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Insolventes Sozialunternehmen: Nothilfe für Treberhelfer

Beschäftigten der Treberhilfe könnte die Insolvenz des Sozialunternehmens helfen, ihre noch ausstehenden Gehälter zu erhalten. Ein Insolvenzverwalter verhandelt mit Investoren über eine teilweise Übernahme.

Für Beschäftigte und Klienten der Treberhilfe könnte die Insolvenz der gemeinnützigen Gesellschaft zum Befreiungsschlag werden. Der vom Gericht eingesetzte Verwalter Christian Köhler-Ma nimmt die Verhandlungen mit vier Investoren auf, die an einer Übernahme der Gesellschaft oder von Teilen davon interessiert sind. Zudem kündigte der Insolvenzverwalter an, einen Teil der seit Mitte Juli ausstehenden Gehälter der 146 Mitarbeiter durch die Aufnahme von Krediten möglichst kurzfristig auszuzahlen. Auch die Senatssozialverwaltung sagte dem Insolvenzverwalter ihre Unterstützung zu.

Der scheidende Staatssekretär Rainer-Maria Fritsch (Linke) erklärte: „Ich halte eine Überleitung von Betriebsteilen auf Dritte, neue Verträge und ein Ende der Gerichtsverfahren für wahrscheinlich.“ Das Land Berlin hatte der Treberhilfe Verträge gekündigt. Auch einige Bezirke beendeten die Zusammenarbeit. Daraufhin brach der Umsatz der Treberhilfe ein. Die Mitarbeiter bekamen keine Gehälter mehr und für 100 Wohnungen, in denen Obdachlose untergebracht sind, wurde keine Miete mehr gezahlt. Einige Vermieter erwirkten Räumungstitel gegen die Treberhilfe-Klienten.

„Wir sprechen mit den Vermietern und versuchen, die Räumungen zu stoppen“, sagte Insolvenzverwalter Köhler-Ma. Aussichtslos ist das nicht: Die Treberhelfer – Sozialarbeiter, Erzieher und Psychologen – leisten nach allgemeiner Einschätzung ausgezeichnete Arbeit. Unter den vier potenziellen Investoren sind nach Recherchen des Tagesspiegels die Caritas, die Stadtmission und eine Evangelische Schwesternschaft. Durch die Insolvenz ist die Treberhilfe dem Einflussbereich ihres umstrittenen Gründers Harald Ehlert entzogen. Deshalb will auch der Senat „alles tun, um die Betreuungs- und Beschäftigungsverhältnisse zu sichern“, so Fritsch.

Bisher war dies nicht möglich. Die Treberhilfe hatte ihre finanziellen Schwierigkeiten lange bestritten. Nun ist sicher: Löhne in Höhe von 1,2 Millionen Euro und Mieten in Höhe von 1,6 Millionen Euro konnte die Gesellschaft nicht bezahlen. Und die eigenen Immobilien sind verschuldet, sagte Köhler-Ma.

Einige Treberhilfe-Einrichtungen haben bereits geschlossen, weil nicht mehr genügend  Mitarbeiter zur Verfügung standen.

Am Donnerstagnachmittag unterzeichneten die Wohlfahrtsverbände den „Transparenz-Kodex“. Er sieht vor, dass Geschäftszahlen und Personalstruktur der freien Träger veröffentlicht werden. Die Senatsverwaltung für Jugend will künftig nur noch mit Trägern zusammenarbeiten, die diesen Kodex einhalten. Thomas Loy/Ralf Schönball

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