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Berlin: Nichtiger Anlass, blutiges Ende: Die Klingen sitzen locker

Immer wieder eskalieren banale Streits, weil viele Jugendliche Waffen tragen Innensenator Körting will Messer nun doch an ausgewählten Orten verbieten

Die Berliner Messerattacke von Sonnabend erinnert frappierend an den Münchner Fall, der vor einer Woche bundesweite Diskussionen ausgelöst hat. Auch dort hatte ein Fahrgast Zivilcourage gezeigt, zwei junge Männer in der U-Bahn angesprochen und sie gebeten, die Zigaretten auszumachen. Auch dort waren die Schläger der Polizei bereits vielfach aufgefallen. Auch in München kam das Opfer mit dem Leben davon.

Im Bahnhof Schöneweide hatten die herumlungernden Jugendlichen Fahrgäste angepöbelt, die vorbeigingen. Als Thomas S. die Gruppe darauf ansprach, erhielt er als Antwort zwei Stiche in den Rücken und Schläge ins Gesicht. Laut Polizei wurde das Opfer festgehalten, während ihn die Angreifer „in aller Ruhe“ mit Messer und Flasche malträtierten.

Der letzte Monat des Jahres war in Berlin geprägt von Messerattacken. Wenige Tage vor Weihnachten wurde der Wachmann Ugur U. von einem Supermarkträuber getötet. Der Wachmann hatte sich dem Flüchtenden in den Weg gestellt, der hatte sofort ein Messer gezogen. Anfang des Monats war ein 28-Jähriger nach einem versehentlichen Rempler auf dem U-Bahnhof Bülowstraße von einem Unbekannten mit einem Messer attackiert und schwer verletzt worden. Wenige Tage später begann der Mordprozess gegen Erol A. Der 17-Jährige hatte – im Streit um ein fortgeworfenes Stück Papier – am Tegeler See einen Menschen erstochen. Messer werden nach Polizeiangaben immer häufiger getragen – und dann in der Erregung auch eingesetzt. „Messer machen Mörder“, heißt es deshalb bei den Ermittlern.

Im kommenden Jahr will Berlin nun nach Hamburger Vorbild ein Messerverbot in ausgewählten Gegenden einführen. An etwa einem Dutzend gefährlicher Orte solle das Messerverbot gelten, hatte Innensenator Ehrhart Körting vor einigen Tagen angekündigt. Damit rückt der SPD-Politiker von seinem Plan eines generellen Messerverbots ab. Eine entsprechende Bundesratsinitiative Berlins war im Herbst gescheitert. In Hamburg gilt das Verbot seit kurzem auf der Rotlichtmeile Reeperbahn auf St. Pauli. Wo in Berlin das Verbot gelten soll und wie groß die Gebiete sein werden, ist noch unklar. Körting hat die Polizei aufgefordert, Vorschläge zu machen. Klar ist, dass weder an der Tegeler Badestelle noch im stillen Ortsteil Konradshöhe, wo der Wachmann erstochen wurde, Messer verboten werden. Körting hatte deshalb bereits vor allzu großen Hoffnungen gewarnt.

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