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Berlin: Niemand will in den neuen Werbe-Vitrinen auf der Karl-Marx-Allee seine Produkte anpreisen

Seit Monaten stehen sie da: gläsern, oval und - wieder leer. Mit den 19 Werbevitrinen zwischen Frankfurter Tor und Strausberger Platz ist einer weiteren Idee zur Belebung der Karl-Marx-Allee bisher der Erfolg verwehrt geblieben.

Seit Monaten stehen sie da: gläsern, oval und - wieder leer. Mit den 19 Werbevitrinen zwischen Frankfurter Tor und Strausberger Platz ist einer weiteren Idee zur Belebung der Karl-Marx-Allee bisher der Erfolg verwehrt geblieben.

Seit Jahren steckt der einstige Prachtboulevard in Schwierigkeiten: Rund die Hälfte der etwa 180 Läden steht leer, Händler klagen über zu hohe Mieten und zu wenig Kunden. Sanierungsarbeiten an den Häusern und Baustellen auf den Gehwegen laden zudem nicht zum Bummel über die 2,3 Kilometer lange Straße ein. Da kam dem Bezirksamt das Angebot der Firma Wall AG recht: Im April stellte diese die eigens für die Karl-Marx-Allee angefertigten Spezialglaskästen auf. Den ansässigen Gewerbetreibenden sollte damit die Möglichkeit gegeben werden, ihre Waren in den beleuchteten Schaukästen zu präsentieren und mit Plakaten an den Längsseiten für sich zu werben. Ein monatlicher Mietpreis von 900 Mark sollte die Kosten von 30 000 Mark pro Vitrine wieder einbringen.

Doch die Aussteller finden kaum Zuspruch, lediglich an den Längsseiten hängen wechselnde Plakate. "Diese leeren Kästen, das sieht ja aus wie tot, wen soll denn das anlocken?" schimpft Claudia Hanke über die Aussicht vor ihrem Berufsbekleidungsgeschäft. Bei Wall zeigt man sich gelassen. "Wir gehen von einer baldigen Vermietung der Kästen aus", sagt Wall-Sprecher Dierk Zeigert. Verantwortlich für die momentane Situation sei die Bautätigkeit in der Karl-Marx-Allee. So lange die Häuser eingerüstet und die Läden zugehangen seien, sei es schwer, Händler dafür zu interessieren. Ob leer oder nicht, die Vitrinen würden auf keinen Fall gegen kostengünstigere Werbetafeln ausgetauscht. Dafür habe man aufgrund der Denkmalschutzbestimmungen gar keine Genehmigung. Die Gewerbetreibenden sehen dagegen wenig Sinn darin, direkt vor ihrem Laden zu werben. Uwe Zoch, Mitarbeiter eines Küchenstudios: "Wir haben doch direkt dahinter unsere eigenen großen Schaufenster, die sind viel auffälliger."

Auch der Mietpreis lässt viele abwinken. "Unmöglich, aufs Jahr hochgerechnet ergibt das ungefähr den Etat, den ich insgesamt für Werbung veranschlage", sagt Erich Kundel, Chef der Karl-Marx-Buchhandlung. Er ist auch stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Karl-Marx-Allee, der sich im Frühjahr aus Investoren, Vertretern des Bezirksamtes und Händlern gebildet hat und der mit einem neuen Tourismuskonzept Besucher für die Allee interessieren möchte. Denn die Sanierung der denkmalgeschützten Fassaden wird bis zum Ende des Jahres größtenteils abgeschlossen sein. "Die äußere Hülle ist dann fertig, jetzt müssen wir uns attraktiver machen", so Kundel. Er könnte sich vorstellen, die Vitrinen mit Stadtplänen oder historischen Informationen zu Häusern und Ereignissen zu füllen. "Wir wollen den Leuten klar machen, daß in dieser Gegend immer Spannendes passiert ist."

ulg

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