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Berlin: Noch lange nicht im Gleichgewicht

Den Bäumen der Region geht es wieder besser. Doch als gesund gelten in Berlin laut Zustandsbericht gerade Mal 16 Prozent

Dem Berliner Wald geht es wieder etwas besser, aber keineswegs gut. Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Waldzustandsbericht sind die Bäume auf 16 Prozent der Waldfläche gesund. Das bedeutet eine klare Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als nur ein Zehntel der Berliner Wälder für gesund befunden worden war. Der Anteil der leicht und schwer geschädigten Bäume ging um jeweils drei Prozent zurück: Aktuell haben 55 Prozent des Stadtwaldes leichte Schäden. 29 Prozent gelten als schwer geschädigt – wobei die Verlichtung der Kronen als Maßstab für den Zustand der Bäume gilt.

Besser geht es vor allem den Eichen, die extrem unter dem Rekordsommer 2003 gelitten hatten. Zwar haben sie sich selbst nach fünf Jahren nicht von der monatelangen Trockenheit und Hitze erholt, aber der Anteil der starken Schäden sank binnen Jahresfrist von 69 auf 57 Prozent. Doch gerade mal vier Prozent der hauptstädtischen Eichen sind offensichtlich gesund. „Kein Grund zur Entwarnung“, heißt es folglich im Waldzustandsbericht.

Den in der Region nach wie vor dominierenden Kiefern geht es zwar insgesamt noch vergleichsweise gut, aber der erfreuliche Trend der Vorjahre ist abgerissen: Der Anteil der deutlichen Schäden stieg von 20 auf 24 Prozent.

Die Zeiten alljährlicher Verbesserung sind also vorbei. Sie beschränkten sich auf die 90er Jahre, in denen vor allem die nachlassende Luftverschmutzung durch den Zusammenbruch der DDR den Bäumen guttat. Vor allem das giftige Schwefeldioxid, das – besonders in Kombination mit anhaltender Trockenheit – viele Bäume ihre Nadeln abwerfen ließ, ist seitdem kein allzu großes Problem mehr. Doch seit Ende der 90er ist das Bild nicht mehr so positiv, und immer stärker fällt laut dem Bericht der Klimawandel ins Gewicht. „Witterungsextrema mit hohen Temperaturen und Niederschlagsdefiziten in der Vegetationsperiode treten in den letzten Jahren gehäuft auf“, heißt es dazu. Und: „Das Risiko von Witterungsextremen nimmt mit der Klimaerwärmung zu.“

Betrachtet man die gesamte Region, geht es mit dem Wald seit dem Jahr 1999 stetig bergab. Denn im Land Brandenburg sind die Wälder zwar insgesamt besser intakt als in Berlin, aber der Anteil der stark geschädigten Bäume hat dort gegenüber dem Vorjahr gleich um vier auf 16 Prozent zugelegt. Vor allem Kiefern und Buchen sind betroffen, während sich die Eichen dank des extrem regenreichen Jahres 2007 zumindest etwas erholten. Alles in allem hat gut ein Drittel der Waldfläche in Brandenburg keine sichtbaren Schäden.

Doch es ist nicht damit getan, den Wald einfach in Ruhe zu lassen: „Die bisherigen Fortschritte zur Reduzierung der Fremdstoffbelastung und zum Klimaschutz sind zur nachhaltigen Stabilisierung der Waldökosysteme in der Region nicht ausreichend“, heißt es im Bericht. Noch immer bekämen die Bäume zu viel Stickstoff – eine typische Folge intensiver Landwirtschaft. Und ganz wichtig sei, dass weniger „Vorläufersubstanzen der Ozonbildung vor allem aus verkehrsbedingten Emissionen“ entstünden. „Hierbei hat der Ballungsraum Berlin besondere Verantwortung.“ Im Klartext: Der Straßenverkehr ist noch immer zu dreckig. Hauptproblem sind die aus Dieselmotoren stammenden Stickoxide, die die Bildung des bodennahen Ozons anregen und auch für Menschen giftig sind. Im Jahr 2010 tritt für diesen Schadstoff eine EU-Richtlinie in Kraft – zeitgleich mit der zweiten Stufe der Umweltzone. Wie viel zu tun ist, zeigt ein Blick auf die künftigen Grenzwerte: Sie werden an fast allen Hauptverkehrsstraßen ständig überschritten. Entsprechend zurückhaltend reagierte Verkehrsstaatssekretärin Maria Krautzberger auf den Bericht: Der Ausstoß von Stickoxiden aus dem Verkehr müsse „weiter reduziert werden“, erklärte sie.

Bundesweit gilt ein Viertel der Waldfläche als deutlich geschädigt. Im vergangenen Jahr lag die Quote noch bei 28 Prozent. Erholt haben sich vor allem die Buchen, während die Eichen auch in anderen Bundesländern leiden: Jede zweite hat deutliche Lücken in der Krone.

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