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Immer wieder Ärger: Die S-Bahn hat sich in Berlin in den vergangenen Monaten wenig Freunde gemacht.

© dpa

Noch zu viele Wagen kaputt: S-Bahn kann Versprechen nicht halten

Tagesspiegel-Informationen zufolge wird die S-Bahn ihren Normalbetrieb nicht wie geplant im Dezember wieder aufnehmen können - die Reparaturen gehen zu langsam voran. Das Unternehmen schweigt.

Fahrgäste der S-Bahn müssen sich darauf einstellen, dass der Normalbetrieb noch länger ans bisher angenommen auf sich warten lässt. Nach Tagesspiegel-Informationen haben Berechnungen der S-Bahn ergeben, dass das Ziel, im Dezember auf allen Linien wieder zum normalen Fahrplan zurückzukehren, sich nicht erfüllen lässt. Eine Stellungnahme des Unternehmens gab es bis Redaktionsschluss nicht.

Um wieder auf allen Linien fahren zu können, müssen nach Angaben der S-Bahn 501 der vorhandenen 630 Doppelwagen einsetzbar sein. Interne Untersuchungen haben nach Tagesspiegel–Informationen aber gezeigt, dass nicht mehr als 420 dieser sogenannten Viertelzüge auf die Gleise geschickt werden können. Mehr schaffen die Werkstätten nicht, obwohl die Kapazitäten erweitert und Anfang des Jahres auch die 2006 geschlossene Werkstatt Friedrichsfelde wieder den Betrieb aufgenommen hat.

Nach dem Bruch eines Rades und festgestellten Rissen in Achsen müssen die vorhandenen Fahrzeuge auf Anordnung des Eisenbahn-Bundesamtes so häufig zu Kontrollen in die Werkstatt, dass ein Großteil der Fahrzeugflotte ständig blockiert ist. Die Fristen sind zum Teil so knapp, dass es der S-Bahn bisher nicht gelungen ist, die nur vorübergehend abgestellten Fahrzeuge der Baureihe 485, die noch in der DDR entwickelt worden sind, wie geplant wieder rollen zu lassen. Statt 15 Doppelwagen sind meist nur vier im Einsatz.

So hat die S-Bahn auch ihr Zwischenziel nicht erreicht, derzeit täglich 416 Doppelwagen einzusetzen.In den vergangenen Tagen waren es stets weniger. Selbst zum ersten Fußballspiel von Hertha BSC am Freitagabend, als 40 000 Zuschauer im Olympiastadion erwartet und mehr als 48 000 gekommen waren, musste sie einen geplanten Sonderverkehr kurzfristig abblasen, weil es zu wenig einsatzfähige Fahrzeuge gab.

Nach Tagesspiegel-Informationen sucht die Geschäftsführung nach Zwischenlösungen, zu denen auch der Bau einer Container-Werkstatt gehören könnte. Doch wie bei allen Entscheidungen, die Geld kosten, muss hier auch der Konzern zustimmen. Entspannen soll sich die Lage erst im nächsten Jahr, wenn die bestellten neuen Achsen und Räder geliefert sind und eingebaut werden können. Bei nicht erbrachten Leistungen kürzt der Senat seine Zuschüsse an die S-Bahn. Der im Juni nachverhandelte Vertrag, der weitere Sanktionsmöglichkeiten vorsieht, ist allerdings, wie berichtet, immer noch nicht unterschrieben.

Derzeit fallen die Linien S 45 (Schönefeld–Südkreuz) und S 85 (Waidmannslust–Grünau) weiter aus; auf der S 25 entfällt der Zehn-Minuten-Takt zwischen Teltow und Potsdamer Platz/Gesundbrunnen, der auch auf der S 1 zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz nicht angeboten wird. Und selbst wenn die S-Bahn wieder nach Fahrplan unterwegs ist, wird es noch mindestens bis Dezember 2011 dauern, ehe die Züge auch wieder mit der vorgesehenen Wagenzahl fahren.

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