zum Hauptinhalt

Berlin: Nichts geht mehr nach dem fehlgeschlagenen Abriss des Hotels Adria

BVG stoppte die U-Bahn - und fordert, die Kosten erstattet zu bekommenKlaus Kurpjuweit Tausende standen auch gestern im Stau oder mussten lange Umwege in Kauf nehmen, weil die Ruine des ehemaligen Hotels "Adria" weiter einzustürzen drohte. Die Friedrichstraße musste deshalb bereits am Mittwoch in diesem Bereich voll gesperrt werden.

BVG stoppte die U-Bahn - und fordert, die Kosten erstattet zu bekommenKlaus Kurpjuweit

Tausende standen auch gestern im Stau oder mussten lange Umwege in Kauf nehmen, weil die Ruine des ehemaligen Hotels "Adria" weiter einzustürzen drohte. Die Friedrichstraße musste deshalb bereits am Mittwoch in diesem Bereich voll gesperrt werden. Gestern unterbrach die BVG am Mittag dann sogar vorsichtshalber den Verkehr auf der U-Bahn-Linie U 6. Fahrgäste mussten mit Bussen weiterfahren. Ob beim Abriss des Gebäudes dilettantisch vorgegangen worden war, wie es Experten nicht ausschließen, konnte gestern nicht geklärt werden.

Das Bezirksamt Mitte versicherte zwar, dass keine akute Einsturgefahr bestehe, doch die BVG traute der Sache nicht. Sie unterbrach den Verkehr auf der U 6 um 11.30 Uhr. Zwischen den Stationen Kochstraße in Kreuzberg und Reinickendorfer Straße in Wedding fuhren stattdessen Busse. Tausende von Fahrgästen erreichten ihr Ziel nur verspätet. Am Abend wollte die BVG die Züge wieder fahren lassen. Zuvor sollte das oberste Stockwerk abgetragen werden.

Nach Angaben der BVG hatten Statiker, die das Abrisshaus gestern früh noch einmal untersucht hatten, nicht ausgeschlossen, dass die oberen beiden Stockwerke auf die Straße stürzen könnten. Unmittelbar unter der Fahrbahn liegt der Tunnel der U-Bahn zwischen den Bahnhöfen Friedrichstaße und Oranienburger Straße in so genannter einfacher Tiefenlage. Bei einem Einsturz könnten Trümmer, die aus großer Höhe fallen, die Tunneldecke durchschlagen und auf den Gleisen oder gar auf einem vorbeifahrenden Zug landen. Dieses Risiko war der BVG zu groß, deshalb stellte sie den Betrieb ein.

Am Mittwoch hatte sie die Züge noch passieren lassen und lediglich eine Geschwindigkeitsbegrenzung angeordnet, um Erschütterungen zu vermeiden. An der Ruine hatten sich zwar Mauerteile gelöst und waren zur Erde gestürzt, doch erschien das Restgebäude insgesamt noch stabil zu sein. Dann wurden aber weitere Quermauern entfernt.

Der Abriss hatte am Mittwoch der vergangenen Woche von der Hofseite aus begonnen. Die Fassade zur Friedrichstraße hin blieb dabei vollständig stehen. Nach Informationen des Tagesspiegels war geplant, den hinteren Teil des Gebäudes zu entfernen, um dann die Fassade der Vorderfront nach hinten einzudrücken.

Fachleute waren fassungslos, als sie diese Methode sahen. Üblich sei es, vor allem bei einem Haus, das an einer Hauptstraße stehe, einen Abriss von Etage zu Etage vorzunehmen. Bei dem am "Adria"-Gebäude praktizierten Verfahren sei es nie ausgeschlossen, dass eine Mauer "in die falsche Richtung" fallen könnte, sagte ein Experte. Der Abriss eines Gebäudes muss zwar genehmigt werden, doch dabei gibt es keine Auflagen zur Vorgehensweise. Lediglich eine Sprengung muss beantragt werden.

Für den Bauherrn kann der Abriss jetzt teuer werden. Die BVG will die ihr entstandenen Kosten erstattet haben. Seit Mittwoch bereits konnten weder Busse noch Straßenbahnen diesen Abschnitt der Friedrichstraße passieren. Hinzu kommen die Aufwendungen für den Ersatzverkehr mit Bussen wegen des eingestellten U-Bahn-Betriebes.

Zuletzt musste Ende 1995 beim Abriss eines Gebäudes an der Ecke Messe-/Kaiserdamm in Charlottenburg eine Straße wegen Einsturzgefahr gesperrt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false