zum Hauptinhalt

Berlin: Noch immer rollt die Mark

Täglich kommen bis zu 500 Kunden in die Euro-Umtauschstelle

Der Griff zum Hammer ist Monika Weweling schwer gefallen – „aber irgendwann habe ich das Sparschwein eben doch geschlachtet.“ Nun steht sie mit einer Handvoll Fünf-Mark-Stücke da. „Als ich mir das Rauchen abgewöhnen wollte“, sagt sie, „habe ich für jede nicht gekaufte Packung die fünf Mark reingeworfen.“ Lang hat sie offenbar nicht durchgehalten – mit 15,34 Euro kommt sie aus der Umtauschstelle der Landeszentralbank beim Auswärtigen Amt in Mitte. 30 Mark, sechs Päckchen gespart, „gerade mal ein Abendessen beim Thailänder.“ Sie hat ja eigentlich noch mehr Mark-Münzen, „aber einen kompletten Satz hebe ich auf alle Fälle auf.“

Bei Mike Peters aus Birmingham sieht die Sache anders aus. Vor einigen Jahren war er mal auf Deutschland-Besuch, nun hat er noch 123 Mark, die kleineren Münzen hat er nicht mehr gefunden. Zur Sparkasse ist er damit zuerst gegangen, doch dort konnte man nichts mehr mit dem alten Geld anfangen. „Aber sie konnten mir sagen, wo ich wechseln kann.“ Er hat sich auf eine lange Schlange gefasst gemacht, doch nach zehn Minuten ist er wieder draußen, mit 62,89 Euro.

Touristen, bestätigt ein Mitarbeiter der Landeszentralbank, machen in der Tat einen erheblichen Anteil der Kunden aus. Bis zu 500 kommen täglich zwischen 8.30 und 13 Uhr in die Kurstraße 40. „Sie können in ihren Heimatländern D-Mark oft gar nicht mehr oder nur sehr schwer umtauschen.“

Doch auch am Werderschen Markt können nicht alle Geldwechsel-Wünsche erfüllt werden. Sabine Klausner kommt mit 15 000 italienischen Lire und wird wieder weggeschickt. Scheine aus den Euro-Ländern tauscht die Landeszentralbank nur noch um, wenn am Ende mehr als 20 Euro herauskommen. Doch ganz unverrichteter Dinge muss die Frau nicht abziehen. „Mit der U 2 und mit der U 6 zur Friedrichstraße“, bekommt sie noch mit auf den Weg. Die Reisebank im Bahnhof tauscht auch hinfällig gewordene Währungen, behält allerdings 30 Prozent Kommission ein. Dafür kann man dort auch fremde Münzen loswerden. Ganz ohne Gebühren könnte Frau Klausner das Geld in Italien direkt in Euro umwechseln, „aber ich weiß nicht, wann ich da wieder hinkomme.“

Doch auch exotische D-Mark-Scheine bekommen die Mitarbeiter am Werderschen Markt immer wieder zu Gesicht. Alte Banknoten, die schon seit vielen Jahren nicht mehr gültig sind, werden ebenso getauscht wie die Münzen der Ausgabeserie „Bank Deutscher Länder.“ „Es ist schon erstaunlich, wie viel D-Mark noch im Umlauf sind“, sagt Friedhelm Meier, der ehemalige Euro-Umstellungs-Beauftragte bei der Landeszentralbank. Neben Privatkunden kommen nach seinen Worten „viele Geschäftsleute, die als besonderen Kundenservice noch D-Mark akzeptieren.“ Auch C & A wird also nochmals vorstellig: In dem Bekleidungshaus kann man vom 30. November bis 7. Dezember nochmal mit D-Mark bezahlen.

Dankend angenommen wird das alte Geld auch als Spende. Im Technikmusum in Kreuzberg kann man Münzen aller Art in einen großen Trichter rollen lassen; im durchsichtigen Behälter mischen sich D-Mark und Euro, Franc und Franken. Museumsbetreiber und Kirchengemeinden müssen die Münzen entweder im Ursprungsland oder bei der Reisebank tauschen – Sonderregelungen für gemeinnützige Zwecke sind bei der Landeszentralbank nicht vorgesehen.

Landeszentralbank: Kurstraße 40, Mo.-Fr. 8.30-13 Uhr; Reisebank: Bahnhof Zoo, täglich 7.30 bis 22 Uhr, auch in Friedrichstraße und Ostbahnhof (kürzere Öffnungszeiten).

Jörg-Peter Rau

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false