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Berlin: Nicht von schlechten Eltern

Weihnachtsgottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Ob sich Apostel Johannes da nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hat? Wir seien alle Gottes Kinder, steht im 1. Johannesbrief in der Bibel (Kapitel 2,28 bis 3,3). Aber sind wir nicht in erster Linie die Kinder unserer leiblichen Eltern? Natürlich, sagt Pfarrer Martin Germer am Montagvormittag in der Gedächtniskirche. Jeder wisse doch, wie sehr Eltern einen prägen und dass man manches gerne ablegen möchte, aber trotzdem sein ganzes Leben mit sich herumschleppt. Und es kommt noch schlimmer: „Wir sind auch ganz stark die Kinder unserer Zeit und unserer Gesellschaft“ – und weil wir in einer „Welt des Habens“ leben, ist wohl nicht viel Gutes von uns zu erwarten. Wo bitte bleibt da noch Platz, gleichzeitig auch ein Kind Gottes zu sein? Da bleibt jede Menge Platz, findet Pfarrer Germer. Manchmal reiche es schon, sich in einer konkreten Situation zu fragen, was ein Kind Gottes unternehmen kann, damit es in der Welt nicht „so kalt und lieblos zugeht“. Dass dies nicht immer gelingt, ist logisch. Man darf sich auch nicht überfordern, weiß der Pfarrer. Oft bleiben Christen von ihren eigenen Ansprüchen weit entfernt. Manchmal aber auch nicht: Wie die 80 Gemeindemitglieder im Halbkreis vor dem Altar stehen und Germer mit warmer Stimme und Lächeln den Wein und das Brot reicht und wie sich hinterher selbst Fremde am Ausgang einen schönen zweiten Weihnachtstag wünschen – da kann man vielleicht für einen kurzen Moment nachfühlen, was der Apostel gemeint hat.

Die nächsten Gottesdienste in der Gedächtniskirche: Sa, 31. Dezember, 11 und 18 Uhr, So, 1. Januar, 10 Uhr.

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