ihn nicht. „Pflüger hat ganz klar gesagt, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Zumindest in Berlin ist die Zeit der alten Ideologien glücklicherweise vorbei.“ jmw

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