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Berlin: Noch drehen sich die Kräne

Olympiastadion, Allianz-Türme oder Fernbahnhof Papestraße – der Augsburger Baukonzern ist überall dabei

Stadtbekannt ist das blaue Firmenzeichen. Spätestens, seit Walter Bau unter großer öffentlicher Anteilnahme das Olympiastadion teilweise abriss und für die kommende Fußball-WM 2006 neugestaltete, hat das Augsburger Unternehmen einen Namen in Berlin. Doch der einst so mächtigen Baufirma droht das Ende. Zwar haben eine Reihe von Banken dem Sanierungsplan inzwischen zugestimmt. Doch wenn nur eine der 27 Banken den Plan ablehnt, könnte Walter Bau bereits heute Insolvenz anmelden müssen. Dies könnte sich auch auf die aktuellen Berliner Bau-Projekte auswirken.

Rund 550 seiner insgesamt etwa 10000 Bauarbeiter sind laut Walter Bau in Berlin und Brandenburg beschäftigt, ein Großteil davon an der Baustelle Papestraße, wo direkt an der Stadtautobahn – mit Zufahrten in zwei Parkhäuser – der große Fernbahnhof entsteht. Ende Mai 2006 soll der Fernbahnhof mit der Nord-Süd-Verbindung in Betrieb gehen. Die wirtschaftlich schwierige Lage des Unternehmens wollte ein Bahnsprecher gestern nicht kommentieren. „Wir sind nicht für Spekulationen da. Es gibt einen Vertrag mit Walter Bau und wir gehen davon aus, dass sie den erfüllen werden.“

Von den Bauherrn der Schloss-Galerie in Steglitz war dagegen gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Von dem großen Einkaufszentrum, das voraussichtlich im Frühjahr 2006 an der Schloßstraße eröffnet werden soll, sind bislang die Kellergeschosse fertig, das wirklich große Bauen steht unmittelbar bevor. „Hier entsteht der Stolz von Steglitz“, steht am Bauzaun, und auch hier verkündet das blaue Schild, wer beteiligt ist: Walter Bau.

Walter Bau ist seit mehr als vier Jahren verantwortlich für den Umbau des Olympiastadions. Im Sommer wurde die für 242 Millionen Euro sanierte Arena feierlich eröffnet, bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 stehen nur noch kleinere Umbauten an. „Wir sehen für die WM keine Probleme“, sagt Andreas Berr, Stadionprojektleiter des Senats. Auch die anderen WM-Stadien – in Stuttgart, Kaiserslautern, Nürnberg –, an deren Umbau Walter Bau beteiligt ist, sind wohl nicht in Gefahr. „Die aktuelle Diskussion hat keine Folgen für das Baugeschäft“, sagt Alexander Görbing, Sprecher von Walter Bau.

Den größten Teil des Geldes für den Umbau des Olympiastadions hat mit 195 Millionen Euro der Bund aufgebracht „und auch bezahlt“, heißt es bei Walter Bau. Die restlichen 47 Millionen Euro wurden vom Konzern als Kredit aufgenommen, für die wiederum das Land Berlin bürgt. Walter Bau ist außerdem zu 37,5 Prozent Gesellschafter der Betreibergesellschaft Olympiastadion GmbH – neben dem Land Berlin (25,5 Prozent) und Hertha BSC. „Für die Gesellschaft ergeben sich momentan keine Konsequenzen“, sagt Dieter Hoeneß, der Manager von Hertha BSC. Die Arena wird 13 Jahre lang von diesen drei Partnern betrieben. Jährlich muss das Fußballgeschäft fünf Millionen Euro einspielen, weitere 2,5 Millionen müssen durch andere Veranstaltungen in die Kasse kommen, damit der Kredit zurückgezahlt werden kann und die Betreiber Geld verdienen. Dass Walter Bau aussteigt, glaubt bislang niemand. Herthas Manager Hoeneß sagt: „Selbst im Fall der Insolvenz, würde ein Insolvenzverwalter darüber zu befinden haben, ob man diese Anteile hält“.

André Görke[Christian van Lessen], Mi

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