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Berlin: Norbert Kleemann arbeitet ab März als City-Manager zwischen Hermannplatz und S-Bahnhof Neukölln

An Ideen mangelt es Norbert Kleemann nicht. "Urlaub in Neukölln", heißt eines seiner fernen Projekte.

An Ideen mangelt es Norbert Kleemann nicht. "Urlaub in Neukölln", heißt eines seiner fernen Projekte. Er könne sich auch vorstellen, dass einmal japanische Touristen aus dem Hotel Estrel zu Shopping-Touren über die Karl-Marx-Straße geführt werden. Eine andere Vision von ihm ist, Handwerk und Gewerbe in den Seitenstraßen der Einkaufsmeile neu anzusiedeln.

Kleemann wird ab März ihr zweiter City-Manager, so eine Art Moderator, der verschiedene Aktivitäten zugunsten der Karl-Marx-Straße koordinieren und Ansprechpartner für die Händler sein soll. Im Dienste der AG Karl-Marx-Straße, einem Zusammenschluss von etwa 45 Händlern, darunter Hertie, Media Markt und das noch nicht fertig gestellte Forum Neukölln, soll der 47-Jährige das fortführen, was Vorgängerin Carol Davidovski 1999 anschob: Da wurden Modenschauen, ein Osterfest und ein Nikolausumzug veranstaltet, um Kunden anzuziehen. Das Bezirksamt ließ auf einem Teil der Straße die Bürgersteige verbreitern und eine Umfrage wurde in Auftrag gegeben, um die Probleme des Geschäftszentrums ausfindig zu machen. Diese ähneln denen anderer Einkaufsstraßen: Die riesige Konkurrenz macht ihm zu schaffen, die Leute geben weniger Geld als früher aus. An der Karl-Marx-Straße fehlen zudem Cafés, Parkplätze sowie kleine Parks, in denen man sich vom Kaufen erholen kann.

Norbert Kleemann sieht aus wie ein Kulturmensch, und er ist auch einer: Graue Haare, Schnauzbart, schwarzes Jacket. Bis 1996 war der gebürtige Berliner Kulturmanager in Frankfurt am Main, hat dort mit Kulturfesten Werbung für Stadtteile gemacht. Vorher arbeitete er in Berlin für die Kulturfabrik Osloer Straße. Nach seiner Frankfurter Zeit war er Geschäftsführer des Kulturnetzwerks Neukölln, das Einrichtungen wie die Neuköllner Oper, den Saalbau, die Galerie im Körnerpark, die Werkstatt der Kulturen oder das Puppentheater vereint.

Seine Verbindungen zu Künstlern will er für die Einkaufsstraße nutzen. Klar, dass die "48 Stunden Neukölln", so eine Art "Lange Nacht" von Theatern und Ausstellungen, in diesem Jahr auch wieder für die Karl-Marx-Straße werben soll. Zudem habe er vor, Wandergalerien für Schmuck, Kleidung, Bilder und Möbel in leer stehenden Ladengeschäften einzurichten. Dass es im Bezirk dafür ein kunstinteressiertes Publikum gibt, steht für Kleemann außer Frage.

Unterstützung erhält Kleemann von einer Treptower Werbeagentur, die in diesem Jahr unter anderem mit Flyern auf das Parkplatzangebot rund um die Karl-Marx-Straße aufmerksam machen und gemeinsame Anzeigen unter einem Logo schalten will. Der City-Manager hat zudem die Aufgabe, weitere Mitglieder zwischen Hermannplatz und S-Bahnhof-Neukölln für die AG zu werben. Eine gemeinsame Weihnachtsbeleuchtung gebe es schon, künftig werde man vielleicht auch einenen Strompool bilden und einen Geschäftsrabatt für Telefonate aushandeln, sagt Kleemann.

Wunder könne er aber nicht vollbringen, eher die Bedingungen verbessern, so dass Geschäfte herziehen statt zu schließen. Aber den augenblicklich drohenden Konkurs eines Fernsehhändlers in der Karl-Marx-Straße beispielsweise könnte er als City-Manager auch nicht abwenden. Was den Preiskampf unter den Multi-Stores und die Konkurrenz zu den Kleinen angeht, hat Kleemann kaum Illusionen. Die Einzelhändler sollten ihre Stärken heraus arbeiten, auf Service und gute Ware setzen. Dass einige dem Wettbewerb nicht standhalten können sei für ihn klar. Kleemann: Der Fernsehhändler "wird nicht der letzte gewesen sein".

Tobias Arbinger

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