zum Hauptinhalt
Tempelhof

© dpa

Noch ein Flugtag: Die letzten Starts in Tempelhof

An diesem Montag sollen die drei verbliebenen Kleinflugzeuge abheben. Dafür wird der Bauzaun beiseite geschoben – und per Funk gelotst.

So einen Start hat es in Tempelhof noch nie gegeben – und wird es auch nie wieder geben: Ein letztes Mal werden Piloten den Schlagbaum zum Eingang passieren. Unter den Augen von Behördenmitarbeitern und Sicherheitskräften wird erst der Bauzaun mit den Betonfüßen auf dem Vorfeld beiseite geschoben. Dann können die drei Flugzeuge – bei Westwind – zur südlichen Startbahn in Höhe Leinestraße rollen. Die Piste ist schon mit weißer Farbe als stillgelegt markiert. Gelotst werden sie per Funk, in der Luft nehmen die Piloten dann Kontakt mit dem Tower in Schönefeld auf. Um das Gelände herum werden „Planespotter“ mit Fotoapparaten und Videocams lauern, der Start soll gegen 12 Uhr stattfinden. Wer Schlusslicht ist, war gestern noch unklar. So sieht er aus, der allerletzte Flugtag auf dem einstigen Airport, der in der Nacht zum 31. Oktober geschlossen wurde.

Deshalb mussten die drei Piloten, wie berichtet, erst eine „Außenstartgenehmigung“ bei der Luftfahrtbehörde beantragen – solche seitenlangen Papiere müssen Piloten auch vorweisen, wenn sie etwa nach einer Notlandung von einer Wiese starten möchten. Probleme mit Eis und Schnee gebe es nicht, sofern kein extremer Seitenwind wehe, sagt Experte Thomas Kärger vom „Pilot/Controller Club Berlin-Brandenburg“: „Die Maschinen heben so schnell ab, die könnten sogar schräg zur Bahn starten.“

Für Detlef Bosin, im Beruf Air-Berlin-Pilot, Flugsachverständiger, Fluglehrer und auch im Privatleben begeisterter Pilot, enden damit „nervenaufreibende Wochen“. War dem Piloten der Beechcraft Bonanza doch ebenso wie denen der Antonow-Doppeldecker der Gesellschaften LTS Flugdienste sowie Air Tempelhof vorgeworfen worden, mit dem Ausharren in Tempelhof nur provozieren oder einen PR-Gag landen zu wollen. Jetzt gaben ihnen die Behörden recht: Wegen des schlechten Wetters war es aus Sicherheitsgründen nicht möglich, am Schließungstag zu starten. Bei der Flughafengesellschaft hieß es zunächst, die Piloten müssten Tieflader für den Abtransport bestellen, was jeden rund 50 000 Euro gekostet hätte. Nun ist doch der Luftweg offen.

Dafür muss auch Pilot Bosin heute den Vorschriften zufolge einen Begleiter mitbringen, „der im Notfall Erste Hilfe leisten und die Feuerwehr alarmieren kann“. Eine deutsche Besonderheit sei zudem die Vorschrift, dass jemand mit einem Telefon in der Nähe bereitstehen müsse. Dann wird sich Bosin mit seiner Frau, die ebenfalls den Flugschein besitzt, in die Maschine setzen, die ein Bekannter verchartert und die zehn Jahre in Tempelhof stationiert war. Bei Tempo 140 werden sie abheben. Die Flüge nach Schönhagen und Schönefeld dauern knapp zehn Minuten – die erwarteten Proteste gegen die Schließung am letzten Flugtag in Tempelhof wohl länger. 

Annette Kögel

Zur Startseite