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Nikolassee/Dreilinden: Sinti und Roma warten weiter auf Wohnwagen-Stellplatz

Schon seit langem verspricht der Senat, ein Gelände in Nikolassee auszubauen und sanitäre Anlagen zu schaffen - geschehen ist bisher nichts. Die Caritas, die sich um das Areal kümmert, wirft den Regierenden vor, das Vorhaben zu verschleppen.

Sobald es wärmer wird, kommen aus allen Himmelsrichtungen Sinti- und Romafamilien nach Berlin. Einige bleiben ein paar Wochen, andere mehrere Monate. Ihr Treffpunkt ist seit Jahren der Wohnwagenstellplatz am ehemaligen Grenzübergang Dreilinden in Nikolassee. Auf dem asphaltierten, 33 000 Quadratmeter großen Gelände kämen in Spitzenzeiten mehrere hundert Sinti und Roma zusammen, erzählt Caritas-Regionalleiter Rolf Göpel. „Es ist schon Leben auf dem Platz.“ Im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung kümmert sich der Wohlfahrtsverband um das Areal, das nach der Winterpause im April wieder öffnet. Die Bildungsbehörde ist wegen der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen zuständig.

Eigentlich sollte die Fläche längst eine Baustelle sein. Vor einem Jahr hatte der Senat angekündigt, aus dem Provisorium endlich einen festen Stellplatz zu machen – nicht zum ersten Mal. Die Container sollten einem Gebäudekomplex weichen. Der damalige Sprecher der Bildungsverwaltung Martin Sand erklärte, Anfang 2011 solle das Projekt abgeschlossen sein. „Da war er wohl etwas optimistisch“, heißt es jetzt aus der Behörde. Die Kosten werden weiterhin auf 2,5 Millionen Euro geschätzt.

Göpel wollte den umgebauten Platz spätestens in diesem Sommer eröffnen. Auch daraus wird wohl nichts. „Es steht noch nicht einmal ein Bagger da“, sagt er. Der Unmut unter den Bewohnern sei groß. Zu oft schon musste Göpel sie in den vergangenen Jahren vertrösten. „Für die Nutzer ist es schrecklich.“ Immer wieder hatte es geheißen, es fehle an den nötigen finanziellen Mitteln.

Der Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Mathias Gille, datiert den Baubeginn auf „frühestens August“. Zurzeit liegt der Entwurf des Bebauungsplans in der Behörde aus. Bis zum 22. März können Bürger dazu Stellungnahmen abgeben. Dann müsse das Abgeordnetenhaus abstimmen, möglichst noch vor der Sommerpause, sagt Gille. Das Gelände in Nikolassee war ursprünglich als Stauraum für wartende Lkw gebaut worden. Mitte der neunziger Jahre stellte der Senat die Fläche für reisende Sinti und Roma zur Verfügung. Viele von ihnen handeln mit Werkzeug und Textilien. Derzeit gibt es auf dem Areal zwischen 30 und 36 Wagenstellplätze, die pro Woche je 98 Euro kosten.

„Der Platz ist seit vielen Jahren ein Provisorium“, sagt Göpel. Die Leitungen verliefen überirdisch, die sanitären Anlagen seien in angemieteten Containern untergebracht. Von dem geplanten Gebäudekomplex verspricht er sich viel. Dort gäbe es dann Duschen, Toiletten, einen Aufenthaltsraum und einige Büroräume. Göpel befürchtet aber, dass sich der Baubeginn weiter verzögert. „Ich habe das Gefühl, dass es im Senat am nötigen Willen fehlt, das stringent durchzuziehen.“

Mit dieser Annahme ist er nicht allein. „Ich gehe nicht davon aus, dass es da in diesem Jahr einen Bauanfang gibt“, sagt der Grünen-Abgeordnete Oliver Schruoffeneger. „Es ist mir einfach ein Rätsel, warum Rot-Rot da so zögerlich ist.“ Das Gelände brauche dringend bessere hygienische Bedingungen. Ein fester Stellplatz würde verhindern, dass sich überall in der Stadt kleinere Sinti- und Roma-Gruppen bildeten. Schruoffenegers These: Der Senat hat einfach nicht genug Interesse an dem Thema – und den Sinti und Roma fehlt die Lobby.

Im bürgerlichen Steglitz-Zehlendorf stößt das Projekt bei vielen auf Widerspruch. Schon vor einigen Jahren protestierten Anwohner aus Nikolassee gegen den Ausbau – obwohl es rund um den Stellplatz nur Wald und keine direkten Nachbarn gibt.

Christine Cornelius

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